Startseite
Icon Pfeil nach unten
Sport
Icon Pfeil nach unten

Biathlon: Starker Arnd Peiffer

Biathlon

Starker Arnd Peiffer

    • |
    Wieder einmal obenauf. Arnd Peiffer feiert auf den Schultern seiner Teamkollegen den WM-Titel im 20-Kilometer-Rennen. Es ist das fünfte WM-Gold seiner Karriere.
    Wieder einmal obenauf. Arnd Peiffer feiert auf den Schultern seiner Teamkollegen den WM-Titel im 20-Kilometer-Rennen. Es ist das fünfte WM-Gold seiner Karriere. Foto: dpa

    Ein Klaps. Ein Händedruck. Von Mann zu Mann. Von Weltmeister zu Weltmeister. Von einem, der weiß, was der andere geleistet hat. Zwei Gesten statt voluminöser Worte. 1999 schafft zuletzt Sven Fischer, was Arnd Peiffer gestern gelingt: Gold im Einzel. Der 31-Jährige holt die erste Medaille für die deutschen Männer außerhalb der Staffel. Ausgerechnet in jener Disziplin, bei der er zuvor noch nicht einmal auf dem Podium gestanden hat. „Ein bisschen habe ich nun meinen Frieden gemacht mit diesem verdammten Einzel“, sagt Arnd Peiffer. Ausgerechnet in Östersund, wo die Strecke so selektiv ist und Peiffer die Distanz geradezu verabscheut. „Aber man muss es nicht immer lieben, um eine gute Leistung zu bringen.“

    Ordentliche Rennen liefert er bei dem Traditionswettbewerb mehrfach ab, stets ohne Lohn. Wie bei der WM 2012 in Ruhpolding, wo er einen Fehler zu viel schießt, was ihn noch Jahre danach wurmt. Dabei sprechen die Bedingungen in Östersund nicht für Arnd Peiffer: Neuschnee und Hochkonjunktur für das schwedische Kehrkommando am Schießstand. Doch bei böigen Winden bleibt der Mann aus dem Harz extrem konzentriert – und fehlerfrei. Gleich vier Mal. Der Schlüssel zum Sieg. Gezeichnet von der Belastung, liegt Peiffer ausgepumpt im Ziel. 20 Kilometer verteilt auf fünf Runden heißt Akkordarbeit für die Muskulatur. Dank eines guten Rhythmus kommt der Deutsche als Schnellster durch. Vor dem Bulgaren Wladimir Iljew und Tarjei Bö aus Norwegen.

    „Arnd ist einfach ein super stabiler Schütze“, sagt Benedikt Doll (10.), „ich nenne ihn immer Maschine, weil er in jedem Rennen das Beste rausholt und immer vorne mit dabei ist. Er ist ein fokussierter, aber entspannter Typ.“ Einer, der sich auch durch seinen Olympiasieg im Sprint nicht verändert hat. „Vielleicht sehen mich die Leute ein bisschen anders, aber ich wusste schon vorher, was ich kann und was nicht“, sagt der Mann, der seit April 2018 Ehrenbürger von Clausthal-Zellerfeld ist. Arnd Peiffer misst seine Leistungen nicht einzig an seinen großen Erfolgen. „Dann wäre ich nie so weit gekommen.“ Das Training, das er in den vergangenen Jahren etwas individueller gestaltet hat, spult er beileibe nicht entspannt ab. Besonders im Sommer bringen ihn die jungen Teamkollegen immer wieder an seine körperlichen Grenzen. Dadurch bleibt Peiffer demütig und sagt: „Ich muss mich genauso quälen wie zuvor.“ Er feilt weiter an Details, ist motiviert und schätzt die sachliche Art von Bundestrainer Mark Kirchner. Er vertraut ihm wie dem Co-Trainer Isidor Scheurl, gegen den er in der Jugend Rennen gelaufen ist. Peiffers persönlicher Gradmesser ist der Gesamtweltcup. Da wird er in den vergangenen zwei Jahren Vierter. Das bedeutet dem Vater der dreieinhalb Monate alten Antonia viel, ist es doch ein Zeichen von Konstanz. „Arnd ist ein ganz toller Typ, wir sind seit fast fünf Jahren gemeinsam auf der Bude, ich gönne es ihm total“, sagt Erik Lesser (11.). Warum er 50 Euro auf Peiffer gewettet hat, behalten die Teamkameraden für sich. In Schweden bestätigt er erneut, dass er beim Höhepunkt in Bestform ist.

    Etwas hilft ihm auch die Erfahrung. Bewusst stimmt er sich vor dem vierten und letzten Schießen auf die Komplexität seiner Aufgabe ein. Klar, der Druck steigt, nicht selten geht auch das Kopfkino an. Mehr aber spürt Arnd Peiffer die Belastung, die wackligen Beine und die Vibrationen, weil sein gesamter Körper arbeitet. „Wer Erfolg hat, hat recht. Ich könnte jetzt alles erzählen, was man Tolles machen kann“, sagt der Sieger. Tut einer wie Arnd Peiffer aber nicht.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden