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Kommentar: TV-Zensur wegen Bibiana Steinhaus - auch bei uns gab es Fußball-Mullahs

Kommentar

TV-Zensur wegen Bibiana Steinhaus - auch bei uns gab es Fußball-Mullahs

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    Im Iran nicht zu sehen: Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus.
    Im Iran nicht zu sehen: Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus. Foto: Tobias Schwarz, afp (Archiv)

    Den Iran in Frauenfragen als fortschrittlich zu bezeichnen, ist übertrieben. Andererseits dürfen Iranerinnen Auto fahren, Turkmeninnen nicht. Sollte die Iranerin hinterm Lenkrad allerdings singen, steht sie mit einem Bein im Gefängnis. Öffentlicher Gesang ist ihr verboten, erst recht solo und vor Männerohren.

    Wie sportbegeisterte Iranerinnen eingeschränkt werden

    Natürlich könnte sie die Karre mit Frauen füllen und die Fenster abkleben, aber irgendwo hört im Iran immer ein Mann mit. Ähnlich geht es auch der sportbegeisterten Landsfrau. Auf eine Iranerin mit Fan-Schal und Klub-Fahne vor dem Kassenhäuschen würden die Ordner wie auf einen Bundesliga-Besucher reagieren, der mit Wasserpfeife anrückt.

    Stadionbesuche sind Frauen im Iran untersagt, wenn gleichzeitig Männer zuschauen. Die Mullahs fürchten um das Anmutige, das sie in den Töchtern des Landes vermuten, wenn sie dem schlechten Benehmen der Männer auf den Rängen ausgesetzt sind. Nicht auszudenken, wie der von nackten Frauenknien entwöhnte Iraner alle Hemmungen fallen ließe, wenn eine Frau in Shorts das Spiel leitete.

    Das iranische Staatsfernsehen verzichtete genau deshalb auf die Übertragung des Bayernspiels in Augsburg. Hätte die sündige Bibiana Steinhaus eine der abgelegten Robben-Unterhosen getragen, vielleicht hätten die Mullahs ein Auge zugedrückt (und mit dem anderen geglotzt). So aber war sie dem Klerus zu heiß.

    Kaffeeservice für deutsche Fußball-Europameisterinnen

    Ehe wir uns nun vollends über das iranische Frauenbild erheben, sei an die deutsche Geschichte des Frauenfußballs erinnert, wo der regierende DFB noch 1955 den Frauen die Eignung für das Spiel absprach. „Im Kampf, der mit Einsatz, Verbissenheit und Zähigkeit geführt wird, verschwindet die Anmut der Weiblichkeit, erleiden Körper und Seele der Frau unweigerlich Schaden“, schwadronierten die deutschen Fußball-Mullahs.

    Wenn Frauen mitspielen durften, dann nur als Aushilfstorpfosten. Als sie 1989 ihren ersten EM-Titel gewannen, gab es vom DFB noch ein Kaffeeservice. Inzwischen haben sich immerhin auch die Stammtische an eine Blondine als Schiedsrichterin in der ersten Liga gewöhnt.

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