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Kommentar: Videobeweis: DFB zieht die Notbremse

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Videobeweis: DFB zieht die Notbremse

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    Helmut Krug wurde als Projektleiter Videobeweis abgesetzt.
    Helmut Krug wurde als Projektleiter Videobeweis abgesetzt. Foto: Frank Rumpenhorst (dpa)

    Der Videobeweis fordert sein erstes Opfer. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) setzt Hellmut Krug allerdings nicht allein deshalb als Chef des Projekts ab, weil der Einsatz des Assistenten im Kämmerlein nach jedem Bundesligaspieltag zu ausufernden Diskussionen führt – einige wenige wollen ihn sogar ganz abschaffen. Nein, Krug verliert seinen Job, weil er für den DFB als Führungskraft nicht mehr haltbar war. Der öffentliche und der interne Druck auf Krug hatten in den vergangenen Tagen derart zugenommen, dass der Verband die Notbremse ziehen musste. Funktionäre in dunklen Anzügen und bequemen Sesseln bevorzugen Ruhe, Kritik und bohrende Fragen stören sie massiv. Erst recht Skandale. Und auf dem Weg zu einem solchen befindet sich Krug.

    Gegen ihn stehen Vorwürfe im Raum: Der 61-Jährige soll in Entscheidungen des Videoassistenten eingegriffen und diesen überstimmt haben. Belastend kommt hinzu: Krug stammt aus Gelsenkirchen, begünstigt von den Entscheidungen war ausgerechnet das dort ansässige Schalke 04. Alles nur Zufall? Wer Krug Böses will, könnte gar von bewusster Manipulation sprechen.

    DFB setzt Entmachtung von Krug fort

    Nun hat der DFB Konsequenzen gezogen. Indem er Krug als Chef des Videobeweises abgesetzt hat, setzt er die Entmachtung des ehemaligen Schiedsrichters fort. Schon nach der jüngsten öffentlichen Auseinandersetzung zwischen Krug und Schiedsrichter Manuel Gräfe hatte der DFB Krug verwarnt. Dieser verlor dadurch seinen Platz in der Schiedsrichterkommission Elite. Gräfe hatte mehr Transparenz bei der Bewertung der Unparteiischen eingefordert, er kritisierte die Vetternwirtschaft unter Krug. So soll Krug die Karriere von Felix Zwayer begünstigt haben. Jener Zwayer war Schiedsrichter-Assistent im Team von Robert Hoyzer, der im Auftrag einer Wettmafia Spiele verschob. Gerichtsakten bestätigen, dass Zwayer vor einem Spiel 300 Euro von Hoyzer angenommen hat. Der DFB machte dies nie öffentlich, sperrte Zwayer allerdings für ein halbes Jahr. So viel zur Transparenz.

    Nun behilft sich der DFB vorerst damit, Krug aus der Schusslinie zu nehmen. Dieser bleibt DFB-Schiedsrichtermanager und ist weiter in das Projekt „Videoassistent“ eingebunden. Einen Neuanfang ohne den altgedienten Funktionär scheut der Verband. Noch.

    Im vergangenen Jahr hat der DFB eine Ethik-Kommission gegründet. Diese könnte nun beweisen, dass sie wirklich an Aufklärung interessiert ist.

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