Wie ein Taifun die Olympischen Spiele in Tokio durcheinanderbringt
Etwa 30 Wirbelstürme ziehen im August und September über Japan hinweg. Was der derzeitige Taifun Nepartak für Olympia bedeutet und wie die Einheimischen darauf reagieren.
Im Aufzug des Hotels hängt seit Montag ein neues Schild, auf dem vor Nummer 8 gewarnt wird. Man möge sich doch darauf vorbereiten, dass es draußen in den kommenden Stunden ein bisschen ungemütlich werden könne. Taxen und Busse könnten unpünktlich fahren, soweit diesbezüglich überhaupt noch eine Steigerung möglich ist. Ein Taifun sei im Anmarsch auf Tokio und das ist mit Blick auf die zahlreichen Außensportarten eine eher ungute Sache, wenn in der japanischen Metropole gerade Olympische Spiele stattfinden.
Bei den Organisatoren des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) herrschte denn auch angemessene Nervosität. Die Wettbewerbe der Rennkanuten wurden verschoben, die Entscheidung bei den Surfern vorverlegt. Ansonsten behalte man die Großwetterlage im Blick und sich weitere Änderungen am Terminkalender vor. Das Bundeskriminalamt, in Tokio für die Sicherheit der Sportler zuständig, bat darum, im olympischen Dorf alles Bewegliche von den Balkonen zu räumen.
Die Einheimischen sind routiniert im Umgang mit Taifunen
Erst Corona, dann die tropische Hitze und nun also auch noch ein Taifun, mag sich der Außenstehende da gedacht haben. Hilfreich ist es in dieser Situation, mit den Einheimischen zu sprechen. Von denen gibt es ja glücklicherweise knapp 40 Millionen im Großraum Tokio und die sind, auch was Taifune anbelangt, sehr entspannt. Routiniert werden die tropischen Wirbelstürme durchnummeriert, dieser trägt die Nummer 8 und heißt Nepartak.
Am Sonntag fegte er noch rund 1800 Kilometer von der Hauptstadt entfernt über das offene Meer südöstlich der Minamitori-Insel. Zu diesem Zeitpunkt warnten die japanischen Behörden noch vor Starkregen, stürmischem Wind und hohen Wellen. Einzelne Windböen könnten bis zu 130 Stundenkilometer erreichen. Im internationalen Blätterwald begann es zu rauschen, als fege der Wirbelsturm bereits durch Tokio. Olympia im Visier eines Taifuns – welch Schlagzeile.
Meteorologe sagt: Warnsystem bei Taifunen sehr ausgereift
Taro, der freundliche Wachmann am Eingang des Hotels, lächelt hinter seiner Maske. In seiner Version der englischen Sprache erklärt er dem ängstlichen Ausländer, dass das alles nur halb so wild sei. „Es wird regnen, es wird ein bisschen Wind wehen. Keine Angst, alles kein Problem. Bleiben Sie einfach drinnen“, sagt er und verbeugt sich freundlich. Bis zu 30 Taifune rauschen pro Saison, die normalerweise im August und September ist, über Japan hinweg. Ein Meteorologe der ARD sprach von einer „Standardbedrohung“, die, im Gegensatz zu den ebenfalls häufigen Erdbeben, gut vorhersehbar sei. Das Warnsystem sei sehr ausgereift und die Japaner sehr abgeklärt.
Am Dienstagvormittag folgten die Meteorologen dann Taros Prognose und gaben vorsichtige Entwarnung. Der Taifun habe sich abgeschwächt und drehe zudem von Tokio ab. In der Stadt regnete es am Dienstag leicht, ein laues Lüftchen rührte die drückend heiße Luft ein bisschen um. Die dunklen Wolken über der Skyline von Tokio sahen zwar bedrohlich aus, verzogen sich aber bald wieder. Und die Olympischen Spiele waren um eine Geschichte reicher.
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