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Bobfahren: Diskussion im Bobsport: Die Stürze von Altenberg und ihre Folgen

Bobfahren

Diskussion im Bobsport: Die Stürze von Altenberg und ihre Folgen

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    Beim Bob-Weltcup in Altenberg waren unter anderem die Italienerinnen Tania Vicenzino und Lucrezia Tavella gestürzt.
    Beim Bob-Weltcup in Altenberg waren unter anderem die Italienerinnen Tania Vicenzino und Lucrezia Tavella gestürzt. Foto: Robert Michael, dpa

    Die Sicherheitsdebatte im Bobsport hat an diesem Wochenende am Rande des Weltcups in Altenberg noch mal zusätzlich an Fahrt aufgenommen – begleitet von neuerlichen Stürzen. Sowohl beim Zweier-Rennen der Männer am Samstag als auch tags darauf bei den Frauen sowie im Viererbob gab es Stürze, unter anderem von der US-amerikanischen Toppilotin Elana Meyers Taylor, mehrfache Weltmeisterin und Olympiamedaillen-Gewinnerin, sowie der Berlinerin Lisa Buckwitz.

    Alle Athletinnen und Athleten blieben ohne größere Verletzungen, alle konnten nach den Stürzen selbstständig aus ihren Schlitten klettern. „Das tut mir total leid für alle. Zum Glück ist nichts Schlimmes passiert“, sagte Olympiasiegerin Laura Nolte. Sie gewann eine Woche vor der WM auf ihrer Heimbahn in Winterberg sowohl mit dem Mono- als auch mit dem Zweierbob, angeschoben von Deborah Levi.

    Stürze gehören zum Bobfahren dazu

    „Es war für uns alle schlimm, zu sehen und mitzuerleben, dass Athleten, die wir gut kennen, so schwer gestürzt sind und darunter leiden. Wir hoffen, dass sich die Trainings- und Wettkampfbedingungen gerade infolge von Stürzen jetzt verbessern“, sagte Levi, die nach fast zweijähriger Verletzungspause ihr Comeback feierte, und auch sie betonte: „Dass Stürze in unserem Sport dazugehören, wissen wir alle.“

    Thorsten Margis, viermaliger Olympiasieger und Anschieber von Bobdominator Francesco Friedrich, bestätigt das. „Stürze gehören natürlich dazu, aber nicht, was Sandro passiert ist“, so Margis. Er meinte den schwerverletzten Schweizer

    Unkontrolliert rutschender Schlitten verursacht schwere Verletzungen

    Der Anschieber wurde nach dem Sturz im Training benommen in der Bahn liegend von dem unkontrolliert zurück rutschenden Schlitten erfasst. Michel erlitt schwere Verletzungen im Oberschenkel- und Beckenbereich sowie im Brustkorb und wurde zweimal in der Dresdner Uniklinik operiert. Anfang der Woche soll laut Schweizer Verband eine dritte Operation erfolgen. Pilot Michael Vogt ist mittlerweile wieder zu Hause in der

    Es herrsche eine gedrückte Stimmung im Fahrerlager, so Margis, die Rennen rücken selbst so kurz vor der WM ein Stück weit in den Hintergrund. Eine Absage des Weltcups, wie sie beispielsweise das britische Team um Weltklasse-Pilot Brad Hall ins Gespräch brachte und welches schließlich freiwillig auf einen Start in Altenberg verzichtete, ist allerdings kein Thema gewesen.

    Auch die anderen Schweizer Mannschaften wollten unbedingt antreten, „um ein bisschen zurück in den Alltag zu kommen“, erklärte Melanie Hasler. Die beste Schweizer Pilotin ist liiert mit Vogt, der seinen WM-Start kommende Woche im Zweier abgesagt hat. Offen ist, ob er am ersten März-Wochenende bei der WM-Entscheidung im Vierer dabei sein kann.

    „Ich spüre schon, dass ich mit den Gedanken zerstreuter bin. Man kommt öfters mal ins Grübeln. Im Rennen konnte ich mich dann aber gut fokussieren, die Fahrten waren so weit okay“, sagte Hasler der Schweizer Tageszeitung Blick, und sie meinte: „Im Winter leben wir alle wie eine Familie fast 24/7 zusammen. Deshalb leide ich auch mit Sandro extrem mit.“

    Stürze lösen umfassende Sicherheitsdebatte aus

    Die schweren Stürze vom Dienstag, außer Vogt stürzte der deutsche Viererbob von Johannes Lochner, sind zweifellos das beherrschende Thema in diesen Tagen in Altenberg – und Auslöser für eine umfassende Sicherheitsdebatte im Kufensport.

    Gut 100 Athletinnen und Athleten waren am Freitag beim kurzfristig angesetzten und von den Sportlern organisierten Treffen in einem Altenberger Hotel dabei, dazu rund 70 per Video zugeschaltet. „Das hat uns allen ziemlich viel Mut gemacht, und es war eine sehr konstruktive Sache“, meinte Margis. Niemand habe dabei dem Weltverband IBSF oder den Organisatoren in Altenberg Vorwürfe gemacht. „Allen ist klar, dass es überall auf der Welt hätte passieren können – wenn die Schlitten beim Zurückrutschen nicht aufgehalten werden“, betonte der 34-Jährige.

    Mit konkreten Forderungen will man nun an die IBSF herantreten. So soll es ab nächster Saison einen Sicherheitsbeauftragten beim Verband geben, „der als Ansprechpartner für alle Athleten und Trainer immer vor Ort ist“, so Margis. Außerdem sollen an den Ausläufen künftig immer ausreichend Helfer stehen, die gestürzte Schlitten aufhalten können. Für die Sportler soll darüber hinaus das Tragen von Teflon-Westen verpflichtend sein, um nach einem Herausschleudern aus dem Bob und dem Rutschen im Eiskanal die daraus resultierenden schweren Hautverbrennungen zu vermeiden. Der Verband hat seinerseits angekündigt, die Sicherheitskonzepte an allen Bahnen zu überprüfen und zu optimieren.

    In der nächsten Saison, ist sich Toppilot Friedrich sicher, werde es neue Sicherheitspakete geben. Nun gehe es darum, „diese Saison ordentlich zu Ende zu bringen“. Und Margis stellt de facto stellvertretend für alle Bobfahrer fest: „Ich freue mich auf die WM, keine Frage. Doch den Rest dieser Saison sind die Gedanken bei den Schweizern und vor allem bei Sandro.“

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