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Bundesliga: Ist Frankfurts Präsident Peter Fischer nach den Kokain-Ermittlungen noch haltbar?

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Ist Frankfurts Präsident Peter Fischer nach den Kokain-Ermittlungen noch haltbar?

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    Gegen Eintracht Frankfurts Präsidenten Peter Fischer wird wegen Kokain-Besitzes ermittelt.
    Gegen Eintracht Frankfurts Präsidenten Peter Fischer wird wegen Kokain-Besitzes ermittelt. Foto: Frank Rumpenhorst, dpa

    Vorweg: Peter Fischer, fast zwei Meter groß, ist nicht zu übersehen, und eigentlich auch nicht zu überhören. Von den inzwischen weit mehr als 120.000 Mitgliedern von Eintracht Frankfurt hat gefühlt schon jeder mindestens einmal mit dem volksnahen Präsidenten Kontakt gehabt, ein Selfie gemacht oder ein Bier getrunken. "Peter gibt einen aus!" wird bei Auswärtsfahrten gesungen, wenn sich der Lebemann an den Hotspots in Rom oder Mailand, Lissabon oder London unters Volk mischt.

    Seine bisweilen krächzende Stimme ist längst ein Markenzeichen geworden, fast so eng verbunden mit dem Traditionsverein wie Steinadler Attila, den die Tierschutzorganisation Peta neuerdings am liebsten aus der Arena verbannen würde. Noch früher könnten womöglich Auftritte des Präsidenten Geschichte sein. Denn wenn sich die am Montag publik gewordenen Vorwürfe des unerlaubten Erwerbs und Besitzes von Kokain erhärten, dann ist das seit 2000 amtierende Vereinsoberhaupt nicht mehr zu halten. Ein laxer Umgang mit Drogen passt nicht zur gesellschaftlichen Vorbildfunktion, die inzwischen dieser Verein und insbesondere sein Präsident nach außen für sich reklamieren.

    Fischers 13-jähriger Sohn soll in der Schule Kokain konsumiert haben

    Am Montag bestätigte die Staatsanwaltschaft Frankfurt ein Ermittlungsverfahren, deren Umstände sich nicht so anhören, als stecke dahinter ein Kavaliersdelikt. Fischers 13 Jahre alter Sohn soll mit einem Freund in der Schule Kokain konsumiert haben. Die Mutter des Freundes stellte Verhaltensauffälligkeiten bei ihrem Sohn fest und verständigte die Schule und die Polizei, die vergangene Woche frühmorgens in Fischers Haus im Frankfurter Westend anrückte.

    Die Spürhunde schlugen an. Der Test mit Kokain-Rückständen auf Fischers Nachttisch sei daraufhin positiv ausgefallen. Oberstaatsanwältin Nadja Niesen, die vor zweieinhalb Jahren schon die Steuerrazzia gegen den Deutschen Fußball-Bund (DFB) veranlasste, ermittelt auch gegen Fischers Ehefrau und seinen zweiten, ebenfalls im Haus lebenden 25 Jahre alten Sohn, der bereits ein diverses Vorstrafenregister aufweisen soll. Unter anderem wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz.

    Eintracht-Präsident Fischer vertritt politisch eine klare Haltung

    Seine Beliebtheit und Bekanntheit an der Basis hat Fischer, der in seinem Amt ein sattes fünfstelliges Monatsgehalt plus Boni beziehen soll, auch seinem energischen Eintreten gegen jede Form von Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung zu verdanken. Ende 2017, nachdem die AfD in den Bundestag eingezogen war, rief er öffentlich dazu auf, dass Anhänger einer Partei, "in der es rassistische und menschenverachtende Tendenzen gibt", nichts bei der Eintracht zu suchen hätten. Diese klare Haltung vertrat er mit voller Überzeugung. Fischer bekam für sein Engagement gegen Rassismus und Antisemitismus die Buber-Rosenzweig-Medaille; der 66-Jährige hielt erst vor zwei Wochen auf dem DFB-Campus am Erinnerungstag zum Holocaust-Verbrechen wieder eine flammende Rede, bei dem sich seine Stimme gleich mehrfach überschlug. Weil er die moralische Messlatte so hoch gelegt hat, wiegen die laufenden Ermittlungen so schwer.

    Der Großteil der Eintracht-Familie war stolz auf diesen Präsidenten, mit dem Vorstandssprecher Axel Hellmann seit langem eng befreundet ist. Wie sehr den Juristen, der interimsmäßig mit Oliver Leki (SC Freiburg) die Deutsche Fußball-Liga (DFL) führt, die Causa belastet, belegte dessen erste Reaktion: "Ich werde dazu nichts sagen, nicht als Freund, nicht als Mitglied und nicht als Vereinsfunktionär." Während der Verein offiziell keine Stellung beziehen wollte, versicherte Trainer Oliver Glasner, dass "Peter von uns allen die größte Unterstützung im Verein habe". Doch ist das wirklich so? Zumindest Teile aus dem Verwaltungsrat drängen auf eine rasche Aufklärung. Die Unruhe kommt zur Unzeit: Die Eintracht hat hohe Ziele formuliert, bald steht das Champions-League-Achtelfinale gegen den SSC Neapel (21. Februar) an.

    Fischer ist einer der letzten Paradiesvögel der Fußball-Branche

    Laut Satzung kann Fischer offenbar sein Amt nicht einfach ruhen lassen: Entweder beharrt er auf der Unschuldsvermutung oder aber er tritt zurück. Möglich, dass ihm die Gremien zu diesem Schritt raten, so bitter dieses Ende auch wäre. Er gilt als einer der letzten Paradiesvögel der Branche, der mit dem Klub an dessen Strahlkraft wachsen durfte. Von sich selbst sagte der Unternehmer einmal: "Als ich anfing, war ich der blonde Surfer aus Hawaii mit den blauen Augen." Zu diesem Zeitpunkt besaß er noch Discos auf Mallorca und Ibiza, für die er einmal inmitten von Bikini-Schönheiten posierte. Dass er bei einer Party nicht als Erster nach Hause ging und nicht nur einen Drink nahm, ist hinlänglich bekannt. Genauso verbürgt ist sein Eintreten für die Vereinsbelange, er kennt Leichtathleten und Triathleten, zeichnet Turner und Tennisspieler aus. Kritik an seinem ausschweifenden Privatleben wurde meist nur hinter vorgehaltener Hand geübt. Nun könnte es sein, dass er für die Adlerträger bald nicht mehr tragbar ist.

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