
Der große Auftritt des Panther-Stürmers Samir Ali Kharboutli

Plus Ein Tscheche mit deutschem Pass und arabischen Wurzeln aus Memmingen bereitet vier Panther-Tore beim 6:5-Sieg der Augsburger Panther in München vor.

An Typen mit einer kuriosen sportlichen Vita mangelt es im Kader der Augsburger Panther nicht. Dennis Miller ist ein in Tübingen geborener Deutsch-Russe, der im Nachwuchs von Spartak Moskau oder Mytischtschi spielte und über den Oberligisten ECDC Memmingen nach Augsburg gekommen ist. Beim 6:5 der Panther am Dienstagabend in München freute sich der 21-jährige Stürmer über sein zweites Saisontor.
Oder Neuzugang Daniel Kristo, der gegen den EHC im zweiten DEL-Einsatz seine Torpremiere in der deutschen Eliteklasse feierte: Der US-Amerikaner aus Minnesota verdiente zuletzt sein Gehalt in der Kontinentalen Hockey-Liga (KHL), die überwiegend, aber nicht nur, mit russischen Klubs bestückt ist. Der 30-Jährige stürmte für Kunlun Red Star aus Peking. Die Mannschaft war jedoch wegen der Corona-Pandemie nach Mytischtschi nahe Moskau ausgelagert. Weil die Überweisungen offenbar nicht so pünktlich wie versprochen kamen und Kristo das eintönige Leben zwischen Hotelzimmer, Eishalle und Flugzeug satthatte, wechselte er nach Augsburg.
AEV-Stürmer vermiest Münchens Startrainer Don Jackson das Jubiläum
Ebenso bemerkenswert ist die noch junge Sportlerlaufbahn von Samir Ali Kharboutli, der Gästetrainer Don Jackson sein 900. DEL-Jubiläum gründlich vermieste. Der Stürmer bereitete mit rekordverdächtigen vier Vorlagen in Serie die Treffer von Drew LeBlanc (2), Kristo und Miller vor. Mit seinen ersten DEL-Scorerpunkten leitete der Außen die Wende im Duell mit dem Titelfavoriten ein. Die Gäste drehten das Match von 1:2 auf 6:3. Der EHC kam nur noch auf 6:5 heran. Die Fans feiern meist die Torschützen, die Teamkollegen schätzen den Ideengeber oft noch höher ein. Als Regisseur setzte der AEV-Neuzugang seine Nebenleute in Szene.

Oberligist Memmingen holte den Stürmer auf der Ausländerposition
Samir Ali stammt aus Chomutov in Tschechien, wo eher die Vornamen seiner Panther-Mitspieler Jaroslav (Hafenrichter) oder David (Stieler) geläufig sind. Der Jung-Profi klärt auf: „Meine Großeltern stammen aus Arabien. Aber schon mein Vater ist auch in Chomutov geboren.“ Natürlich verfolgen die Eltern in der Heimat die Karriere des Sohnes via Internet. Samir Ali Senior hat dem gleichnamigen Junior gratuliert: „Mein Vater hat mich angerufen und sich mit mir gefreut. Jetzt fehlt nur noch mein erstes DEL-Tor“, sagt der Tscheche.
Mit 15 Jahren war er auf Eishockey-Wanderschaft gegangen. Über Weißwasser und Chemnitz landete er im Nachwuchs des DEL-Konkurrenten ERC Ingolstadt, den die Panther am Freitag empfangen. In der vergangenen Saison verpflichtete ihn der Oberligist Memmingen als Ausländer, was durchaus ein Risiko war. Doch der 21-Jährige überzeugte mit fünf Toren und sieben Vorlagen in allerdings nur acht Einsätzen. Ein Wadenbeinbruch setzte ihn lange Zeit außer Gefecht. Als Kharboutli im Sommer den deutschen Pass erhielt, griffen Panther-Hauptgesellschafter Lothar Sigl und Trainer Tray Tuomie zu. „Die Augsburger wollten mich auf alle Fälle. Das Angebot hat gepasst“, erzählt Kharboutli, der zu Saisonbeginn sogar in die zweite Überzahl-Formation rückte.
Panther-Trainer Tuomie: "Er hat gute Hände und kann ein Spiel lesen"
Einem Rookie so viel Vertrauen zu geben ist unüblich. Zunächst sei das Experiment gescheitert, räumt der Stürmer ein: „Wir haben in den ersten vier Spielen verloren, im Powerplay nicht getroffen und dann kamen zwei Neuzugänge. Deswegen bin ich da wieder raus.“ Aber die Zukunft gehört ihm. Der Trainer hat die Gala der Nummer 18 zur Kenntnis genommen. Von Euphorie ist Tuomie weit entfernt: „Samir macht gute Fortschritte. Er ist läuferisch stark, hat gute Hände und kann ein Spiel lesen.“ Aber wie jeder junge Spieler müsse er lernen, dass eine Top-Leistung „noch lange nicht heißt, dass man in der Liga angekommen ist“. Auch Kharboutli weiß, dass ein Ausreißer nach oben nicht den Durchbruch bedeutet: „Ich will jetzt nicht die Nase oben haben. Ich will spielen und nicht auf der Bank sitzen wie gegen Mannheim. Wenn ich viel spiele, bin ich am besten.“ So melden auch die Großen ihre Ansprüche an.
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