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Augsburger Panther: Das ungeliebte Vollvisier

Augsburger Panther

Das ungeliebte Vollvisier

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    Florian Schnitzer trägt seit seiner Verletzung im Vorjahr eines der unbeliebten Vollvisiere
    Florian Schnitzer trägt seit seiner Verletzung im Vorjahr eines der unbeliebten Vollvisiere Foto: Ulrich Wagner

    Die Zahl ist ungewöhnlich hoch: vier Profis verloren die Augsburger Panther bereits in dieser Saison durch schwere Gesichtsverletzungen. Maximilian Schäffler (Jochbeinbruch nach Boxkampf), J. D. Forrest (Kieferbruch nach Ellbogencheck), Stephen Werner (Kieferbruch nach hohem Stock) und Derek Whitmore (Riss im Unterkiefer nach Puck-Treffer) fielen oder fallen aktuell aus.

    Weitere Ausfälle wegen Gesichtsverletzungen

    Ob das jüngste „Opfer“ Whitmore im Heimspiel am Freitag gegen Wolfsburg und am Sonntag in Köln auflaufen kann, ist offen. Der Stürmer musste nicht operiert werden. „Wenn man eine Spezialmanschette anfertigen kann, besteht eine kleine Hoffnung auf einen Einsatz“, formulierte Mannschaftsarzt Dr. Dietmar Sowa gestern vorsichtig.

    Die Ausfallzeit von Forrest verlängert sich jedoch nach Angaben des Teamdoktors bis Ende Januar. Grund: der Verteidiger musste am vergangenen Mittwoch zum zweiten Mal operiert werden. Da der Amerikaner nur Flüssignahrung zu sich nehmen konnte, zögert sich seine Rückkehr in den Kader heraus: „Forrest hat zu viel Muskelmasse verloren. Deshalb dauert es länger.“

    Vollvisier behindert die Sicht

    Die große Zahl und die Schwere der Verletzungen werfen die Frage auf: Warum spielen nicht alle Eishockey-Profis mit einem Vollvisier, wie es AEV-Stürmer Florian Schnitzer trägt, oder mit einem Gitterschutz, den Maximilian Schäffler bevorzugt? „Die Sicht nach unten ist nicht so gut. Außerdem beschlägt das Visier“, sagt Schnitzer. Der Garmischer, der sich im Vorjahr an einem Auge und am Kiefer schwer verletzte, konnte nicht anders, als auf den Plexiglas-Schutz zu setzen.

    Auf einem Auge sieht der Angreifer schlechter. Nicht auszudenken, wenn auch noch dem anderen Auge etwas passieren würde. „Wenn ich die vielen Gesichtsverletzungen jetzt bei uns sehe, bin ich schon froh, dass ich das Visier trage“, merkt der Angreifer an. Allerdings habe er seit August Zeit gehabt, sich an den Schutz zu gewöhnen.

    Halbvisier bereits Pflicht

    Pflicht ist in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) seit einigen Jahren das Halbvisier. Als die Zahl der Augenverletzungen stark zugenommen hatte, entschied sich die DEL zu dieser Vorschrift. Anfangs montierten die Profis den Schutz wie ein Vordach und schoben dazu noch den Helm in den Nacken, um weiterhin freie Sicht auf Puck und Gegner zu genießen. „Aber die Spieler haben sich mittlerweile daran gewöhnt. So ein Vordach trägt höchstens noch ein Spieler pro Team“, sagt der langjährige DEL-Profi Duanne Moeser.

    Über die Einführung eines Vollvisiers denkt die Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG) bereits nach. Vor zwei Jahren lud die VBG zu einer Diskussionsrunde, an der unter anderem Ex-Nationalspieler Stefan Ustorf beteiligt war. Der gebürtige Kaufbeurer, der wegen erheblicher Gehirnschäden inzwischen nicht mehr spielen kann, sprach sich nicht nur wegen der schlechten Sicht gegen die Spezialglasscheibe aus. „Ich bin der Meinung, dass Kopfverletzungen stark zunehmen würden“, sagte Ustorf.

    Nutzen der Schutzvorrichtung ist umstritten

    Die Hemmschwelle für üble Checks und Attacken gegen den Kopf würde sinken, meint der frühere Kapitän der deutschen Auswahl. Ein Vollvisier erwecke den Eindruck, Spieler könnten sich nicht verletzen, so Ustorf. „Da denkst du, du bist unverwundbar.“ Auch Ligachef Gernot Tripcke erteilte dem VBG-Wunsch damals eine Absage.

    Doch vielleicht kommt das Thema nun wieder auf die Tagesordnung. Aus medizinischer Sicht zählt Teamarzt Dietmar Sowa zwei Gründe auf, die für das Vollvisier sprechen. Zum einen die hohen Kosten für die Versorgung. Und: „Die Spieler müssen mit Spätfolgen wie Biss-Schwierigkeiten rechnen.“

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