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Fußball: FC Augsburg: Traore spielt Bundesliga - aber wo?

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FC Augsburg: Traore spielt Bundesliga - aber wo?

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    Ibrahima Traore  (FC Augsburg)
    Ibrahima Traore (FC Augsburg)

    Das letzte Telefonat von Jörg Neubauer mit Ibrahima Traoré (22) liegt schon einige Tage zurück. Jörg Neubauer, Jahrgang 1962, ist der Berater des jungen Fußball-Profis des FC Augsburg. Doch auch wenn Traoré nach seiner Sprunggelenksverletzung Ende November keine einfache Zeit hatte, hält Neubauer nichts von einer Standleitung. „Man muss nicht jeden Tag miteinander reden.“ Er hat jahrzehntelange Erfahrung und damit ein Gespür für den Umgang mit seiner Klientel.

    Zumal sich bei Traoré die Laune fast täglich bessert. Der junge Fußball-Profi darf wieder am Mannschaftstraining teilnehmen. „Er ist wieder fit“, sagt Neubauer. Wann sein Schützling wieder spielen wird, darüber will er nicht spekulieren. „Trainer Jos Luhukay wird sicher den richtigen Zeitpunkt finden.“

    Neubauer weiß genau, wann er was zu sagen hat. Er gehört zu den Großen dieser Branche, ohne die im Profifußball kaum mehr ein Transfer stattfindet. Rund 50 Spieler berät er. Sami Khedira (Real Madrid), René Adler (Bayer Leverkusen), Jérome Boateng (Manchester City), Ashkan Dejagah (VfL Wolfsburg) sind ein paar seiner namhaften Klienten. Allein die ersten drei Spieler haben einen geschätzten Marktwert von rund 51 Millionen Euro.

    Ibrahima Traoré ist für Neubauer hingegen ein interessantes Projekt. Das durchaus gelingen kann. Als Traoré im Sommer 2009 von Hertha BSC Berlin zum FCA kam, war er beim damaligen Bundesligisten nicht mehr gefragt. Er spielte nur noch in der Regionalliga-Mannschaft. Beim FCA glaubte man an den leichtfüßigen Außenspieler. Manager Andreas Rettig und Trainer Jos Luhukay griffen zu. Sie machten ein Schnäppchen. Traoré schlug ein, wirbelte die Zweitliga-Verteidiger auf der linken Außenbahn durcheinander. Plötzlich war Traoré gefragt. Sehr zur Freude von Jörg Neubauer. Er sondierte den Markt und wurde fündig. Der VfB Stuttgart zeigte Interesse. FCA-Manager Andreas Rettig bekam im Sommer-Trainingslager in Bad Gögging ein heißes Ohr vom vielen Telefonieren. Der VfB wollte Traoré und Traoré wollte in die Bundesliga. Am Ende kam der Wechsel aber nicht zustande. Angeblich hatte der FCA zwei Millionen Euro Ablösesumme gefordert.

    Jörg Neubauer will darüber nicht groß reden. Er sagt: „Natürlich gab es da Wirbel. Aber im Fußball geht es manchmal nach rechts oder links und nicht immer nur geradeaus.“ Der Deal platzte. Neubauer ging leer aus. Das Berater-Honorar berechnet sich normalerweise in der Branche nicht nach der Transfersumme, sondern nach dem Bruttogehalt des Spielers. Der Berater erhält davon jährlich einen bestimmten Prozentsatz als Erfolgshonorar. Das bezahlt normalerweise nicht der Spieler, sondern die Klubs.

    Doch um das große Geld geht es ihm im Fall Traoré (noch) nicht. Wer Khedira nach Madrid transferiert, kann warten. Ein Erfolgsgeheimnis scheint zu sein, dass Neubauer nie vergessen hat, für wen er eigentlich arbeitet – für die Spieler. Das Wort Verantwortung ist für ihn keine Floskel. Er sagt: „Es ist wichtig, dass der Spieler den richtigen Weg einschlägt, dass man einen Plan hat und strategisch denkt.“

    Denn gerade junge Spieler sind überfordert, wenn sie in das beinharte Profigeschäft einsteigen. „Wie soll sich ein 18-Jähriger nach zwölf Jahren Schule in diesem Haifischbecken zurechtfinden? Das geht nicht“, sagt Lars-Wilhelm Baumgarten von Sport & Friends. „Wir unterstützen sie in Sachen wie der Auswahl der richtigen Versicherungen, Berufsunfähigkeitsrente, in der Medienschulung, aber auch in der Zukunftsplanung und so weiter“, sagt Baumgarten. Aber auch die Vereine würden profitieren. „Stellen Sie sich vor, ein Verein will einen Spieler am Ende der Saison abgeben, er braucht ihn aber noch. Da kann man nicht direkt mit dem Spieler sprechen, aber dann kann man schon einmal seinem Berater einen Tipp geben“, sagt Baumgarten, der auch Schatzmeister der Deutschen Fußballspieler-Vermittler-Vereinigung (DFVV) ist.

    Eine Vereinigung, die das Image der Spielerberater verbessern will. Neubauer ist kein DFVV-Mitglied. Der ausgebildete Jurist hat auch so einen guten Ruf, gilt als seriös und kompetent. Das Manager Magazin zählte ihn 2007 zu den 50 einflussreichsten Köpfen im deutschen Sportbusiness.

    Der Ostberliner gründete Anfang der 90er Jahre eine Agentur. „Es war die Zeit des Aufbruchs, jeder machte etwas Neues“, zitierte ihn die Welt in einem Artikel. Er suchte sich junge, unbekannte Spieler vor seiner Haustür im Osten. Damals nahm er unter anderen auch André Hofschneider und Matthias Breitkreutz unter Vertrag.

    Beide spielten am Ende ihrer Karriere auch noch beim FCA. 2004 holte sie der damalige Trainer Ernst Middendorp. Die ersten Kontakte waren geknüpft. Die sind im Beratergeschäft mit das Wichtigste. Beziehungen hat auch Andreas Rettig mehr als genug. Ein guter Draht führt auch zu Jörg Neubauer. „Wir kennen uns schon seit 20 Jahren, da arbeitete Andreas Rettig noch im Jugendbereich von Bayer Leverkusen“, sagt der Spielerberater.

    Als Rettig 2006 Manager beim FCA wurde, kam man ins Geschäft. Marco Küntzel und Ingo Hertzsch, beide Klienten von Neubauer, schlüpften ins FCA-Trikot. „Andreas Rettig und Trainer Jos Luhukay sind absolute Profis und der Verein ist professionell geführt. Es sind faire Verhandlungspartner“, sagt er. Was für Neubauer noch wichtiger ist, der FCA hält, was er verspricht. „Das ist nicht bei allen Vereinen so.“

    Rettig ist bei Ibrahima Traoré pessimistisch

    Darum arbeitet Neubauer gerne mit dem FCA zusammen: Neben Traoré gehört auch Lukas Sinkiewicz zu seinen Mandanten. Beide Spieler suchen aber nach ihren langwierigen Verletzungen wieder den Weg in die Stammformation. Traoré verletzte sich im November 2010 beim Spiel gegen den Karlsruher SC schwer am linken Sprunggelenk und Lukas Sinkiewicz zog sich im August 2010 beim Pokalspiel in Sandhausen eine schwere Knieblessur zu.

    Sinkiewicz gab gegen Düsseldorf nach neun Monaten Verletzungspause sein Comeback, beim 2:0-Heimsieg gegen RW Oberhausen stand er in der Startelf. Bei Traoré und bei Sinkiewicz laufen im Juni die Verträge aus. Bei beiden hat der FCA schon Interesse an einer Weiterverpflichtung bekundet. „Beide Spieler würden uns in beiden Ligen weiterhelfen“, sagt FCA-Manager Rettig. Doch nur bei einem Aufstieg könnte der FCA vielleicht zum Zuge kommen. Der Ex-Nationalspieler Lukas Sinkiewicz hat ein klares persönliches Ziel. „Ich will zurück in die Bundesliga.“

    Schlechte Karten hat der FCA wohl beim Tauziehen um Traoré. „Es wird schwer, Ibo bei uns zu halten“, gibt sich Rettig pessimistisch.

    Jörg Neubauer will zu diesem Zeitpunkt öffentlich gar nichts dazu sagen: „Bitte respektieren Sie das.“ Er ist erfahren genug zu wissen, wann er zu reden hat.

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