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FC Augsburg: Warum Georg Teigl beim FC Augsburg nur auf der Tribüne sitzt

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Warum Georg Teigl beim FC Augsburg nur auf der Tribüne sitzt

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    Georg Teigl wartet bisher immer noch auf seinen ersten Einsatz in der Bundesliga für den FCA.
    Georg Teigl wartet bisher immer noch auf seinen ersten Einsatz in der Bundesliga für den FCA. Foto: Klaus Rainer Krieger

    Der Suchbegriff „Georg Teigl, FC Augsburg, Bundesligaspiel“ lieferte in allen Foto-Datenbanken das gleiche Ergebnis: 0 Treffer. Der Neuzugang von RB Leipzig hat keinen leichten Stand. Fünf Punktspiele sind absolviert, der 25-jährige Rechtsverteidiger hat es noch nicht einmal in den Kader geschafft, geschweige denn eine Minute gespielt.

    „Klar ist das nicht zufriedenstellend. Ich bin nicht hergekommen, um nur zu trainieren und draußen zu sitzen“, sagt er vor dem FCA-Gastspiel am Freitag (20.30 Uhr) bei seinem alten Klub. „Ich würde gerne spielen, aber das liegt nicht nur in meinem Ermessen. Ich kann nur eines tun, alles geben, was ich kann, und mich weiter anbieten.“

    Dabei hatte sich Manager Stefan Reuter schon wenige Tage nach dem Klassenerhalt die Dienste des Österreichers gesichert. Dessen Vertrag bei RB Leipzig war nicht verlängert worden. Reuter hat Teigl vier Jahre an den FCA gebunden. Deshalb wird er auch nicht unruhig. „Seine Waffe ist seine Geschwindigkeit“, sagt er. Kritiker behaupten, es sei die einzige von Teigl.

    Dirk Schuster war am Teigl-Transfer noch nicht beteiligt

    Trainer Dirk Schuster war bei diesem Transfer noch nicht involviert. Er war damals noch beim SV Darmstadt 98 angestellt. Über einige Einsätze in den Testspielen ist Teigl bei Schuster noch nicht hinausgekommen. Schuster sagt: „Er bringt viel Tempo und Willensstärke mit. Aber er muss sich noch an die Handlungsschnelligkeit in der Bundesliga gewöhnen. Er ist auf einem guten Weg und arbeitet jeden Tag an sich.“

    Für den gebürtigen Wiener ist derzeit allerdings auf der rechten Seite kein Platz frei. Kapitän Paul Verhaegh ist in der Abwehr gesetzt, den verletzten Raul Bobadilla wird in der Offensive wohl Neuzugang Jonathan Schmid ersetzen. Bobadilla, dessen Schulterverletzung konservativ behandelt wird, besuchte gestern sein Team auf dem Trainingsplatz.

    Teigl selbst bleibt geduldig: „Ich hinterfrage mich nicht ständig, auch wenn das ab und zu wichtig ist. Aber den Kopf in den Sand stecken werde ich nicht. Es sind erst fünf Spiele gespielt, ich bin gerade drei Monate da, und es ist ein neues Team und eine neue Liga. Das braucht seine Zeit. Ich mache mir da keinen Druck.“

    Teigl spielt nicht, ist aber trotzdem vor dem Spiel in Leipzig ein gefragter Interviewpartner. Denn der gebürtige Wiener war sieben Jahre lang selbst Teil des gigantischen, in Fan-Kreisen verteufelten Fußball-Unternehmens von Dietrich Mateschitz, dem Gründer von Red Bull. Zuerst in Salzburg und dann in Leipzig. Er sagt: „Das Projekt wird überall von Menschen mit Leben gefüllt. Jeder kämpft um seinen Traum und will nur Fußball spielen. Ich hatte nie im Kopf, ich muss heute für einen Sponsor spielen. Ich denke ja auch hier nicht, ich spiele für WWK.“

    Teigl: Fans in Leipzig wollen einfach guten Fußball sehen

    Doch nirgendwo anders in der Bundesliga wird der Fußball so direkt, aber auch so ehrlich zu Marketing-Zwecken für ein Brausegetränk genützt wie in Leipzig. Dort spaltet der Bundesliga-Aufsteiger die Fußball-Fans. In die, die RB Leipzig hassen, in deren Stadtteile Teigl lieber nicht mit seinem Dienstwagen fuhr, und in die, für die der Red-Bull-Werbeträger Träume verwirklicht hat. Die strömen in das frühere Zentralstadion, das jetzt Red-Bull-Arena heißt. Teigl sagt: „Ich bin zwei Mal mit RB Leipzig aufgestiegen. Die Fans sehnen sich einfach nach gutem Fußball. Sie lieben Fußball und mögen auch die Spieler. Sie gehen wegen den Spielern und dem Spiel ins Stadion und nicht, weil es dort gratis Red Bull gibt.“

    Wer die Philosophie von RB verkörpert wie kein anderer, ist Ralf Rangnick. Junge Spieler zwischen 18 und 23 Jahren sollen mit radikalem Pressing und extremem Umschaltspiel die Bundesliga erobern, was bisher auch gelang. Leipzig ist noch ungeschlagen. Über den Sportdirektor sagt Teigl: „Er ist ein Perfektionist, der am liebsten alles kontrollieren und alles perfekt machen will. Er arbeitet akribisch und ordnet dem Erfolg alles unter.“

    Das ist Red Bull

    Das Unternehmen Red Bull stellt hauptsächlich das gleichnamige koffeinhaltige Erfrischungsgetränk her.

    Ähnlich bekannt wie das Getränk dürften die Marketinganstrengungen der Österreicher sein.

    So wie beim Stratosphärensprung des Österreichers Felix Baumgartner vermarktet das Unternehmen seine Produkte bei zahlreichen Gelegenheiten, vorwiegend in Sport und Unterhaltung.

    Gründung 1984, Markteinführung des Getränks in Österreich 1987, Getränk derzeit in mehr als 160 Ländern weltweit erhältlich.

    Gründer und Unternehmenschef: Dietrich Mateschitz (68)

    Firmensitz: Fuschl am See bei Salzburg, Österreich

    Getränkeabsatz 2011: 4,631 Milliarden Dosen

    Umsatz 2011: 4,253 Milliarden Euro

    Sportsponsoring Motorsport: Formel 1-Team "Red Bull" (Konstrukteursweltmeister 2010 und 2011)

    Sportsponsoring Fußball: FC Red Bull Salzburg, RB Leipzig, New York Red Bulls, zudem Teams in Brasilien und Ghana

    Sonstiges Marketing: verschiedene Events wie Red Bull Flugtag, Sponsoring von Einzelsportlern

    Das bekam Teigl selbst zu spüren. Nach dem Bundesliga-Aufstieg plante Rangnick nicht mehr mit ihm. Teigl war mit 25 zu alt, nicht mehr gut genug. Teigl sieht das erstaunlich professionell. Wenigstens tut er so: „Jeder Sportdirektor hat seine eigenen Vorstellungen. Ich habe anscheinend keine Rolle mehr gespielt in seinen Visionen, deswegen hat man nicht mehr zueinandergefunden. Aber das ist ja nichts Unübliches im Fußballgeschäft.“

    Wird Georg Teigl die Geheimwaffe des FCA gegen Ex-Club RB Leipzig?

    57 Pflichtspiele hat Teigl in zwei Jahren für Leipzig absolviert. Und dabei viel gelernt. Auch was Anfeindungen betrifft. „Die Stimmung im Stadion war immer anti und gegen uns. Daraus lernt man.“ Teigl hat sich ein dickes Fell zugelegt, aber auch das hält nicht alles fern vom Inneren eines Profis. „Es geht aber zu weit, wenn es gegen Spieler persönlich geht, oder wenn irgendwelche Verrückte ins Hotel eindringen. Auch einen Sitzstreik vor dem Mannschaftsbus muss ich nicht verstehen.“ Das war eine Form des Protestes der Kölner Anhänger am vergangenen Wochenende. Ähnliche Aktionen der Augsburger Ultra-Szene wird es am Freitag nicht geben. Sie boykottieren das Auswärtsspiel und fahren nicht nach Sachsen.

    Teigl würde die Reise in seine alte Heimat hingegen liebend gerne mitmachen. „Es wäre schön, dabei zu sein, wieder meine Freunde zu treffen. Wenn ich dann noch zum Einsatz kommen würde, würde es mich natürlich noch mehr freuen.“

    Vielleicht baut Schuster am Freitag ja auf das Insider-Wissen von Teigl. Manager Stefan Reuter hält das für durchaus möglich. „Vielleicht wird er die Geheimwaffe.“

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