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FCA-Gegner: Marcel Heller, ist der Darmstädter Erfolgscode entschlüsselt?

FCA-Gegner

Marcel Heller, ist der Darmstädter Erfolgscode entschlüsselt?

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    Was für Typen! Marcel Heller, Konstantin Rausch und Marco Sailer (von links) von Darmstadt 98. 
    Was für Typen! Marcel Heller, Konstantin Rausch und Marco Sailer (von links) von Darmstadt 98.  Foto: nordphoto (Archiv)

    Herr Heller, nach dem furiosen Start in der Bundesliga stürzten sich die Medien auf Sie. Nerven diese Begleiterscheinungen des Erfolgs?

    Marcel Heller: Das nervt nicht. Ich sehe das positiv. Man ist im Gespräch und freut sich, seinen Namen zu lesen. Der Mannschaftserfolg steht im Vordergrund, aber dass einen das Interesse an seiner Person freut, kann man nicht abstreiten.

    Es gab Zeiten, da wollten die Medien eher wenig von Ihnen wissen.

    Heller: Wenn es gut läuft, ist das Interesse höher, wenn es nicht so gut läuft, ist es geringer. Das ist normal.

    Für Sie läuft es gerade. Hätten Sie geglaubt, dass Sie in der Bundesliga nochmals so durchstarten?

    Heller: Nach schwierigen Zeiten und Verletzungen denkt man nicht, dass es so schnell gehen kann. Ich habe das Ziel aber nie aus den Augen verloren, in der höchsten Liga zu spielen. Dass es mit Darmstadt so schnell gelingt, hätte ich nicht erwartet. Das macht mich glücklich.

    Sie galten als großes Talent, spielten für Deutschland in der U20 und U21, wechselten zu Eintracht Frankfurt. Was lief danach schief?

    Heller: Ich habe mich als „Frischling“ nach einem halben Jahr verletzt. Auf einen jungen Spieler wartet keiner, du bist weit hintendran. Ich habe versucht, über verschiedene Stationen Fuß zu fassen, konnte mich bei einigen Vereinen aber nicht entfalten. Zum Glück habe ich mich entschieden, nach Darmstadt zu gehen.

    Sie waren kurz davor, die Schuhe an den Nagel zu hängen, haben dann aber doch weitergemacht.

    Heller: Für mich ist es wegen meiner Rückenverletzung weit bergab gegangen. Ich habe mir Gedanken gemacht, was ich, außer Fußball zu spielen, machen kann. Ich habe den Glauben aber nie verloren, dass es wieder bergauf gehen kann. Zum Glück durfte ich meinen Weg als Fußballer fortsetzen.

    Nach häufigen Vereinswechseln sind Sie bei Darmstadt 98 gelandet. Warum ausgerechnet dort?

    Heller: Trainer Dirk Schuster glaubte an mich. Er wusste, dass ich das Talent habe, und vertraute darauf, dass ich das wieder auf den Platz bringe. Das hat die vergangenen zweieinhalb Jahre perfekt geklappt.

    Ihre Erfolge und die der Mannschaft geben Ihnen recht.

    Heller: Ja. Ich muss mir keinen Kopf machen, kann einfach mit Freude Fußball spielen. Das hat mir sehr geholfen.

    Erfolgreich sind Sie mit Ihrer Mannschaft vor allem in fremden Stadien. Haben Sie eine Erklärung dafür?

    Heller: Nicht direkt. Wir hatten zuletzt zu Hause einen sehr schlechten Rasen. Für uns war es schwer, Fußball zu spielen, zuletzt waren nur Kampf und lange Bälle möglich. Aber beide Mannschaften mussten damit klarkommen, also reicht das als richtige Erklärung auch nicht.

    Ihr Rasen wurde jetzt ausgetauscht.

    Heller: Ich hoffe, das kommt uns entgegen und wir können zu Hause wieder punkten. Um die Klasse zu halten, brauchen wir Heimsiege.

    Glauben Sie, dass der Rasen am Samstag bei dieser bedeutsamen Begegnung mit dem FC Augsburg lange heil bleibt?

    Heller: (lacht) Ich hoffe schon. Es wird aber mit Sicherheit ein rassiges und hitziges Duell, weil es um den Verbleib in der Bundesliga geht. Der Gewinner kann sich etwas absetzen, wenn die Konkurrenz mitspielt. Aber: Es ist noch kein Endspiel.

    Eigentlich müssten sich die anderen Vereine der Bundesliga in Ihrem antiquierten Stadion am Böllenfalltor unwohl fühlen.

    Heller: Es ist ganz einfach: Wir spielen in der Bundesliga. Elf gegen Elf. Gegen die besten Mannschaften Deutschlands. Die Kabinen und das Drumherum spielen auf dem Platz keine Rolle. Der ist überall gleich groß und grün.

    Nach einer starken Anfangsphase stehen Sie in der Tabelle dort, wo Experten Sie erwartet haben: weit unten. Ist der Darmstädter Erfolgscode entschlüsselt?

    Heller: Die Gegner stellen sich auf uns ein. In puncto Kampf und Leidenschaft können wir mit jeder Mannschaft mithalten. Wenn wir das auf den Platz bringen, sind wir konkurrenzfähig und können unser großes Ziel erreichen.

    In der Vorrunde haben Sie sechsmal getroffen, nun warten Sie seit längerer Zeit auf einen Treffer. Was machen Ihre Gegenspieler jetzt anders?

    Heller: Dass wir uns pro Spiel keine zehn Torchancen erspielen, war klar. Erst recht nicht in der Rückrunde, in der die Gegner uns kennen. Ich bin zufrieden, hoffe aber, dass bis zum Saisonende noch ein paar Tore oder Vorlagen dazukommen.

    Sie gelten als einer der schnellsten Spieler in der Bundesliga. Versucht der Gegner jetzt, Laufduelle mit Ihnen zu vermeiden?

    Heller: Meine Stärken sind bekannt. Die Trainer stellen häufig ihre schnellsten Spieler gegen mich und sichern durch einen Innenverteidiger ab, der früher rausrückt. Für mich wird es dadurch schwerer.

    Aufsteiger Paderborn hat in der vergangenen Saison wie Darmstadt eine gute Vorrunde gespielt und ist noch abgestiegen. Ein mahnendes Beispiel?

    Heller: Ja. Wir wissen, was Paderborn widerfahren ist, und wollen das vermeiden. Zum Ende hin sammeln die etablierten Erstligisten erfahrungsgemäß viele Punkte.

    Für Ihren Verein und den FC Augsburg geht es um viel. Ist die nervliche Belastung höher als vor anderen Bundesliga-Spielen?

    Heller: Nein, für mich zumindest nicht. Die ist vor jedem Bundesliga-Spiel gleich hoch.

    Wie gehen Sie mit dem Druck im Abstiegskampf um?

    Heller: Ich empfinde das nicht als Druck. Ich freue mich, in der Bundesliga zu spielen, und hoffe auf drei Punkte gegen Augsburg.

    Zum Schluss noch eine traurige Angelegenheit. Mit Jonathan Heimes ist der treueste Fan Ihres Teams an Krebs gestorben. Bekannt geworden ist er durch eine Bändchen-Aktion zugunsten krebskranker Kinder. Wie betroffen macht das Sie und die Mannschaft?

    <p>Darmstadts Fan Jonathan "Johnny" Heimes ist im Alter von 26 Jahres gestorben. </p>
    <p>Darmstadts Fan Jonathan "Johnny" Heimes ist im Alter von 26 Jahres gestorben. </p> Foto: dpa

    Heller: Sehr. Die Trauer ist groß. Er war lange Zeit bei jedem Spiel dabei, hat uns viel Kraft gegeben. Leider hat er den Kampf verloren. Sollten wir den Klassenerhalt schaffen, werden wir diesen Erfolg Johnny widmen.

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