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Interview: FCA-Manager Rettig: "Wir fangen wieder bei Null an"

Interview

FCA-Manager Rettig: "Wir fangen wieder bei Null an"

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    Andreas Rettig
    Andreas Rettig Foto: AZ

    Der Manager des FC Augsburg, Andreas Rettig spricht im Interview mit Herbert Schmoll und Robert GötzKlartextüber die Relegation, die neue Saison, zu hohe Erwartungen der Fans,Ibrahima Traore und das Preisgefüge im Profifußball.

    Seit Anfang der Woche bereiten sich die Profis des FC Augsburg auf die neue Saison vor. Doch nicht nur auf dem herrlichen Grün der Paul-Renz-Sportanlage wird mit Volldampf trainiert, auch hinter den Kulissen arbeiten die Verantwortlichen mit Hochdruck. In einem Gespräch mit unserer Zeitung äußerte sich Geschäftsführer Andreas Rettig zu einer ganzen Themenpalette.

    Rückblick Knapp vor dem Ziel gescheitert, nach einer tollen Saison endete die Spielzeit mit den beiden Relegationsniederlagen gegen den 1. FC Nürnberg. Rettig blickt zurück: "Ich war besonders enttäuscht, weil wir einen fertigen Plan A in der Schublade hatten. Es wäre sehr schön gewesen, zu den Top 18 in Deutschland zu gehören. Dies hätte dem Verein enorm gutgetan. Wir hätten die Infrastruktur verbessern können, die Verankerung in der Region wäre zudem sehr stark gewachsen, der eine oder andere arrivierte Spieler hatte uns für den Aufstiegsfall schon zugesagt. Unsere Fernseheinnahmen wären wesentlich größer geworden. Doch wir haben natürlich zweigleisig geplant."

    Erwartungshaltung Die ist dem Manager im Umfeld schon fast zu euphorisch: "Ich vergleiche die kommende Saison mit dem verflixten zweiten Jahr eines Aufsteigers. Klar, wir waren in der vergangenen Saison Dritter, werden jetzt ganz anders wahrgenommen. Doch das mit dem Favoritengeplapper der Konkurrenz ist ganz gefährlich. Dies musste in der vergangenen Saison Arminia Bielefeld ganz bitter erfahren. Wären da nicht die Schüco, Gerry Weber und Dr. Oetker gewesen, Arminia wäre nicht mehr in der 2. Liga. Außerdem, wer weiß denn noch, wer vor vier Jahren Vierter in der zweiten Liga war. Unser dritter Platz ist für die neue Saison nichts mehr wert. Wir fangen wieder bei null an. Ich hoffe, das begreifen auch unsere Fans."

    Die finanzielle Situation "Der FCA ist wirtschaftlich gut aufgestellt. Die Voraussetzungen dafür wurden durch den Neubau der Arena geschaffen. Natürlich haben wir in der Vergangenheit auch die finanzielle Unterstützung unserer Investorengruppe genossen, das will ich gar nicht verhehlen. Unser Ziel muss es sein, den Verein von den handelnden Personen unabhängig zu machen. Das heißt, wenn sich hier mal ein Seinsch, Bircks oder Rettig verabschieden, dann muss es problemlos weitergehen. Ich sage aber auch, wenn wir in der zweiten Liga wieder oben mitspielen wollen, brauchen wir nach wie vor die Unterstützung durch unsere starken Partner in der Region. Trotzdem müssen wir beim FC Augsburg immer hart kalkulieren, werden nicht mehr ausgeben, als wir einnehmen." Der FCA muss deshalb nach Meinung des Managers auch künftig sehr gut haushalten. "Sportlich schlossen wir die vergangene Saison mit dem dritten Platz ab, was das Wirtschaftliche angeht, nehmen wir in der zweiten Liga keinen Aufstiegsplatz ein." Rettig sagt, warum: "Vereine wie Hertha BSC Berlin, der VfL Bochum oder sogar die SpVgg Greuther Fürth besitzen dort schon durch die Fernsehgelder einen enormen Vorsprung. Berlin oder Bochum kassieren durch ihre Bundesligavergangenheit gut drei Millionen Euro mehr als wir."

    Die Personalpolitik Für Rettig ist der FCA durch seine fünf feststehenden Neuzugänge gut aufgestellt. Gesucht werden noch ein weiterer Stürmer sowie ein zentraler Mittelfeldspieler. Auch ein Torhüter steht noch auf der Agenda: "Doch da haben wir noch Zeit." Zudem sei der Markt derzeit überhitzt. "Der Preis ist heiß. Deshalb lassen wir das noch abkühlen. Auch hier steht die wirtschaftliche Vernunft im Vordergrund.

    Der umworbene Ibrahima Traore Der VfB Stuttgart buhlt immer noch heftig um den schnellen Mann auf der linken Außenbahn. Rettig: "An der Situation hat sich in den vergangenen Wochen nichts geändert, Ibrahima hat beim FCA einen Vertrag bis zum Jahr 2011, wir geben ihn nicht her. Wir haben in der vergangenen Saison bereits nach dem dritten Spieltag versucht, seinen Vertrag zu verlängern, doch er und sein Berater wollten abwarten. Natürlich müssen wir zu überlegen anfangen, wenn der VfB mal mit einem Laster voller Euroscheine hier an der Geschäftsstelle vorfährt."

    Über das Preisgefüge im Profifußball Im Fachmagazin Kicker hieß es in einer Geschichte über Marco Vorbeck, dass er beim FC Augsburg 12.000 Euro im Monat verdient haben soll. Dies will Rettig weder bestätigen noch dementieren. Generell sagt er: "Die Gehälter orientieren sich an den in der Vergangenheit erbrachten Leistungen, das ist der Maßstab." Grundsätzlich ist für den Manager aber die Zeit der hohen Gehälter vorbei: "Viele Spieler haben die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt. Aber die Profis müssen aufpassen. Die Schlaraffenlandmentalität darf es nicht mehr geben. Schauen Sie nach Essen, Bamberg oder Bonn. Dort gingen Vereine in die Insolvenz, das sind Warnsignale."

    Über das Werben um Savio Nsereko (jetzt TSV 1860 München) Rettig sagt: "Nsereko ist sicherlich ein richtig guter Spieler, aber als wir gehört haben, was für Summen aufgerufen werden, haben wir uns aus der Sache verabschiedet und erst gar kein Angebot abgegeben."

    Die Personalie Robert Strauß Eine Rückkehr ist ausgeschlossen. "Das Thema ist durch", sagt Rettig. "Wir bedauern es sehr. Er war einer der Ersten, dem wir ein Angebot gemacht haben. Er hat es nicht angenommen, das war seine Entscheidung und von uns zu akzeptieren."

    Vuvuzelas Andreas Rettig ist kein Freund der Tröten: "So etwas sehen und vor allem hören wir nicht so gerne in unserem Stadion. Die, die sie gerne mitnehmen würden, sollten sie erst einmal zu Hause in den eigenen vier Wänden ausprobieren. Für mich verhindern sie jegliche Form von kreativer Fankultur."

    Videobeweis und Chip im Ball Den Chip im Ball könnte sich Andreas Rettig noch vorstellen. "Darüber kann man sicher diskutieren." Den Videobeweis lehnt er aber ab: "Da bin ich total konservativ. Wir sollen auch noch in 20 Jahren über die Fehlentscheidungen diskutieren können. Warum ist denn der Fußball so erfolgreich? Weil er einfach ist. Wo endet denn der Videobeweis? Beim Einwurf vor dem entscheidenden Abseits, oder noch weiter vorne? Ich denke, die Tatsachenentscheidung ist der richtige Weg, mag sie manchmal auch noch so ungerecht sein."

    Mit FCA-Manager Andreas Rettig sprachen Herbert Schmoll und Robert Götz.

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