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FC Augsburg: Halil Altintop über seine Zukunft: "Offen für vieles"

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Halil Altintop über seine Zukunft: "Offen für vieles"

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    „Ich versuche heraus- zufinden, ob ich all die Anforderungen, die an die Trainer-Position gerichtet sind, erfüllen kann.“Halil Altintop (Mitte) in der Rolle des Beobachters.
    „Ich versuche heraus- zufinden, ob ich all die Anforderungen, die an die Trainer-Position gerichtet sind, erfüllen kann.“Halil Altintop (Mitte) in der Rolle des Beobachters. Foto: Susann Friedrich

    Vor zwei Wochen stand Halil Altintop endlich wieder auf dem Trainingsplatz. Im wohl modernsten Trainingszentrum der Bundesliga: bei RB Leipzig. Doch der 35-jährige ehemalige Mittelfeldspieler des FC Augsburg arbeitete nicht an einem spektakulären Comeback, nach dem er im Juni seinen Vertrag beim 1. FC Kaiserslautern nach dem Abstieg aus der 2. Liga aufgelöst hatte. „Nein“, sagt Halil Altintop im Telefongespräch, „meine aktive Karriere ist definitiv beendet.“

    Halil Altintop ist als Experte gefragt

    Auch als Experte ist er derzeit ein gefragter Gesprächspartner, wie etwa am Sonntag bei seinem Besuch in der Sendung Doppelpass auf Sport1. Zumal er dort deutliche Worte fand für den umstrittenen Instagram-Post von Lisa Müller, der Ehefrau von FC Bayern-Profi Thomas Müller. Sie hatte sarkastisch die späte Einwechslung ihres Mannes durch Trainer Niko Kovac kommentiert. Für Altintop ein absolutes No-Go. „So eine Aktion ist definitiv respektlos. Da ist jemand, der sich Tag und Nacht für den Verein zerreißt. So etwas geht nicht, das schadet nicht nur dem Trainer und der Mannschaft, sondern dem ganzen Verein“, fand Altintop deutliche Worte. Der Ex-Profi weiß, dass „selbstverständlich zu Hause darüber geredet wird, wie es auf der Arbeit läuft und die Beziehung zum Trainer und zu den Mitspielern ist“. In der Öffentlichkeit habe so etwas jedoch nichts zu suchen.

    Das hat Halil Altintop selbst in seiner über 15-jährigen Fußballer-Karriere immer vorgelebt. Am 9. August 2003, er war von Wattenscheid zum 1. Kaiserslautern gewechselt, bestritt er beim 2:1-Auswärtssieg in Köln sein erstes Bundesligaspiel. Es war der Beginn einer Profi-Karriere, die ihn über Schalke, Eintracht Frankfurt, Trabzonspor, Augsburg und Prag wieder zurück in die Pfalz führte. 351 Bundesligaspiele hat Altintop bestritten, 38 Läderspiele für die Türkei absolviert, 13 Champions-League-Partien für Schalke und Trabzonspor absolviert. Überall waren seine Fähigkeiten, sein gutes Auge, Ruhe am Ball, Spielübersicht gefragt gewesen. Doch zuletzt in Prag und auf dem Betzenberg war er nur noch Kurzarbeiter, was seinen eigenen Ansprüchen nicht genügte.

    Dass er mit seiner Art Fußball zu spielen in der Welt der rasenden Umschaltathleten, der aggressiven Dauer-Presser und -Sprinter immer mehr an den Rand gedrängt wurde, fühlte Altintop schon im Sommer 2017 bei den Vertragsverhandlungen mit dem FCA. Ihm, der das erste Europapokal-Tor in der FCA-Historie in Bilbao erzielt hatte; ihm, der wenige Wochen zuvor dem FCA im Abstiegskampf nicht nur mit drei wichtigen Treffern und zwei Vorlagen, sondern auch mit seinen Führungsqualitäten den Hintern gerettet hatte, bot man einen Ein-Jahres-Vertrag mit wenig Perspektive an. Seine Rolle wäre mehr die des „Elder Statesman“ gewesen. Das war ihm zu wenig.

    Altintop sagt: „Es ist verständlich, wenn der Verein mehr zukunftsorientiert handelt, deswegen war der Schritt, den FCA zu verlassen, auch richtig. Ich wollte einfach mehr Spielzeiten. Ich denke, ich habe diesen Wunsch durch meine Leistung auch bestätigt, wenn ich auf dem Platz stand.“

    Augsburg ist für Altintop zur zweiten Heimat geworden

    Er verlängerte beim FCA nicht, dennoch ist Augsburg für den gebürtigen Gelsenkirchener zur zweiten Heimat geworden. Hier hat er sich einige Immobilien gekauft. Hier sieht er für sich, seine Frau Laura und seine Kinder seinen Lebensmittelpunkt: „Man weiß nie, was der Job mit sich bringt. Aber wir fühlen uns sehr wohl hier. Unser drittes Kind ist in Augsburg zur Welt gekommen. Als ich zum FCA kam, war mein Sohn noch keine zwei, unsere Tochter erst vier oder fünf Monate alt. Sie wachsen hier auf. Uns verbindet wahnsinnig viel mit der Stadt.“

    Und so wartete Altintop seit Juni in seinem Haus in Kissing bei Augsburg auf andere Angebote. Es gab auch Vereine, die sich für ihn interessierten. Aber, so Altintop, „in meinem Alter muss schon etwas Außergewöhnliches kommen, wo ich sage: Das ist was, wo ich neue Reize spüren und damit auch Leistung bringen kann. Und da war nichts dabei.“ Immer mehr reifte bei Altintop in diesen Wochen der Entschluss, seine Karriere zu beenden. „So wie es die letzten Monate gelaufen ist, machte es keinen Sinn mehr. Die Tendenz geht im Fußball in eine andere Richtung. Es wird viel mehr Wert auf junge, schnelle Spieler gelegt.“

    Die will er, so sein Plan, in Zukunft selbst ausbilden. Vor kurzem absolvierte er in der Sportschule Duisburg-Wedau in einem dreiwöchigen Lehrgang die DFB-Elite-Jugend-Lizenz. Sie ist auch die Bedingung für die Zulassung zur A-Lizenz, der letzten Stufe vor dem Fußball-Lehrer.

    Halil Altintop: "Ich bin offen für vieles"

    Es sieht alles danach aus, dass der Fußball auch weiterhin das Leben von Halil Altintop bestimmen wird, auch wenn er sich noch nicht festlegen will: „Ich bin offen für vieles. Aber ich merke, dass das Interesse von meiner Seite sehr groß ist. Wenn ich etwas anpacke, will ich zu hundert Prozent dahinterstehen. Ich weiß, dass das etwas für mich sein könnte, aber ich lasse mir noch etwas Zeit und sehe das alles ganz entspannt.“

    In Leipzig bekam er nun erstmals mit, was ihn auf der Funktionärsseite erwartet. Es wird wohl nicht die letzte Hospitanz von Altintop bleiben. „Ich versuche herauszufinden, ob ich all die Anforderungen, die an die Trainer-Position gerichtet sind, erfüllen kann, ob ich da erfolgreich sein kann. Wenn ich daran glaube, dass ich da gute Arbeit leisten kann, werde ich dabei bleiben“, sagt er.

    Doch noch hat er mit der Umstellung, weg vom durchgetakteten Rhythmus eines Fußball-Profis und hin zur selbstbestimmten Lebensplanung noch ein wenig zu kämpfen: „Die ersten Wochen, als die Vorbereitung wieder losging, war es nicht so einfach. Da musste ich mich erst damit anfreunden, dass ich nicht mehr dabei war. Denn ich war als Spieler nie länger verletzt.“

    Aber umgehauen habe es ihn nicht: „Ich habe die letzten Jahre ja schon gespürt, dass dieser Zeitpunkt kommen wird. Vor allem, wenn man in der Bundesliga die Tendenz hin zu den jungen Spielern gesehen hat. Von daher ist alles gut. Und als Trainer darf man ja ab und zu auch noch mitspielen. (mit klan)

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