Die Trinkpause war kurz. „Auf geht’s, kommt wieder rein“, rief Trainer Markus Weinzierl, der in der Mitte des Fußballfeldes stand, seinen Spielern, die sich gerade mit isotonischen Getränken stärkten, lautstark zu. Lange Pausen gibt es für die Spieler des FC Augsburg im Trainingslager in Ruhpolding: Der FCA hat den Bogen rausnicht, hartes Arbeiten war angesagt. Davon konnten sich gestern gleich die beiden Neuzugänge Halil Altintop und Raphael Holzhauser überzeugen. Der türkische Nationalspieler und das Talent aus Österreich wurden am Montag vom FCA verpflichtet und stießen noch am selben Abend zu ihren neuen Kollegen, die sich derzeit in den bayerischen Alpen auf die neue Saison vorbereiten.
Transfers lösen nicht gekannte Aufmerksamkeit aus
Transfers, die in der Fußballszene für Staunen und gestern Vormittag für eine bisher im FCA-Trainingscamp nicht gekannte Aufmerksamkeit sorgten. Es war kurz vor zehn Uhr, als der Augsburger Mannschaftsbus mit den beiden Neuzugängen im Ruhpoldinger Waldstadion vorfuhr. Die Kameras der Fernsehleute und Fotografen waren auf Altintop und Holzhauser gerichtet.
Am vergangenen Freitag hatte Altintop seinen Vertrag beim türkischen Erstligisten Trabzonspor aufgelöst – dort soll die Zahlungsmoral nicht mehr sehr hoch gewesen sein. Trotzdem möchte er die beiden Jahre in der Türkei nicht missen. „Für mich war das eine ganz wichtige Erfahrung, im Heimatland meiner Eltern spielen zu dürfen“, sagt Altintop. Der Kontakt zwischen dem FCA und seinem Berater bestand schon seit geraumer Zeit, „doch dann ging alles Ruck-Zuck“, erzählt der türkische Nationalspieler, der in Deutschland geboren ist.
Nach nur einem Gespräch mit Manager Stefan Reuter und Trainer Weinzierl sei alles klar gewesen. „Die beiden haben mich schnell überzeugt. Ich habe ein gutes Gefühl und bin froh, wieder in der besten Liga der Welt spielen zu dürfen“, fügt er an. Beim FCA will er der Mannschaft nun durch „Leistung und meine Erfahrung“ helfen.
Die Beletage des deutschen Fußballs verfolgte der vielseitig einsetzbare Offensivspieler auch an der türkischen Schwarzmeerküste, „im Fernsehen gab es fast alle Bundesligaspiele zu sehen“. Und da hat ihn der FC Augsburg in der Rückrunde der vergangenen Spielzeit regelrecht begeistert.
Holzhauser: War auch Inter Mailand interessiert?
Angetan von den Auftritten seines neuen Arbeitgebers im Frühjahr zeigte sich auch Holzhauser. Da er in diesem Zeitraum mit seinen Einsatzzeiten in Stuttgart nicht mehr zufrieden war, beschäftigte er sich zuletzt ganz intensiv mit einem Wechsel zum FCA. „Seit gut zwei Wochen gab es Kontakte nach Augsburg“, erzählt der 1,93 Meter große Hüne, der seine Lieblingsposition im zentralen Mittelfeld sieht. Sein Vertrag läuft beim VfB Stuttgart noch bis 2015, das Leihgeschäft mit Augsburg dauert eine Spielzeit.
Der FCA war allerdings nicht der einzige Interessent, der sich die Dienste des großen Talents aus der Alpenrepublik sichern wollte. Aus Italien verlautete es, dass Inter Mailand an einer Verpflichtung Holzhausers interessiert ist. Er sei „der Wunschkandidat des Präsidenten Massimo Moratti“, der eine Ablöse von drei Millionen Euro zahlen wolle, schrieb die Gazzetta dello Sport kürzlich. „Konkret war da nichts, dafür gab es andere Vereine, die Interesse an mir zeigten“, erzählt Holzhauser.
Was letztlich auch keine Rolle mehr spielt, denn wie Altintop hat sich auch der Nieder-Österreicher bereits am ersten Arbeitstag voll mit seinem neuen Arbeitgeber identifiziert. „Die Kollegen haben mich hervorragend aufgenommen, ich bin glücklich, hier zu sein“, gerät er fast ein wenig ins Schwärmen. Das kann Halil Altintop nur bestätigen. Die Voraussetzungen, dass das Duo dem FCA beim Erreichen seiner Ziele helfen kann, scheinen jedenfalls gegeben zu sein.