Die elfte deutsche Meisterschaft kann man dann schon mal etwas gelassener angehen. Während in den Katakomben der Allianz Arena die Bierkästen in die Bayern-Kabine gefahren wurden, stand Thomas Müller schon zum Abgang bereit. Geduscht wurde offenbar zu Hause: Die Haare von den 90 Spielminuten beim 2:2 gegen den VfB Stuttgart verschwitzt, machte der Torschütze in der Mixed Zone Halt. Das Remis gegen Stuttgart? Das liegen "Erwartung und Realität weit auseinander", leider.
Der Trip nach Ibiza, den einige Bayern-Spieler nach der Mainz-Pleite unternommen hatte? "Da haben wir Futter für alle geliefert, die in der Unterhaltungsbranche arbeiten." Die Feierlaune in der Kabine nach der recht routinierten Übergabe der Meisterschale im Stadion? "Da herrschte eine gelöste Stimmung. Klar war es nach dem Dortmund-Spiel emotionaler, weil wir es da geschafft hatten."
Thomas Müller vermisst "das Gefühl der Souveränität"
Und die Bewertung der Saison? Eigentlich gut. Was die Punkteausbeute angeht, habe man sich "nicht viel vorzuwerfen". Und doch: Dass eine richtig starke Saison anders aussieht, weiß Müller auch. "Es geht um das Gefühl der Souveränität. In den Spielen gegen Gladbach, Bochum und Mainz waren Aussetzer da." Diese Blackouts abzustellen, zu denen auch das von Müller nicht angesprochene Hinspiel gegen den FC Villarreal gehört, dürfte zu den vornehmlichsten Aufgaben des FC Bayern in der kommenden Spielzeit gehören.
Das weiß auch Trainer Julian Nagelsmann. Der scherzte in der Pressekonferenz nach dem Spiel, dass er vom Hochstemmen der unerwartet schweren Schale "einen Muskelkater in der Brust" habe. Das Fazit des unerwarteten Unentschiedens gegen den Abstiegskandidaten Stuttgart, das mit etwas Pech auch eine Niederlage sein hätte können, bremste die Laune des Trainers aber schnell wieder ein.
Bayern-Trainer Nagelsmann hätte gerne "ein, zwei Pressing-Maschinen"
In der Offensive zeigte sich der Meister ideenlos, während die Defensive einmal mehr alles andere als sattelfest wirkte. "Viel zu viele Torchancen" habe sich der 16. der Tabelle erspielt, befand auch Nagelsmann. Das alleine an Tanguy Nianzou festzumachen, der in der Innenverteidigung keinen guten Tag erwischt hatte und gegen den scheidenden Niklas Süle ausgewechselt wurde, festzumachen, sei aber zu einfach: "Unser Gegenpressing ist das, was mir mehr Sorgen bereitet. Das müssen wir besser in den Griff kriegen."
Auf die Frage eines Reporters, welche Pressing-Maschinen nun bald in München Verträge unterzeichnen müssen, gab Nagelsmann zurück: "Kennen Sie zwei gute? Dann schreiben Sie die mir. Wir bekommen von Beratern jeden Tag 50 Tipps, da kommt es auf die zwei auch nicht mehr an." Allgemein sei die wackelige Defensive zwar etwas, das man auch mit der bestehenden Mannschaft in den Griff bekommen könne. "Ich habe auch nichts dagegen, wenn wir ein, zwei Pressing-Maschinen kaufen."
Das Dauerthema Lewandowski scheint den Bayern erhalten zu bleiben
Das darf einmal mehr als klarer Auftrag an Sportvorstand Hasan Salihamidzic verstanden werden. Der sagte zum Dauerthema Robert Lewandowski: "Die Gespräche werden wir führen. Wir haben schon einige geführt. Und jetzt werden wir schauen, was passiert." Allgemein gebe es aber finanzielle Grenzen. Salihamidzic gab sich zuversichtlich, was Transfers angeht: "Lassen wir uns überraschen. Wir müssen sehen, was möglich ist." Der FC Bayern wolle "kreativ sein".
Wie nun bekannt wurde, war der Sportvorstand selbst am Freitag nach Mallorca geflogen. Ein Video zeigt, wie der 45-Jährige in einer Bar tanzt. Auf der Insel soll sich Salihamidzic aber auch unter anderem mit dem Spielerberater getroffen haben, der Serge Gnabry und Leipzigs Konrad Laimer betreut.
Der Transfer von Mazraoui zum FC Bayern scheint fix zu sein
Dem Vernehmen nach soll der FC Bayern beim Werben um den Ajax-Rechtsverteidiger Noussair Mazraoui Manchester United ausgestochen haben und auch bei dessen 19-jährigen Teamkollegen Ryan Gravenberch gute Chancen haben. Von der PSV Eindhoven könnte der Linksaußen Cody Gakpo nach München stoßen. Leverkusens Patrik Schick wird zudem als möglicher Lewandowski-Nachfolger gehandelt. Dass generell personell etwas getan werden muss, scheint klar. Das sieht auch Thomas Müller so, bei aller gebotenen Gelassenheit eines Serienmeisters: "Wir wissen, dass wir schon ein paar Stellschrauben drehen müssen."