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Fußball: Bayern gegen Dortmund, oder: We call it a Klassiker

Fußball

Bayern gegen Dortmund, oder: We call it a Klassiker

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    Die überragende Figur der bisherigen Bundesliga-Saison: Rechtzeitig zum Giganten-Duell kehrt Marco Reus nach der Geburt seiner Tochter in den Kader zurück.
    Die überragende Figur der bisherigen Bundesliga-Saison: Rechtzeitig zum Giganten-Duell kehrt Marco Reus nach der Geburt seiner Tochter in den Kader zurück. Foto: Silas Stein, dpa

    Clásico also, darunter machen es Medien-Marktschreier und PR-Profis nicht mehr. Eine Begrifflichkeit, die die Bedeutung des Aufeinandertreffens der beiden besten deutschen Mannschaften beschreiben soll und es ja doch nur als Abziehbild einer anderen legendären Paarung erscheinen lässt. Der Clásico ist seit jeher jenes mythenumrankte Duell zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid.

    Vereine, deren Abneigung sich gegen den jeweils anderen aus weit mehr als einer schlichten sportlichen Konkurrenz begründet. Bürgerkrieg, hier das Franco-Regime, dort die Separatisten. Feindschaft der Regionen: Kastilien gegen Katalonien.

    Die völlig falsche Bezugsgröße für das Duell des FC Bayern gegen Borussia Dortmund. Lange Zeit waren sich beide Klubs herzlich egal. Ihre jeweiligen Blütezeiten überschneiden sich über Jahrzehnte nicht. Als die Bayern den deutschen und europäischen Fußball Mitte der 70er-Jahre erstmals dominieren, arbeiten sich die Dortmunder gerade wieder von der zweiten Liga ins Mittelfeld der ersten Bundesliga zurück.

    Jahrelang duellierte sich Borussia Dortmund mit der Mittelmäßigkeit

    Die Dortmunder gewinnen 1966 als erste deutsche Mannschaft den Europapokal der Pokalsieger, da hat der Emporkömmling aus München gerade seine erste Saison im Fußball-Oberhaus absolviert. So laufen die Jahre an den Klubs vorbei. Die Bayern duellieren sich mit Gladbach, Hamburg und Bremen um die Meisterschaft – Dortmund mit der Mittelmäßigkeit. Clásico? Alltagskicks.

    So ging es in den 90ern zu: Kahn gegen Chapuisat, genau genommen eigentlich gegen den ganzen BVB.
    So ging es in den 90ern zu: Kahn gegen Chapuisat, genau genommen eigentlich gegen den ganzen BVB.

    Es kommt die Zeit des FC Hollywood mit seinen Sternchen Lothar und Klinsi auf der einen und General Hitzfelds Dortmunder auf der anderen Seite. Erstmals scheinen die Dortmunder den Münchnern zu entwischen, reihen an zwei Meisterschaften auch noch jenen Champions-League-Titel, den sich die Bayern seit 1976 (damals freilich noch als Europapokal der Landesmeister) doch so herbeisehnen. Das Duell nimmt Fahrt auf. Matthäus wischt Möller tränen aus dem Gesicht, Kahn knabbert an Herrlichs Hals und der deutsche Fußball hat endlich ein Duell, das sich gut vermarkten lässt.

    Die Schwächen in der Dortmunder Buchführung sorgten für eine Aussetzung des Clásicos

    Wenn da bloß nicht die Schwächen in der Dortmunder Buchführung wären. Wenige Jahre nach den aufregenden Spielen, stehen die Dortmunder vor dem Abgrund. Die Insolvenz droht – und wird zum Ausgangspunkt der neuen Dortmunder Erfolgsgeschichte. Finanzielle Solidität löst Großmannssucht ab. Jürgen Klopp übernimmt. Fortan sind die Spiele des BVB energetische Ereignisse. Ihrer Wucht kann sich kaum einer entziehen, auch der FC Bayern nicht.

    Die goldene BVB-Zeit mit Hummels und Sahin.
    Die goldene BVB-Zeit mit Hummels und Sahin.
    2013: Mario Götze trifft für den FCB gegen den BVB.
    2013: Mario Götze trifft für den FCB gegen den BVB. Foto: dpa

    Es ist die Phase, in der die bis dato intakten Beziehungen zwischen den Vereinen ernsten Schaden nehmen. Auf dem Platz werden die Bayern phasenweise von den Dortmundern vorgeführt, verlieren das Pokalendspiel 2012 mit 2:5. Klopp führt seine Mannschaft von einer „Vollgasveranstaltung“ in die nächste. Uli Hoeneß ist konsterniert. Der Kontrahent ist nicht nur ebenbürtig, er ist entwachsen. Das Imperium schlägt zurück. Die Generation Lahmsteiger sammelt sich unter Jupp Heynckes, angetrieben vom ehemalige Dortmunder Matthias Sammer, der als Sportvorstand kein Nachlassen duldet. So hätte das Aufeinanderprallen der beiden Teams auf Jahre hinweg massentaugliche Spannung versprochen, ohne hässliche Nebengeräusche zu verursachen.

    Dann aber verpflichten die Bayern Mario Götze und damit die Zukunftshoffnung der Dortmunder. Offenbar aus dem Umfeld der Münchner lanciert, wird der Wechsel einen Tag vor dem Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid bekannt. Die zuvor intakten Beziehungen der beiden Klubs liegen nun auf Eis. Spanische Verhältnisse im Jahr 2013. Dass die Bayern auch noch das direkte Duell im Finale der Champions League gewinnen, sorgt nicht für Tauwetter.

    Mittlerweile spielt Götze wieder in Dortmund, Robert Lewandowski und Mats Hummels dafür in München. Die Bosse vertragen sich wieder, die Fans nicht. Am Samstag treffen die Klubs aufeinander.Erstmals seit langer Zeit gibt es einen echten Zweikampf um die Meisterschaft, trennen beide Klubs nur zwei Punkte. Gewinnen die Dortmunder, ist ihnen der Titel kaum mehr zu nehmen. Es knistert. Es ist kein Clásico. Es ist schlicht das Spiel der beiden besten deutschen Mannschaften.

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