Es waren Szenen, wie sie sich noch nie abgespielt haben beim FC Bayern: Bei der Jahreshauptversammlung gab es Buh-Rufe für Präsident Uli Hoeneß. Vereinzelt waren Zwischenrufe wie „Lügner“, „Feigling“ oder „Hoeneß raus“ zu hören. Auslöser war, dass ein Fan dem Vereinsboss die Leviten gelesen hatte. Während Hoeneß die Zwischenrufe ignorierte, schienen die Mitarbeiter der Medienabteilung des FC Bayern nicht glauben zu können, was sich abspielte. Immer wieder blickten sie ungläubig in die Zuschauerränge. (Lesen Sie dazu: Bayern-Fans kritisieren Hoeneß: "Der Verein ist nicht Ihr Eigentum")
Nur zur Erinnerung: Gerade einmal zwei Jahre zuvor war Uli Hoeneß zum Präsidenten gewählt worden – mit 98,5 Prozent der Stimmen. Was ist hier kaputt gegangen?
Die sportliche Krise alleine ist nicht der Grund für die Unzufriedenheit die heftige Fan-Kritik
Eine banale Antwort könnte lauten: Es läuft derzeit nicht. Mit neun Punkten Rückstand auf Tabellenführer Dortmund ist der Zug für die Meisterschaft abgefahren zu sein. Würde der FC Bayern mit sattem Vorsprung vorne stehen, wäre die Kritik wohl gemäßigter ausgefallen. Die sportliche Krise ist aber nur ein Aspekt des Problems.
Viele Fans stören sich am Führungsstil des Präsidenten. Die einjährige Suche nach einem Sportdirektor mit der Mini-Lösung Salihamidzic kam auf der Veranstaltung ebenso zur Sprache wie die verbalen Aussetzer von Hoeneß gegen Özil, Bernat und Breitner. Vor allem die Verbannung seines ehemaligen Freundes aus der Ehrenlounge nehmen Hoeneß viele Fans übel. Breitner ist beim FC Bayern nicht irgendwer, sondern Ehrenspielführer – und nicht zuletzt einer derjenigen, die nie mit Kritik an der Vereinsführung sparten.
Hoeneß scheint keinen großen Wert auf Kritik an seiner Person zu legen
Genau darauf scheint Hoeneß aber keinen Wert zu legen. Innerhalb des Klubs gibt es keine Gegenposition zu „Mr. FC Bayern“. Matthias Sammer oder Michael Reschke, die externe Sachkenntnis eingebracht hatten, haben den Klub verlassen. Die Reaktionen der Fans zeigen, dass Hoeneß sein Handeln dringend hinterfragen sollte. Ob er dazu bereit ist? Gestern wertete der Präsident die Fan-Kritik als „Versuch, meinen tadellosen Ruf zu beschädigen“. Mit Breitner habe er schon vor fünf Jahren ohnehin schon gebrochen, in dieser Sache sei "der Rubikon überschritten". Selbstkritik sieht anders aus.