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Champions League: Was hat den FC Barcelona nur so ruiniert?

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Was hat den FC Barcelona nur so ruiniert?

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    Barcelonas Trainer Xavi Hernández muss um das Weiterkommen in der Champions League zittern.
    Barcelonas Trainer Xavi Hernández muss um das Weiterkommen in der Champions League zittern. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Das Kunstwerk war einfach zu einnehmend, als dass Zweifel daran erlaubt gewesen wären. Hat ja auch niemand danach gefragt, ob Michelangelo für die Ausgestaltung der Sixtinischen Kapelle vielleicht den ein oder anderen Denar erhalten hat, der Roms Gläubigen an anderer Stelle abging. Wer den Fußball des FC Barcelonas vergangener Jahre gesehen hat, muss auch ihn in den Stand von großer kunsthistorischer Bedeutung befördern. Von Andrés Iniesta und Xavi initiierte Ballkaskaden fanden im Schöpfungswillen Lionel Messis ihre beeindruckende Vollendung. Die größten Meister ihrer Zunft wirkten auf wundersame Weise gleichzeitig an einem die Zeit überdauernden Werk. Guardiola, Puyol, Piqué stellten sich in den Dienst der Kunst.

    Später führte der nachgeborene Neymar das Werk an der Seite Messis zusammen mit Luis Suárez weiter. Das Dreigestirn hat die einst heilige Stätte des Weltfußballs verlassen. Stattdessen steht ab und an ein Mann im Sturmzentrum, der auf den Namen Luuk de Jong hört und der einst in Gladbach den Konkurrenzkampf gegen den wahrhaft großartigen Max Kruse verlor. Barcelona ist am Ende. Der Verein ist unter der Last von 1,3 Milliarden Euro Schulden nahezu handlungsunfähig. Die Katalanen waren nicht einmal dazu im Stande, Messi vor der Saison auch nur ein lächerliches Angebot zu unterbreiten. Die Epoche des großen Barça endete mit dem Abschied des Größten zu den Neureichen nach Paris. Barcelona hängt altadelig vergangenem Glanz nach.

    FC Barcelona ist für Nagelsmann immer noch ein besonderer Klub

    Davon kann sich auch Julian Nagelsmann nicht befreien. "Wenn der Mannschaftsbus des FC Barcelona vor dem Stadion parkt, ist das immer noch etwas Besonderes", sagt der Trainer des FC Bayern vor dem abschließenden Gruppenspiel der Champions League am Mittwoch (21 Uhr, DAZN).

    Freut sich auf das Duell mit dem FC Barcelona: Bayern-Coach Julian Nagelsmann.
    Freut sich auf das Duell mit dem FC Barcelona: Bayern-Coach Julian Nagelsmann. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Die Münchner aber können sich jene Motivations-Verlautbarungen sparen, die Barcelonas Präsident Joan Laporta der Reisegruppe mit auf den Weg gab. "Wir können Bayern schlagen. Es wird ein Wunder geben. Ich bin mir sicher, dass wir das Spiel gewinnen", sagte er der AS. Die Spanier benötigen ein Sieg gegen den FC Bayern, um sicher in das Achtelfinale einzuziehen. Einen schnöden Erfolg als "Wunder" zu bezeichnen, symbolisiert das neue Anspruchsdenken Barcelonas. Der Verein hat vor wenigen Wochen Klub-Legende Ronald Koeman vom Platz auf der Trainerbank verwiesen und dort mit Xavi eine noch viel größere Legende installiert. Bislang mit bescheidenem Erfolg. Der Klub dümpelt in der Liga auf Platz sieben herum und weist bereits einen Rückstand von 16 Punkten auf Tabellenführer Real Madrid auf. In der Champions League stehen nach fünf Spieltagen sieben Zähler auf dem Konto.

    Im Vergleich dazu wirken die Probleme der Münchner geradezu lächerlich. Mag ein Führungsspieler die Corona-Impfung verweigert haben oder das Pokal-Aus in Gladbach geschmerzt haben, so führen die Münchner doch die Ranglisten in Bundesliga und Champions League souverän an. Trainer Nagelsmann darf sogar ohne Widerworte aus der Vorstandsetage 2,8 Millionen Euro riskieren. So viel bringt ein Sieg in der Champions League. Der Coach aber spielt mit dem Gedanken, einigen Spielern Ruhepausen zu verordnen, warten doch mit Mainz, Stuttgart und Wolfsburg in Kürze Gegner, die perspektivisch eine höhere Bedeutung genießen als die Partie gegen das ruhmreiche Barcelona. So wird beispielsweise der bis dato nur spärlich eingesetzte Marc Roca möglicherweise im Mittelfeld den angeschlagenen Leon Goretzka ersetzen. Außerdem fällt auch Serge Gnabry noch aus.

    FC Barcelona reist als Sparringspartner nach München

    Der FC Barcelona dient so als Sparringspartner für die Partie der Münchner gegen Mainz. Mit Philippe Coutinho, Frenkie de Jong, Ousmane Dembélé oder Memphis Depay stehen Xavi immer noch Spieler zur Verfügung, die Außerordentliches mit dem Ball anzufangen wissen, das Ensemble aber genügt nicht den höchsten internationalen Ansprüchen. Da dürfte auch die Idee nur recht wenig Entfaltung entwickeln, einen der Säulenheiligen zurück nach Barcelona gelotst zu haben. Der Klub hat sich ab dem kommenden Januar die Dienste des mittlerweile 38-jährigen Dani Alves gesichert. Der Außenverteidiger spielt dann für den Mindestlohn von 155.000 Euro pro Jahr.

    Es ist die verklärte Erinnerung an alte Zeiten. Als würde eine verarmte Fürstin die angeschlagene Vase aus dem Familienbesitz vom Pfandleiher auslöhnen. Viel Glanz geht nicht mehr von ihr aus – aber immerhin die Ahnung, einmal derart von Bedeutung gewesen zu sein, dass die eigene Unvergänglichkeit angenommen wurde.

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