Wenn am Freitag die Fußball-Bundesliga startet, ist das auch eine Geschichte des Alkoholkonsums. Wenn nichts mehr hilft, hält sich der Fußball-Fan an seinem Humpen fest. Nach dem Motto „Anstoß, Abstoß, Anstoßen“ wird vor, während und nach dem Spiel gepichelt.
Obacht ist allerdings beim VfB Stuttgart geboten. Die Schwaben haben die härteste Tür der Bundesliga, wenn es um Promillegrenzen geht. Bereits mit einem nach bajuwarischen Verhältnissen gerade lächerlichen Pegel von 1,0 Promille darf man bei den Schwaben nicht mehr ins Stadion, wie Recherchen des ZDF ergeben haben. Kein Erstligist ist strenger. Diese Schwaben! Kopfschütteln gibt es dafür von den Nachbarn im weiß-blauen Freistaat, deren damaliger Ministerpräsident Günther Beckstein doch selbst das Steuern eines Autos nach Konsum von zwei Maß Bier noch vertretbar fand. Man müsse halt wissen, wann und wie: „Wenn man die zwei Maß in sechs, sieben Stunden auf dem Oktoberfest trinkt, ist es noch möglich.“
Beim 1. FC Nürnberg gelten 0,8 Promille als Grenzwert
Umso erstaunlicher, dass es ausgerechnet im Frankenland, Becksteins Heimat, die größte Spaßbremse gibt: Beim 1. FC Nürnberg in der zweiten Liga gilt eine Promillegrenze von 0,8. Dabei weiß die Wissenschaft doch, dass bei einem Promillewert von 0,8 bis 1,2 folgende Symptome eintreten: deutliche Gleichgewichtsstörungen, deutliche Enthemmung, beginnende motorische Beeinträchtigungen. Also die idealen Voraussetzungen dafür, die in den meisten Spielzeiten des Clubs gezeigten Darbietungen als eigentlich ganz okay zu empfinden. Wer doch mault, tut das lallend.
Ebenfalls streng ist es beim 1. FC Köln, Gladbach, Leipzig und Freiburg, wo jeweils 1,1 Promille gelten. In Hoffenheim liegt die Grenze bei 1,2 Promille, während in Frankfurt, Bochum und bei Zweitligist Schalke erst ab einem stattlichen Wert von 1,6 Promille (Auswirkungen: stark gestörte Motorik, stark verlangsamte Reaktionsfähigkeit, ausgeprägte Gleichgewichtsstörungen) der Ausschluss droht. Bei allen anderen Erstligisten liegt es im Ermessen der Sicherheitskräfte, wann Schluss ist mit lustig.
Spötter würden sagen: Eben diese Auswirkungen von Alkohol – Verwirrtheit, Euphorie, eingeschränktes Sichtfeld – sind oft die letzte Chance, die auf dem Rasen gezeigten Darbietungen halbwegs erträglich zu machen. Dementsprechend groß ist der Unbill in manchen Fanforen. Dort wird gerätselt, ob etwa die 1,2 Promille in Hoffenheim doch eher der Mindestwert sind, ohne den es keinen Eintritt zum Stadion gibt. Wem das zu hart ist, dem bleibt nur der Gang in die Hobbyliga. Dort, wo die Teams noch Namen wie FC Saufhemden, FC Biercelona oder FC Kopinnacken tragen, wird nie eine Promillegrenze bestehen.
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