Fußball ist ein schnelllebiger Sport: Das durfte auch Torsten Fröhling, der neue Trainer beim TSV 1860 München, erfahren. Beim (Noch-)Zweitligisten gab es in den vergangenen beiden Tagen gleich mehrere Wendungen. Zunächst wurde Trainer Markus von Ahlen nach gerade einmal 14 Punktspielen entlassen. Sein Nachfolger sollte "bis auf Weiteres" der bisherige U21-Trainer Torsten Fröhling werden. Wenige Stunden später erklärte Sport-Geschäftsführer Gerhard Poschner: "Torsten ist unser Trainer und wir sind überzeugt, dass wir bis zum Ende dieser Saison diese Situation meistern werden."
Die Entscheidung, mit dem bis dato relativ unbekannten 48-Jährigen die restliche Spielzeit zu bestreiten, kam für viele überraschend. Immerhin wurden auch Mike Büskens, Michael Frontzeck oder Uwe Neuhaus als Nachfolger von Ahlens gehandelt. Sportchef Poschner gab bei der gestrigen Pressekonferenz zu, auch mit anderen Trainern gesprochen zu haben: "Es ist legitim, sich alle Optionen offen zu halten." Weitere Details wollte Poschner nicht nennen. Fröhling ist egal, ob es noch andere Kandidaten gab. "Die erste Wahl ist immer der, der es geworden ist", gibt sich der neue Trainer selbstsicher.
"Reden zu viel über Personalien"
Poschner sagte über Fröhling, dass dieser ein fußballverrückter Typ sei, der die Ärmel hochkrempeln und positive Energie erzeugen könne.
Die Trainer von 1860 München seit dem Bundesliga-Abstieg 2004
Rudi Bommer 1.7. 2004 bis 4.12. 2004
Reiner Maurer bis 22.1. 2006
Walter Schachner bis 17.3. 2007
Marco Kurz bis 23.2. 2009
Uwe Wolf bis 12.5. 2009
Ewald Lienen bis 30.6. 2010
Reiner Maurer 17.11. 2012
Alexander Schmidt bis 30.8. 2013
Friedhelm Funkel bis 6.4. 2014
Markus von Ahlen bis 19.6. 2014
Ricardo Moniz 24.9. 2014
Markus von Ahlen bis 17.2. 2015
Torsten Fröhling
Der Sportchef betonte, dass er allein über den neuen Trainer entschieden habe. Der jordanische Geldgeber Hasan Ismaik sowie Präsident Gerhard Mayrhofer wissen aber Bescheid. Mehr wollte Poschner über sein Verhältnis zu den beiden anderen starken Männern beim TSV 1860 nicht sagen. Über mögliche eigene Konsequenzen im Falle eines Abstiegs wollte Poschner ebenfalls nicht sprechen. "Wir reden zu viel über Personalien – es geht nur um den Verein."
Und dieser steht als Tabellen-16. vor dem Absturz in die dritte Liga. Das Debüt gegen den FC St. Pauli (Samstag, 13 Uhr) ist für Fröhling zugleich ein besonderes. Sechs Jahre lang spielte er bei dem Hamburger Kultverein, kickt aktuell sogar in dessen Traditionsmannschaft. Drei Tage hat er nur Zeit, um seine Mannschaft auf das Abstiegsduell richtig vorzubereiten.
In Einzelgesprächen möchte er seinen Spielern Mut geben. In einer kämpferischen Ansprache sagte Fröhling, was er von den Profis erwartet: Leidenschaft, Disziplin, die Fans zurückgewinnen, einfach Fußball spielen und sich unterordnen. Wer das nicht könne, "der bekommt Probleme mit mir". Empfindliche Geldstrafen und ein Platz auf der Tribüne seien mögliche Konsequenzen.
Denn verlieren liegt dem Familienvater, der aus der Nähe Rostocks stammt, nicht. "Keiner verliert freiwillig – nicht einmal ich beim Schach gegen meinen zwölfjährigen Sohn."