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EM 2016: Jonas Hector: Der beste deutsche Linksverteidiger war Spätstarter

EM 2016

Jonas Hector: Der beste deutsche Linksverteidiger war Spätstarter

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    Jonas Hector darf wahrscheinlich auf links in der Verteidigung spielen.
    Jonas Hector darf wahrscheinlich auf links in der Verteidigung spielen. Foto: Andreas Gebert/dpa

    Évian Jonas Hector hat im vergangenen Jahr die meisten Einsätze in der Nationalmannschaft absolviert. Der Kölner stand 2015 bei sämtlichen neun Spielen der Elf in der Startformation. Das sagt einiges über Hector selbst, viel aber auch über die Arbeit in den Nachwuchsleistungszentren der Bundesligisten.

    Ein solches hat Hector nie von innen gesehen. Der Linksverteidiger spielte noch im Alter von 20 Jahren für seinen Heimatverein SV Auersmacher. Fünfte Liga. Sechs Jahre später wird er auf dem Feld stehen, wenn am Sonntag die deutsche Nationalhymne erklingt. Hector ist Stammspieler in der Nationalmannschaft. Das klingt immer noch seltsam, betrachtet man seine Nebenleute. Boateng, Kroos, Götze. Weltstars, Marken.

    Hector spielt für den 1. FC Köln in der Bundesliga, beendete die vergangene Saison im Niemandsland der Tabelle und war wie der komplette Verein zufrieden damit. Das klingt nicht nach Europameisterschaft, noch nicht mal nach Europa League. Allein: Es gibt keinen anderen deutschen Linksverteidiger, der besser ist als Hector. Der beste Linksverteidiger der Liga ist Österreicher und heißt David Alaba. Weil es auch auf der gegenüberliegenden Seite kaum besser ausschaut, stellt sich die Frage, ob in den Nachwuchszentren nicht vielleicht etwas zu viele Künstler beherbergt werden, die Ausbildung von Facharbeitern auf den Außenbahnen aber vernachlässigt wird.

    Vor zwei Jahren in Brasilien hatte Joachim Löw mit Philipp Lahm den weltbesten Außenverteidiger des vergangenen Jahrzehnts in seinem Kader. Weil sich der Bundestrainer aber anfangs den Luxus leistete, den Kapitän im Mittelfeld aufzustellen, bildeten die Abwehrreihe vier Innenverteidiger. Zwei Tage vor dem ersten Spiel bei dieser EM hat sich die Situation in der Mannschaft kaum verändert – außer dass Lahm sich mittlerweile auf Spiele mit den Bayern konzentriert hat.

    Höwedes zusammen mit Boateng in die Innenverteidigung

    Löw wird also wieder jemand Fachfremdes an den Rand des Spielfelds beordern. In Brasilien war es Benedikt Höwedes, der auf der linken Seite verteidigte. Dort ist nun Hector zu Hause. Höwedes wird nach der Verletzung von Antonio Rüdiger wohl neben Boateng in die Abwehrzentrale rücken. Jonathan Tah ist dort noch keine Alternative. Der nachnominierte Leverkusener kam erst gestern im Teamhotel an. Mats Hummels konnte immerhin sein individuelles Trainingspensum steigern, allerdings noch nicht in die Übungseinheit der Mannschaft eingreifen. Auf der rechten Seite herrscht eine Vakanz. Das dürfte die große Chance von Joshua Kimmich sein. Nachdem er am Mittwoch noch wegen einer Erkältung das Training ausfallen lassen musste, wirkte er gestern wieder mit. Er hat auch schon bei den Münchnern rechts hinten verteidigt. Mit seiner feinen Technik und dem Gespür für sich öffnende und schließende Räume erinnert er an Philipp Lahm. Wie sehr sein ehemaliger Vereinstrainer Pep Guardiola ihm vertraute, zeigt beispielsweise, dass er Kimmich im Achtelfinale der Champions League gegen Juventus als Innenverteidiger aufbot.

    Der 21-Jährige machte dabei lange Zeit ein herausragendes Spiel, verschuldete allerdings auch den Anschlusstreffer zum 1:2. In Drucksituationen fehlt im schlicht noch die Erfahrung. Das wiederum verbindet ihn mit Hector. „Wenn man einläuft und es geht um einen Pokal, dann ist das natürlich etwas anderes, als wenn man in der Bundesliga oder in einem Qualifikationsspiel auf dem Platz steht“, räumt Hector ein. Er sei „positiv aufgeregt“, so der Kölner. Sein ehemaliger Trainer Holger Stanislawski dürfte sich kaum Sorgen machen, dass die Aufregung Hectors Sinne beeinflusst. „Der ist kalt wie eine Hundeschnauze“, sagte der Coach nach den ersten Spielen seines Schützlings beim 1. FC Köln. Dort wurde er 2010 als Verstärkung für die zweite Mannschaft in der Regionalliga verpflichtet. Er hatte zuvor unter anderem auch ein Probetraining beim FC Bayern absolviert. Ebenfalls bei der zweiten Mannschaft. Nach zwei Jahren in der vierten Liga wurde er von Stanislawski in den Kader des Zweitligisten berufen. Er stieg mit den Kölnern auf, spielte sich in das Blickfeld Löws und ist nun Stammspieler in der Nationalmannschaft.

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