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Europameisterschaft 2016: Deutsche Elf: Zurück zu den Standards

Europameisterschaft 2016

Deutsche Elf: Zurück zu den Standards

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    Ein Freistoß von Toni Kroos ist der entscheidende Moment des Abends. Shkodran Mustafi ist mit dem Kopf zur Stelle.
    Ein Freistoß von Toni Kroos ist der entscheidende Moment des Abends. Shkodran Mustafi ist mit dem Kopf zur Stelle. Foto: Shawn Thew (dpa)

    Es sind Bilder einer anderen Zeit. Einer Zeit, in der die deutsche Nationalmannschaft Tore mit hämischer Gelassenheit kurz vor Schluss erzielte. In denen die Treffer keinen sehenswerten Kombinationen entsprangen, sondern humorlos geschossenen Ecken, in die wahlweise Horst Hrubesch, Klaus Fischer oder Rudi Völler ihren Kopf hielten. Fußball made in Teutonia.

    Das Nutzen von Standardsituationen war lange Zeit ein Alleinstellungsmerkmal des deutschen Teams. Der WM-Titel 1974 fußt auf einem verwandelten Elfmeter. Beim Titelgewinn 1990 gelang der deutschen Nationalmannschaft nach dem Achtelfinale kein einziges Tor aus dem Spiel heraus. Auch 1996 wären die Deutschen ohne eine Standardsituation nicht Europameister geworden. Oliver Bierhoff leitete einen Freistoß von Christian Ziege im Finale zum 1:1 ins Tor weiter, ehe er in der Verlängerung das Golden Goal folgen ließ. Das folgende unter dem Kapitel "Rumpelfußball" stehende Jahrzehnt brachte neben technischem Brachland auch kaum mehr Flanke-Kopfball-Tor-Szenen mit sich. Die deutsche Mannschaft war so schwach, dass sie sich nicht einmal mehr Freistöße in aussichtsreichen Positionen erspielen konnte.

    Standardsituationen verstärkt trainiert

    Was folgte, war Aufbauarbeit. Keine Zeit, um sich Varianten auszudenken, wie der ruhende Ball am ehesten im Tor unterzubringen ist. Jürgen Klinsmann und anfangs auch Joachim Löw mussten erst an wichtigeren Hebeln ansetzen, der Mannschaft eine Identität und Spielidee vermitteln. Das gelang eindrucksvoll. Der Standard bei Standards aber lag immer noch unter chinesischen Futtermittelnormen. Das WM-Aus 2006: eine Ecke der Italiener. Vier Jahre später köpft der Spanier Puyol Deutschland aus dem Turnier. Nach dem Ukraine-Sieg: Die Nationalmannschaft in der Einzelkritik

    Vor der vergangenen Weltmeisterschaft nahm Löw den Programmpunkt "Standardsituationen" verstärkt in seine Trainingseinheiten auf. Auch in Evian übt das Team immer wieder daran. Dabei werden nicht nur schnöde Bälle in den Strafraum geschlagen. Die Spieler sollen sich selbst neue  Varianten ausdenken und treten dann in verschiedenen Teams gegeneinander an. In Brasilien traf Kroos mit seinen Ecken und Freistößen schon oft die Köpfe seiner Mitspieler. Hummels profitierte unter anderem mit zwei Treffern von den präzisen Hereingaben des Madrilenen. Nun war es Shkodran Mustafi im Auftaktspiel, der den Ball ins Tor verlängerte. Auch defensiv stellten sich die Deutschen geschickter an als noch in der Vorbereitung. Setzte es gegen die Slowakei noch zwei Tore nach Ecken, wurden diese diesmal konzentrierter verteidigt. Die neuen Bilder gleichen den alten Bildern.

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