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WM 2018: Kuriose Beispiele für die seltsame Sprache des Fußballs

WM 2018

Kuriose Beispiele für die seltsame Sprache des Fußballs

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    Im Fußball werden in der Berichterstattung oft komische Vergleiche gezogen.
    Im Fußball werden in der Berichterstattung oft komische Vergleiche gezogen. Foto: Julian Leitenstorfer (Symbolbild)

    Manchmal knallt und scheppert es auch heute noch in der Berichterstattung über ein Fußballspiel. Granaten werden abgefeuert, Verteidigungsringe gebildet. Und während Gerd Müller still dem Vergessen anheimfällt, bleibt er für immer unser Bomber der Nation. Fußball, von Freunden des Rhönradsports einst als Fußlümmelei gescholten, stammt aus einem gröberen Umfeld. Er startete seinen Siegeszug auf der Straße.

    Beispielgebend ist ein Spielbericht aus den 1950ern, veröffentlicht in einer Lokalzeitung des Ruhrpotts über ein Schalke-Spiel. Genüsslich zitiert der Germanist Siegbert A. Warwitz in einer Sprachstudie daraus: „Szepan fischte dat Ei aus dem Gemassel und gurkte die Flemme gegen den Kistendeckel. Sie gongte zurück gegen Tilkowskis Birne und mit Akrobatenzieher (p)flanzte Kuzorra die (P)flaume in die Maschen. Den Klodt riß dat glatt von de Pinne.“

    Seitdem dieses Dokument der Fußballgeschichte gedruckt wurde, hat sich einiges getan. Aus dem Straßensport wurde ein Hochglanzmilliardengeschäft. Mit Gebolze auf der Straße hat das nicht mehr viel zu tun.

    Bundestrainer Löw warb für einen Bauzulieferer

    Heute ersinnen Marketingstrategen Kampagnen, deren Inhalt ähnlich geheimnisvoll daherkommt wie der oben zitierte Spielbericht. „Best never rest“ (die Besten ruhen nie) überschrieb ein Autohersteller seine teuer erkaufte Werbung mit der Nationalmannschaft. Die Realität ließ davon nur „rest“ übrig. Bundestrainer Joachim Löw warb für einen Bauzulieferer mit dem Slogan „Zu Hause ist, sich grenzenlos wohlzufühlen.“ Noch Fragen?

    Beruhigend zu sehen, dass sich der Fußball nicht darum schert, was ihm Werbespezialisten aufbürden. Da scheiden tatsächlich Teams aus, deren Sponsoren ganz anders kalkuliert hatten, was die Dauer ihrer öffentlichen Präsenz betrifft. Es gibt keine Großen mehr, schreibt Milan Sako auf unserer ersten Seite. Die Kleinen mucken auf. Und sie feiern ausgelassen.

    WM 2018: Alte Sprach- und Denkmuster nach Russland Sieg gegen Spanien

    So ausgelassen, dass es im Falle Russlands einen blitzkriegartigen Rückfall in alte Sprach- und Denkmuster gab. Ein Sprecher des Kremls verkündete nach dem Triumph gegen Spanien im Elfmeterschießen, die anschließenden Feierlichkeiten hätten ihn an die Berichte vom 9. Mai 1945 erinnert.

    Der Independent titelte „Solch einen Triumph hat Russland seit 1945 nicht erlebt“. Den Sieg gegen Nazi-Deutschland (Krieg) und den Sieg gegen Spanien (Fußball) in einen Topf zu werfen ist sicherlich dem Überschwang der Gefühle geschuldet. Das kann einen glatt von de Pinne gongen. Aber egal: Denn ob Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien. Es lebe die (P)flaume.

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