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1. FC Nürnberg: Die Fans entdecken ihre heiße Liebe zum Club wieder

1. FC Nürnberg

Die Fans entdecken ihre heiße Liebe zum Club wieder

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    Die Nürnberg-Fans haben am vorletzten Spieltag den Platz gestürmt. Viele Franken werden jetzt ihre Liebe zum "Club" wiederentdecken.
    Die Nürnberg-Fans haben am vorletzten Spieltag den Platz gestürmt. Viele Franken werden jetzt ihre Liebe zum "Club" wiederentdecken. Foto: Daniel Maurer, dpa

    Welche kraftvollen Emotionen der 1. FC Nürnberg freisetzen kann, ist spätestens an diesem Sonntag wieder deutlich geworden. Nicht nur in den sozialen Netzwerken, in denen die Zahl der Club-Beiträge förmlich explodierte, sondern auch im richtigen Leben.

    Tausende von Fans bereiteten der Mannschaft am Abend nach der Rückkehr vom 2:0-Sieg in Sandhausen am Valznerweiher einen beeindruckenden Empfang. Vom Dach des Vereinsheims aus feierten die Profis mit den Anhängern das Bundesliga-Comeback. Für die Kicker ging es danach bis 6 Uhr morgens in einer Nürnberger Bar weiter.

    Sechs Gründe, warum der FCN in die Bundesliga gehört

    Es gibt gute Gründe, warum der Club nach vier Jahren Abstinenz ab August wieder erstklassig sein wird, warum Bayern München und Borussia Dortmund nun wieder ins Max-Morlock-Stadion kommen und warum viele Franken eine heiße Liebe gerade neu entdecken.

    1. Der Trainer

    1. FC Nürnberg: Der Weg zum achten Aufstieg

    1978 Zehn Jahre nach seiner letzten Meisterschaft kehrt der «Club» in die Eliteklasse zurück. Nach nur einer Saison geht's wieder runter.

    1980 Das Auf und Ab geht weiter. Den Nürnbergern gelingt die sofortige Rückkehr in die Bundesliga, vier Jahre hält sich der FCN diesmal.

    1985 Der neunmalige deutsche Meister kehrt unter Coach Heinz Höher nach nur einer Saison Zweitklassigkeit ins Oberhaus zurück und muss erst 1994 wieder den bitteren Gang in die 2. Liga antreten.

    1998 Felix Magath führt die Franken in die Bundesliga zurück und verlässt kurz danach wegen eines Streits mit dem damaligen Präsidenten Michael A. Roth den FCN. 12 Monate später ist der «Club» wieder zweitklassig. ´

    2001 Der FCN gehört auch dank Coach Klaus Augenthaler wieder zur Beletage. Nach zwei Spielzeiten steigen die Franken ab.

    2004 Nürnberg ist erneut erstklassig - und bleibt erst einmal. Nur eine Saison nach dem Pokalsieg 2007 unter Hans Meyer geht's dann aber runter.

    2009 Nur ein Jahr nach dem schmerzhaften Abstieg als Pokalsieger zieht der FCN mit einem Erfolg in der Relegation gegen den Bundesliga-16. Energie Cottbus wieder in die Bundesliga ein.

    2018 Trainer Michael Köllner, seit März 2017 im Amt, hat aus dem «Club» eine starke Mannschaft geformt. Ausfälle stecken die Franken beeindruckend weg, das Team überzeugt in Offensive und Defensive. Der achte Aufstieg ist nach vier weiteren Jahren 2. Liga ein verdienter Lohn. (dpa)

    „Das Werk ist getan“, sagte Michael Köllner am Sonntag. Er nutzte mit Besessenheit die Chance, im fortgeschrittenen Alter von 47 Jahren endlich mit Profis all das Wissen umzusetzen, das er sich angeeignet hatte. Im letzten Drittel der Vorsaison sicherte er den Klassenerhalt mit dem Club, dann verpasste er der Mannschaft ein offensives Spielsystem und eine klare Struktur. Dass nicht jedes personelle und taktische Experiment aufging, schmälert Köllners Verdienste nicht. Er ist der Vater des Aufstiegs. Seine Volkstümlichkeit und seine Redseligkeit kommen bei Fans zweifellos besser an als bei manchen Journalisten.

    2. Das Management

    Sportvorstand Andreas Bornemann muss noch immer ausbaden, dass das Vertrauen der Club-Fans in die Fähigkeiten der sportlichen Leitung seit den Zeiten eines Martin Bader begrenzt ist. Dass merkte Bornemann, als er in der Winterpause lieber Eigengewächs Cedric Teuchert an Schalke 04 verkaufte, als ihn ein paar Monate später ablösefrei abzugeben. Doch Bornemanns Transfers aus dem letzten Sommer haben eingeschlagen. Der Brasilianer Ewerton wurde zusammen mit Georg Margreitter zur Stütze der Innenverteidigung, Rückkehrer Enrico Valentini bildete mit (dem endlich verletzungsfreien) Tim Leibold ein kongeniales Außenverteidiger-Duo. Und Tobias Werner, der nach dem Kreuzbandriss des glänzend gestarteten Sebastian Kerk kostengünstig aus Stuttgart geliehen wurde, war eine wichtige Ergänzung.

    3. Der Kapitän

    Dass Köllner Hanno Behrens mit der Binde betraute, war eine eminent wichtige Entscheidung. Das Nordlicht aus Elmshorn ging in seiner dritten Club-Saison in vielen Spielen mit seinem Willen voran. 14 Saisontore bedeuten den geteilten Rang zwei in der Zweitliga-Rangliste – eine sensationelle Ausbeute für einen Mittelfeldspieler. Köllner war gut beraten, Behrens im Saisonfinale nur noch mit der offensiveren Rolle zu betrauen. Auch als Vorsänger und Stimmungskanone ist Behrens mittlerweile unersetzlich.

    4. Mikael Ishak

    Als sich der schwedische Stürmer im Februar das Innenband riss, verfiel der Club in eine Krise. Fünf Spiele lang gab es keinen Sieg, bei seiner Rückkehr kam der Club mit dem 3:2 gegen Heidenheim wieder in die Spur. Ishaks 13 Saisontore datieren zwar alle aus dem Kalenderjahr 2017, dennoch ist der als Zielspieler mit seiner Ballbehauptung und seinem großen Aktionsradius unersetzlich. Tore wird er sicher irgendwann auch wieder machen.

    5. Das Binnenklima

    Der Star beim 1. FC Nürnberg ist die Mannschaft. Dafür haben Bornemann und Köllner mit ihrer Personalauswahl gesorgt. Wer nicht zum Einsatz kam, wurde nicht vergessen. Das dankten Laszlo Sepsi, der seinen Stammplatz als Linksverteidiger verloren hatte, und der ewige Reservist Ondrej Petrak mit guten Leistungen in der Endphase der Saison. Der Club muss sich mit bundesligaerfahrenen Kräften verstärken. Aber der Teamgedanke, sagt Sportvorstand Bornemann, werde weiter im Vordergrund stehen.

    6. Die schwache Konkurrenz

    In der Vorsaison waren die beiden direkten Aufstiegsplätze an die Bundesliga-Absteiger Hannover 96 und VfB Stuttgart mehr oder minder fest vergeben. In der kommenden Saison wird das mit dem 1. FC Köln und – wahrscheinlich – dem Hamburger SV kaum anders sein. Nürnberg hat das Machtvakuum dieser Runde zu seinen Gunsten genutzt.

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