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Porträt: Hannover-96-Präsident Kind: Sein Kampf gegen die 50+1-Regel

Porträt

Hannover-96-Präsident Kind: Sein Kampf gegen die 50+1-Regel

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    Martin Kind ist seit rund 20 Jahren der Präsident 
des Fußball-Bundesligisten Hannover 96.
    Martin Kind ist seit rund 20 Jahren der Präsident des Fußball-Bundesligisten Hannover 96. Foto: Peter Steffen, dpa

    Martin Kind spielt im deutschen Fußball eine Rolle wie kaum ein anderer. Allerdings nicht mit dem Ball auf dem Platz, sondern mit viel Geld in Geschäftsräumen. Die meisten Menschen kennen den Familiennamen Kind wohl nicht aus dem Sport, sondern von Hörgeräten. Der 73-jährige Martin Kind ist Erbe und Geschäftsführer der Kind-Gruppe. Der Konzern ist nicht nur deutscher Marktführer für Hörgeräte, sondern vertreibt auch Produkte für Arbeitssicherheit. Erst unter Martin Kind wuchs das Unternehmen zu seinen heutigen Ausmaßen. Kein Wunder, dass der gebürtige Niedersachse ein stolzes Finanzpolster besitzt. Mit 600 Millionen Euro Privatvermögen kann er sich zu den reichsten Menschen Deutschlands zählen. Daneben besitzt der ausgebildete Hörakustiker neben der deutschen auch die schweizer Staatsbürgerschaft.

    Was fängt ein Mann mit so viel Geld an? Kind fasste den Entschluss, sich an dem großen Fußballverein seiner Heimat zu beteiligen: Hannover 96. Im Jahr 1997 ging es dem Klub schlecht. Sportlich und finanziell war er am Boden, die Mannschaft spielte nur in der Regionalliga Nord. Im September des Jahres übernahm Kind das Präsidentenamt des Klubs. Und es ging wieder bergauf. 1998: zweite Bundesliga. Drei Jahre darauf: Bundesliga. Kind sei Dank. Dabei war der verheiratete Vater von zwei Söhnen alles andere als ein Fußballexperte. „Bis 18 habe ich selbst gespielt, das war’s”, fasste er sein Wissen in einem Interview zusammen.

    Kind ist bekannt dafür, das Personal bei Hannover 96 zu verschleißen

    Fans zeigen während Spielen immer wieder Banner mit Sprüchen wie „Kind muss 
weg“.
    Fans zeigen während Spielen immer wieder Banner mit Sprüchen wie „Kind muss weg“. Foto: Peter Steffen, dpa

    Für Hannover 96 lief unter seiner Führung aber nicht alles gut. Kind ist bekannt dafür, sein Personal zu verschleißen. In seiner knapp 20-jährigen Amtszeit arbeiteten 18 Cheftrainer für den Verein. Fans werfen Kind vor, dass sein harter Führungsstil dem Verein schade und in seiner Entwicklung hemme. Inzwischen geht der Unmut so weit, dass regelmäßig „Kind muss weg“-Rufe die Spiele begleiten.

    Zudem versucht er seit Jahren, seinen Einfluss auf den Verein auszuweiten – dafür legte er sich mit dem Deutschen Fußballbund (DFB) an. Denn in der Bundesliga verhindert die sogenannte 50+1-Regel, dass Investoren mehr als 50 Prozent des Stimmrechts an einem Verein haben. Die Entscheidungshoheit liegt demnach immer bei den Vereinen.

    Doch es gibt Ausnahmen, wenn sich ein Investor lange Zeit für einen Verein eingesetzt hat. Kind möchte erreichen, dass die Ausnahmeregelung auch für Hannover 96 greift. Diese Forderung hat er vor gut einer Woche überraschend wieder zurückgezogen, gleichzeitig aber eine Grundsatzdebatte angestoßen. Das DFB-Präsidium will die 50+1-Regel in den kommenden Monaten auf den Prüfstand stellen. Sollte der DFB die Regel kippen, will Kind das Präsidentenamt aufgeben und sich in den Aufsichtsrat zurückziehen. Die Macht über den Klub hätte er mit seiner firmeneigenen Investorengruppe dann ohnehin.

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