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FC Ingolstadt: Über Umwege ans Ziel

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Über Umwege ans Ziel

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    Alles im Griff: Hauke Wahl hat sich in der Innenverteidigung des FC Ingolstadt durchgesetzt und bereits drei Saisontore erzielt. Heute tritt er mit den Schanzern bei Tabellenführer Holstein Kiel an.
    Alles im Griff: Hauke Wahl hat sich in der Innenverteidigung des FC Ingolstadt durchgesetzt und bereits drei Saisontore erzielt. Heute tritt er mit den Schanzern bei Tabellenführer Holstein Kiel an. Foto: Roland Geier

    Wer mit Hauke Wahl spricht, lernt einen äußerst reflektierten jungen Fußballer kennen. Einen Sportler, bei dem nicht immer alles direkt beim ersten Versuch funktioniert hat, der jedoch über Umwege stets sein nächstes Ziel erreichte.

    Aktuell kann Hauke Wahl zufrieden sein. In der Innenverteidigung des FC Ingolstadt hat sich der 23-Jährige den Platz neben Kapitän Marvin Matip erkämpft. Der 1,89-Meter-Mann überzeugt durch Kopfballstärke und Wucht im Zweikampf. Trainer Stefan Leitl bezeichnet Wahl gar als gesetzt. „Er macht seine Sache gut, hat sich stabilisiert und ist noch nicht am Ende seines Leistungsvermögens.“ Wahl freut sich über diese Wertschätzung. „Es ist sehr schön, so etwas zu hören. Dieses Vertrauen gibt mir enorm viel Kraft.“

    Vertrauen, das Wahl in seiner Karriere nicht immer bekommt und Selbstzweifel bei ihm hervorrufen. Als 13-Jähriger zieht der gebürtige Hamburger ins Jugendinternat von Eintracht Schwerin, spielt in der Junioren-Bundesliga. Wahl erinnert sich: „Es war eine harte Zeit, in der ich Heimweh hatte. Zum Glück haben meine Großeltern in der Stadt gewohnt.“ Nach dem Bundesligaabstieg mit der Schweriner B-Jugend zieht es Wahl weiter zu Dynamo Dresden. Er will schlicht weiter Bundesliga spielen. Doch in Ostdeutschland läuft es nicht nach Plan. Zunächst ist Wahl zwar Stammspieler, verliert seine Position allerdings im ersten A-Jugendjahr. Wahl zweifelt, denkt sogar daran, mit dem Fußball aufzuhören. „Wenn man in der A-Jugend kein Stammspieler ist, beginnt man zu überlegen, ob es für den Profifußball überhaupt reicht. Aber es wäre zu schade gewesen, alles wegzuwerfen.“ Heute weiß er, dass es gereicht hat, weshalb ihm die Gedanken an diese Zeit leicht über die Lippen kommen und er sie als „prägend“ bezeichnen kann.

    Wahl wechselt daraufhin zu Holstein Kiel. Er setzt sich durch, schafft den Sprung zu den Profis. „Mein dortiger Jugendtrainer Frank Drews hat auf mich gesetzt und mir Selbstvertrauen gegeben.“ In der ersten Mannschaft wird Wahl vom defensiven Mittelfeldspieler zum Verteidiger umgeschult, wird Stammspieler und schnuppert mit Kiel an der 2. Liga. Nach einem 0:0 im Hinspiel führt Holstein bei 1860 München bis zur 75. Minute mit 1:0. Sechzig gleicht aus und gewinnt in der Nachspielzeit. Wahl: „Das war total bitter. Ich habe einige Tage gebraucht, das zu verarbeiten.“ Inzwischen, sagt er, sehe er es auch positiv: „Ich kann sagen, dass ich die Erfahrung von zwei Relegationsspielen habe.“

    Wahl schafft doch den Sprung in die 2. Liga, wechselt zum SC Paderborn, um am Ende der Saison abzusteigen. Aus dem Westen zieht es ihn schließlich vor der vergangenen Saison zum FC Ingolstadt. Wahl ist angekommen, darf Bundesliga spielen. Allerdings gelingt ihm der Durchbruch weder unter Markus Kauczinski noch unter Maik Walpurgis. Zum Einsatz kommt er nie. Sich selbst bezeichnet Wahl in dieser Zeit als „sehr unwichtigen Spieler. Ich war im Kopf einfach noch nicht bereit für die Bundesliga.“ Im Winter lässt er sich nach Heidenheim verleihen, um kein „halbes Jahr zu verschenken.“

    Es ist nicht sein erster Umweg, doch auch dieser bringt ihn ans Ziel. Er kommt mit Selbstvertrauen zurück, setzt sich durch, schießt drei Saisontore und gehört als Stammspieler zur Mannschaft des FC Ingolstadt, die mit sechs Pflichtspielsiegen am Stück einen neuen Vereinsrekord im Profifußball aufgestellt hat. Ob nun in der Mannschaft die Gefahr bestehe, zu überdrehen oder den Fokus zu verlieren? Wahl widerspricht energisch: „Wir sind unfassbar hungrig, nullkomanull zufrieden und wollen einfach das nächste Spiel gewinnen.“

    Das führt den FCI am Samstag (13 Uhr) zu Holstein Kiel. Wahls Ex-Verein, für den er insgesamt 73 Spiele bestritt, ist überraschend als Aufsteiger Tabellenführer. „Ich hatte immer das Gefühl, dass der Klub sehr professionell geführt wird“, sagt Wahl. „Es war nur eine Frage der Zeit, bis er im Profifußball ankommt.“ Kontakte zu aktuellen Kieler Spielern habe er nur noch sporadisch. Wahl prognostiziert jedenfalls eine heiße Partie: „Die Euphorie in Kiel ist riesig. Uns erwartet ein Hexenkessel.“ Mit der in seiner Karriere gesammelten Erfahrung will Wahl aber auch diese Herausforderung meistern.

    Zum Spiel FCI-Trainer Stefan Leitl stehen weiterhin alle Spieler zur Verfügung. Marcel Gaus und Sonny Kittel (beide vier Gelbe Karten) drohen bei der nächsten Verwarnung eine Sperre.

    Mögliche Aufstellung Nyland – Levels, Matip, Wahl, Gaus – Cohen, Träsch, Morales – Pledl, Kittel – Kutschke

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