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Kommentar: Joachim Löws EM-Kader: In diesem Team steckt Überraschungspotenzial

Kommentar

Joachim Löws EM-Kader: In diesem Team steckt Überraschungspotenzial

Tilmann Mehl
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    Joachim Löw hat bei der Kadernominierung auf große Überraschungen verzichtet.
    Joachim Löw hat bei der Kadernominierung auf große Überraschungen verzichtet. Foto: Federico Gambarini/dpa

    Joachim Löw weiß, was es für ein erfolgreiches Turnier braucht. Er weiß es aus positiven wie negativen Erfahrungen. Bei der WM 2014 in Brasilien konnte er auf eine gewachsene Struktur vertrauen. Eine Mannschaft ohne Superstars, die vernünftigen taktischen Vorgaben folgte. Eine Mannschaft vor allem, die eben eine Mannschaft war.

    Formschwächen und Verletzungen können während eines Turniers kompensiert werden, innerbetriebliche Störungen eher nicht. Das musste Löw 2018 in Russland erfahren. Die individuelle Klasse seiner Auswahl war gewiss nicht schlechter als vier Jahre zuvor. Allerdings fanden unerfahrene und erfahrene Spieler nicht zusammen. Dazu verordnete Löw der Mannschaft eine ultra moderne, extrem offensive - nur eben leider nicht erlernte - Taktik.

    Joachim Löw hat sich seinen Fehler eingestanden

    Löw reagierte, wollte einer jungen Mannschaft Luft und Raum zur Entwicklung geben. Sami Khedira, Thomas Müller, Mats Hummels und Jerome Boateng mussten deshalb ihre Nationalmannschaftskarriere beenden. Löws Plan misslang. Das hat sich der Bundestrainer mit der Nominierung seines EM-Kaders eingestanden. Müller und Hummels sind auch wieder mit dabei, weil sie sehnlichst vermisste Führungsstärke miteinbringen können. Qualitativ haben sie sich den Platz im Kader sowieso verdient.

    Arbeiten wieder zusammen: Joachim Löw hat Thomas Müller für die EM 2021 nominiert,
    Arbeiten wieder zusammen: Joachim Löw hat Thomas Müller für die EM 2021 nominiert, Foto: Christian Charisius, dpa

    Die Mannschaft hat in den vergangenen drei Jahren auch bemerken müssen, dass es starke, mitunter auch unbequeme Persönlichkeiten, braucht, um erfolgreich zu sein. Der Kader, den Löw nun zusammengestellt hat, ist geformt, um zu überraschen. Löw weiß, dass es eine mindestens solide Defensive benötigt, um ein Turnier erfolgreich zu bestreiten. In der Offensive ist das deutsche Team ohnehin ausgezeichnet besetzt.

    Mit Mats Hummels hat Joachim Löw eine Alternative mehr im Defensivzentrum.
    Mit Mats Hummels hat Joachim Löw eine Alternative mehr im Defensivzentrum. Foto: Federico Gambarini, dpa

    An fähigen Abwehrspielern aber mangelte es der Nationalmannschaft. Dementsprechen ist es nur logisch, dass Löw mit Hummels einen möglichen Stabilisator berufen hat. Neben seiner Zweikampfstärke dürfte Löw vor allem auf das strategische Geschick Hummels' setzen. Mit Antonio Rüdiger verfügt er zudem zumindest über einen zweiten Innenverteidiger internationalen Niveaus.

    Joachim Löw verzichtet mit seinem EM-Kader auf Experimente

    Löw hat auf große Experimente verzichtet. Die 2018 noch jungen Spieler haben mittlerweile Erfahrung gesammelt. Hummels und Müller werden sich einfügen, Führungsaufgaben übernehmen und so Joshua Kimmich und Toni Kroos entlasten. Löw weiß zudem seit der bitteren 2018er-WM, dass die große Bühne nicht oft für Versuchsanordnungen gemacht ist. Auch die überraschend nominierten Christian Günter und Kevin Volland fallen nicht darunter. Sie sind gestandene Spieler. Löw hat bei der Nominierung auf personelle Extravaganzen verzichtet. Ähnliches wird sich auch bei der Taktik zeigen. Die Mannschaft, die Löw in sein letztes Turnier schickt, hat zumindest das Potenzial, zu überraschen.

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