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Glosse: Das Bundesliga-Finale: Was für ein Wahnsinn, was für ein Drama!

Glosse

Das Bundesliga-Finale: Was für ein Wahnsinn, was für ein Drama!

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    Der Schalker Abstieg ist in diesem Finale furioso der Bundesliga nur eine Randnotiz.
    Der Schalker Abstieg ist in diesem Finale furioso der Bundesliga nur eine Randnotiz. Foto: Jan Woitas, dpa

    Als würde der Alltag nicht genug Nervenkitzel bieten. An welcher Supermarktschlange lohnt es sich zu warten? Oder öffnet in den nächsten Sekunden eine weitere Kasse? Erreicht der Pendler den Zug? Oder fährt die Bahn just an jenem Tag pünktlich ab, an dem der Wecker versagt hat? Dem nicht genug, löste der Profifußball weiteren Stress aus. Am Wochenende in den nervlichen Energiesparmodus schalten – unmöglich. Von Superlativ zu Superlativ hangelten sich Kommentatoren und Moderatoren, Verantwortliche und Spieler schickten Fans und neutrale Beobachter auf eine Achterbahnfahrt, die nie zu enden schien. Finale furioso. Was für ein Wahnsinn, was für ein Drama. 

    Der FC Bayern München hatte wohl selbst nicht mehr daran geglaubt, den Dortmundern die Meisterschale entreißen zu können. Käme man sonst auf die irre Idee, den Vorstandsvorsitzenden und den Sportvorstand unmittelbar vor dem letzten Spieltag zu entlassen? Wenige Stunden, bevor man noch den Titel gewinnen kann? Tuchels Mannschaft unternahm wirklich alles, Münchner Personalturbulenzen verblassen zu lassen. Mit einem letzten Torschuss Meister werden, das hätte auch Kahn gefallen. Eckfahne herausreißen, Schale stemmen und: "Da ist das Ding!" schreien. Wäre ein Festtag für Kahn gewesen. Das Ego anderer gönnte dem Titanen diesen Triumph nicht mehr.

    FC Bayern, Dortmund, HSV, Heidenheim – was für ein Bundesliga-Finale

    In Dortmund rutschte mit der Stimmung die BVB-Aktie in den Keller. Ausgerechnet Stürmer Haller, in den Wochen zuvor gefeierter Held, versagte beim Strafstoß. Letztlich entschieden ein paar Treffer weniger über Meister sein oder nicht sein. Ein weiterer Meister der Herzen, den die Bayern verschmerzen. Zufrieden wird sie diese Meisterschaft nicht zurücklassen. Sie werden das Festgeldkonto plündern, Stars kaufen und noch in diesem Jahr an Weihnachten mit Glühwein auf ein Dutzend Titel am Stück anstoßen. 

    Den Überblick zu behalten, war nicht einfach bei diesem Getöse in den Stadien. Union Berlin in der Champions League – nicht minder aufregend, aber nur mehr eine Randnotiz. Ein Treffer in Stuttgart – und der FC Augsburg hätte die Relegation bestreiten müssen. Vor zwei Jahren noch herrschten Chaos und Untergangsstimmung auf Schalke – der nächste Abstieg wird diesmal beinahe beiläufig hingenommen. Aufwühlend auch, was sich in der zweiten und dritten Liga zutrug. Auf den Platz stürmende Fans aus Hamburg und Wiesbaden, denen Heidenheimer und Osnabrücker in der Nachspielzeit die Feiertage raubten. Jetzt noch Relegation und DFB-Pokalfinale. Alles unter einer 20-minütigen Nachspielzeit mit vier Treffern und anschließendem Elfmeterschießen würde überraschen. 

    Supermarktkassen und abfahrende Züge wirken da wie Yoga. 

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