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Glosse: Was die Politik vom Fußball lernen kann

Glosse

Was die Politik vom Fußball lernen kann

Florian Eisele
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    Jürgen Klopp vom FC Liverpool begrüßt das Scholz-Zitat.
    Jürgen Klopp vom FC Liverpool begrüßt das Scholz-Zitat. Foto: dpa / Jan Woitas

    Zum Wesen des Fußballs gehört es im Jahr 2022 ja, dass nichts mehr ohne Slogans geht. In jeder Kreisliga-Kabine prangt mittlerweile völlig ironiefrei ein Sinnspruch wie "Ein Dorf. Eine Leidenschaft", garniert mit dem jeweiligen Vereinsnamen. Es ist aber auch allzu verlockend, den großen Vorbildern nachzueifern: Der FC Barcelona betrachtet sich als "Més que un club" (Mehr als ein Klub) und hat damit wohl aktuell vor allem aus fiskalischer Sicht recht. Manchester United bezeichnet sein Stadion als "Theater der Träume" und liegt angesichts der jüngsten Ergebnisse auch damit richtig, wenn Albträume ebenfalls gemeint sind.

    Den FC Liverpool verbindet man mit der Vereinshymne "You’ll never walk alone", frei übersetzt: Wir stehen das hier zusammen durch. Das wiederum hat bekanntlich den ansonsten nicht zu übermäßigem Pathos neigenden Bundeskanzler Olaf Scholz dazu inspiriert, das Vorgehen der Bundesregierung bei der drohenden Energiekrise damit zu beschreiben. Scholz betonte, dass auch im deutschen Energiewinter niemand alleine gehen müsse.

    Jürgen Klopp begrüßt das Zitat von Bundeskanzler Olaf Scholz

    Nun hat sich der deutsche Trainer des FC Liverpool, Jürgen Klopp, im Kicker dazu geäußert – und findet das Scholz-Zitat gut: "Es ist eine sehr schwierige Zeit. Er hätte auch sagen können, wir werden euch nicht im Stich lassen, wenn es hart auf hart kommt, im Idealfall schon vorher. Deshalb hat es schon gepasst." Ohnehin sei es nicht schlecht, diesen Transfer zu versuchen: "Das Gefühl, das sich entwickelt, wenn man das sagt, ist viel zu gut, als dass wir es nur für Liverpool behalten sollten."

    Ob Klopp da mal nicht jemanden aus dem Politikbetrieb auf Ideen gebracht hat? Allzu gerne kumpelt die Politik ja jetzt schon mit dem Sport – dass nun auch noch deren Slogans übernommen werden, ist ja eigentlich schon naheliegend. Das BVB-Motto "Echte Liebe" etwa könnte ohnehin zum Sinnspruch der gesamten Ampel-Koalition werden, um die herausragende Harmonie innerhalb des Dreier-Bündnisses zu betonen.

    Wenn einer der drei Partner mal wieder ausscheren sollte, könnte der dann mit dem Kölner Slogan "spürbar anders" bedacht werden. Das "Mia san mia" des FC Bayern ist eigentlich schon immer auch ein Leitsatz der bayerischen Staatsregierung. Und das Wolfsburger "Immer hungrig" (wird eigentlich nur von Max Kruse umgesetzt) könnte die ein oder andere Nebeneinkunft der Staatsvertreter erklären und bei so manchem Unionspolitiker Anklang finden.

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