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Glosse: Wie Leon Goretzka und Diego Simeone Schach völlig neu denken

Glosse

Wie Leon Goretzka und Diego Simeone Schach völlig neu denken

Florian Eisele
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    Atlético Madrids Trainer Diego Simeone hat auch beim Schach eine besondere Taktik.
    Atlético Madrids Trainer Diego Simeone hat auch beim Schach eine besondere Taktik. Foto: Martin Rickett, dpa

    Die Urlaubszeit für die meisten Fußballprofis endet in diesen Tagen. Das ist aus Rezipienten-Sicht gut, weil es bedeutet, dass Ligen wie die Bundesliga wieder starten – es ist aber auch schade. Denn die Flut an Urlaubsbildern, die die kickenden Herrschaften auf sozialen Medien veröffentlicht haben, besitzt stellenweise auch höchsten Unterhaltungswert.

    Es gibt immer viele Fotos aus Dubai und Ibiza, eine Übersicht der neuesten Tattoos und sehr viele Kleidungsstücke zu sehen, die man sonst nur im Kinderfasching vermuten würde (die aber den Wert eines Kleinwagens haben). Und natürlich gibt es Trends. Einer davon lautet im Sommer 2022 offenbar: Schach.

    Schach scheint als perfektes Insta-Spiel

    Mehrere Kicker lassen sich mit dem Spiel der Könige ablichten. Das ist imagetechnisch natürlich ein Coup: Das Herumschieben von Dame, Springer und Läufer wirkt ganz schön intellektuell und kann wegen seiner Bewegungsarmut auch gut eingefangen werden.

    Aktuelle Beispiele liefern etwa Bayern-Spieler Leon Goretzka und Diego Simeone, Trainer von Atlético Madrid. Beide präsentierten sich auf Instagram und Co. in Denkerpose, den Kopf in die Hand gestützt. Der Nationalspieler an Bord eines Jets, der argentinische Coach am Strand gegen Sohn Giovanni.

    Beide zeigen, dass sie nicht nur auf dem Fußballplatz, sondern auch beim Schach zu unkonventionellen Lösungen greifen. Denn bei genauerem Hinsehen überraschen beide Spielfelder mit ungewöhnlichen Kniffen: Bei Goretzkas Figuren etwa fällt auf, dass beide Läufer auf den weißen Feldern stehen. Das sieht das Regelwerk eigentlich nicht vor. Aber als das aufgestellt wurde, hatte keiner den Innovationsgeist eines Champions-League-Siegers auf dem Schirm.

    Noch eine Spur radikaler ist der auch sonst recht verhaltensauffällige Diego Simeone: Der Argentinier verzichtet im Match gegen den Sohnemann einfach auf den König. Das ist gewissermaßen der gordische Knoten unter den Aufstellungen. Denn wo kein König ist, gibt es auch keine Möglichkeit zur Niederlage. Wer soll denn bitte schön Schach gestellt werden? Dieser taktische Geniestreich erklärt auch, warum Papa Simeone völlig entspannt ist, obwohl er nur noch fünf Figuren auf dem Feld hat.

    Die Schachwelt kann jedenfalls froh sein, dass Simeone sich nur dem Fußball verschrieben hat. Bis auf Weiteres zumindest.

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