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Olympia 2022: So bastelt sich China eine Eishockey-Nationalmannschaft

Olympia 2022

So bastelt sich China eine Eishockey-Nationalmannschaft

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    Die Spieler von Kunlun Red Star mit Zach Yuen (links) und Mikael Tam stehen allesamt in der chinesischen Nationalmannschaft. Am 12. Februar trifft der Olympia-Gastgeber auf das deutsche Team.
    Die Spieler von Kunlun Red Star mit Zach Yuen (links) und Mikael Tam stehen allesamt in der chinesischen Nationalmannschaft. Am 12. Februar trifft der Olympia-Gastgeber auf das deutsche Team. Foto: S. Krasilnikov, Imago Images

    Ein Debakel wird den Gastgebern wohl erspart bleiben. Eine Pleite ist dennoch zu befürchten, denn die Genese der chinesischen Eishockey-Nationalmannschaft klingt abenteuerlich. Es ist auch eine Geschichte des Scheiterns bei dem Versuch, Eishockey in dem Riesenreich zu etablieren. Platz 32 belegt China in der Weltrangliste des Eishockey-Weltverbandes IIHF. Eingerahmt von Spanien (31.) und Australien (33.). Es ist ein weiter Weg zur Weltspitze, die beim Olympischen Eishockey-Turnier mit lediglich zwölf Nationen vertreten ist. Und trotzdem oder gerade deswegen wird die Sportwelt am 10. Februar um 14.10 Uhr gebannt in das Nationale Hallenstadion von Peking blicken.

    Zu befürchten war eine Blamage für die Gastgeber. Ein 0:23 oder vielleicht noch Schlimmeres würde Staatspräsident Xi Jinping nicht gefallen. Nicht gegen den Erzfeind USA. Es wären Ergebnisse zu erwarten wie bei einem Duell zwischen den Augsburger Panthern und den Königsbrunner Pinguinen aus der Bezirksliga. Wenn die National Hockey League (NHL) ihre besten Profis geschickt hätte.

    In diesem Fall hilft Corona den Chinesen

    Aber: so schlimm wird es wohl nicht kommen. Zum einen, weil die NHL entgegen ihrer ursprünglichen Pläne für Olympia nicht pausiert. Grund: Die in der Corona-Pandemie ausgefallenen Spiele müssen nachgeholt werden. Die besten Eishockeyspieler der Welt bleiben in Nordamerika. Die USA oder Kanada, die neben China und Deutschland in der Gruppe A spielen, werden ihren Kader mit Profis aus der russischen KHL und Europa bestücken. Der Klassen-Unterschied wird nicht ganz so krass ausfallen.

    Dennoch ist China ein Eishockey-Exot. Zum Vergleich: Deutschland spielt bei Weltmeisterschaften seit Jahren in der höchsten Gruppe. China wäre aus der dritten Division beim letztmals ausgetragenen Turnier 2019 beinahe abgestiegen, konnte sich nach Niederlagen gegen Kroatien, Serbien, Australien und Spanien nur Dank eines Sieges gegen Belgien mit Mühe retten.

    Peking klüngelte einen Plan aus – mit überschaubarem Erfolg

    In China hat das Spiel mit der Hartgummischeibe keine Tradition. Dennoch wollte das Riesenreich eine Eishockeyteam zusammenbasteln. Der Plan: In Peking wurde Kunlun Red Star gegründet und tritt seit 2016 in der russischen Kontinentalen Hockey Liga (KHL) an. Seit dem Pandemie-Ausbruch, also seit gut zwei Jahren, trägt die Mannschaft ihre Heimspiele in Mytischtschi nahe Moskau vor wenigen hundert Zuschauern aus.

    Auf der Homepage verkündete der KHL-Klub nun, dass die chinesische Nationalmannschaft identisch mit Kunlun sein wird. Es ist eine wilde Mischung aus mehr als einem Dutzend eingebürgerter Kanadier, teilweise mit chinesischen Wurzeln wie die Foo-Brüder Parker und Spencer, oder auch Cliff Pu. Kapitän ist Brandon Yip. Der 36-Jährige verfügt über ausreichend NHL-Erfahrung (180 Einsätze). Der Stürmer holte aber auch mit den Adlern Mannheim 2015 die Deutsche Meisterschaft. Trainer des Nationalteams ist der Italokanadier Ivano Zanatta (61), der zuvor in der Schweiz bei Ambri-Piotta oder dem HC Lugano an der Bande arbeitete.

    Zusammensetzung der chinesischen Eishockey-Nationalmannschaft war lange Geheimnis

    Wochenlang behandelten die Chinesen ihr Nationalteam als geheime Verschlusssache. In Pressekonferenzen nach KHL-Partien, wie der von Kunlun gegen Amur Mitte November, verwies der Moderator darauf, nicht über Olympia zu reden. Immerhin äußerte sich Zanatta gegenüber KHL.ru über seine Olympia-Ambitionen: "Wir wollen keine Show bieten, aber wir wollen uns den Respekt der Welt erarbeiten." Dann sei schon viel gewonnen.

    In der jüngsten Vergangenheit schwächelten die nordamerikanischen Chinesen. Schaffte es Red Star in der ersten KHL-Saison 2016 noch in die Play-offs, so steht die Mannschaft nun auf dem letzten Platz. Bevor die KHL-Meisterschaft wegen Corona am 12. Januar unterbrochen wurde, verlor Kunlun 14 Mal in Folge.

    Nationaltrainer Söderholm ist schon gespannt auf das chinesische Team

    Bundestrainer Toni Söderholm nimmt den Gegner deshalb nicht auf die leichte Schulter: "China ist noch ein bisschen unbekannt. Es gibt vieles, was man über China lesen kann, und es führt einen nur in die falsche Richtung. Ich würde sagen: Erst anschauen, dann analysieren." Den mit Spannung erwarteten Olympia-Auftakt der Gastgeber gegen die USA wird das deutsche Trainerteam genau studieren. Zwei Tage später, am 12. Februar um 9.40 Uhr (MEZ), trifft die Auswahl des Deutschen Eishockey Bundes (DEB) auf China. "Wir machen uns unser eigenes Bild, was sie können und was sie nicht können", sagt Bundestrainer Söderholm vor dem ersten Duell mit Kunlun Red Star, der chinesischen Nationalmannschaft.

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