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Olympia 2022: Unterschiedliche Gefühlswelten bei Deutschlands Skispringern

Olympia 2022

Unterschiedliche Gefühlswelten bei Deutschlands Skispringern

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    Katharina Althaus sieht Skispringerinnen bereit für mehr: "Gut und weit fliegen."
    Katharina Althaus sieht Skispringerinnen bereit für mehr: "Gut und weit fliegen." Foto: Michael Kappeler, dpa

    Der Blick muss traumhaft sein. Von dort oben über die bergige Landschaft, im Idealfall sogar auf die chinesische Mauer. Wie ein Raumschiff thront die Skisprungschanze in den Bergen von Zhangjiakou, rund 200 Kilometer von Peking entfernt. Ein Gefühl von Freiheit vermittelt diese Anlage, aber eben auch von Gigantismus. Und mit der Freiheit ist es spätestens unten im Auslauf wieder vorbei, wenn die Springer und Springerinnen ihre Skier abschnallen.

    Dort stehen Zäune. Links, rechts, eigentlich überall. Sie sollen verhindern, dass die Olympia-Teilnehmer ihre Blase verlassen. Die Angst in China vor Omikron ist riesig. Das Virus soll aus dem Land bleiben. Und im Idealfall weg von den Olympischen Spielen. Die Fälle aber nehmen trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu. Am Freitag wurde bekannt, dass die deutschen Nordischen Kombinierer Eric Frenzel und Vinzenz Geiger nach der Einreise positiv getestet wurden. Weitere Tests bestätigten das Ergebnis, die beiden wurden sofort vom Team isoliert.

    Skispringer Karl Geiger wollte das Training nicht überbewerten.
    Skispringer Karl Geiger wollte das Training nicht überbewerten. Foto: Andrew Medichini, dpa

    Das Thema Corona ist bei Olympia überall

    Die Sorge vor Corona treibt alle Athleten um. Die Kunst ist es, diese zu vertreiben. Katharina Althaus scheint das zu gelingen. Die Skispringerin aus Oberstdorf begann das Training vor ihrem ersten Wettkampf am Samstag (11.45 Uhr/MESZ) gleich mit einem weiten Satz. Entsprechend glücklich war sie. "Der Sprung war richtig, richtig gut, ich hatte ein Megagefühl", sagte sie. Die 25-Jährige verzichtete auf weitere Versuche, nachdem "ich umgesetzt habe, was ich wollte. Ich bin sehr zufrieden und bereit für Samstag. Ich freue mich riesig".

    Während der eine Teil der starken Allgäuer Skisprunggemeinschaft also voller Vorfreude auf den Auftakt blickt, mischt sich bei Karl Geiger Ernüchterung in die Vorbereitung auf seinen ersten Wettkampf am Sonntag (12 Uhr/MESZ). "Das war eine zähe Nummer für mich", meinte der Oberstdorfer nach den Trainingssprüngen von der Normalschanze kritisch. Am Freitag landete sein bester Versuch bei 95 Metern. "Ich bin noch gar nicht zurechtgekommen, da gibt es noch einiges zu tun", meinte der Oberstdorfer.

    Karl Geiger steckt ausgerechnet jetzt im Formtief

    Sollte er ausgerechnet beim Saisonhöhepunkt nicht in Topform sein? Geiger kann sich immer auf seine Ruhe und mentale Stärke verlassen. Muss er liefern, gelingt ihm das meistens. Einfach wird es aber nicht, bis zum Wettkampf all die Probleme zu lösen. Dabei ist doch die Hoffnung groß, dass das Allgäu gleich am ersten Wochenende doppelt jubeln kann. Bei Althaus scheint Stand jetzt die Wahrscheinlichkeit größer. Aber auch Geiger sollte in der Lage sein, sein System auf die imposante Anlage einzustellen, die auch Bundestrainer Stefan Horngacher imponiert. "Das ist ein bombastisches Bauwerk", sagte er.

    Im Kopf der Schanze steckt eine Aussichtsplattform samt eines Restaurants. Wer dort oben sitzt, wird wenig Augen für sein Schwein süß-sauer oder seine Teigtaschen haben. Architekt der Anlage ist Hans-Martin Renn aus Fischen. Er hat den Bau geplant und umgesetzt. Die größte Herausforderung sei gewesen, den Auslauf in eine Mulde zwischen zwei Bergen zu integrieren. Zumal in dieser Mulde noch ein Dorf lag, wie er dem Newsletter China.Table erzählte. Ihm sei gesagt worden, dass die Häuser wegkommen würden. "Tatsächlich stand ein Jahr später kein Haus mehr", so Renn. Die Menschen wurden umgesiedelt und hätten zwei Jahresgehälter als Entschädigung bekommen. In China muss das nicht viel sein.

    Entstanden ist ein imposantes Bauwerk, das für Olympia glänzt, in der Zukunft aber zu einer Ruine werden könnte. "Ich finde es nicht ganz richtig, dass eine solche Schanze an einem solchen Ort gebaut wird", sagte Katharina Althaus. Sie glaube nicht, dass der Skisprung-Weltcup künftig häufig in China Station machen werde. Ohnehin sei es besser, nicht so viel Geld in eine solche Anlage zu investieren. Doch nun steht die Schanze nun einmal, wie sie ist. Gigantisch, pompös, überdimensioniert. Mitten in den braunen Bergen. Dort, wo vor nicht allzu langer Zeit Menschen lebten.

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