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Olympia 2014: Severin, der Vierte

Olympia 2014

Severin, der Vierte

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    Severin Freund rutschte im Einzelspringen auf den vierten Platz ab. In der Mannschaft soll es heute Edelmetall geben.
    Severin Freund rutschte im Einzelspringen auf den vierten Platz ab. In der Mannschaft soll es heute Edelmetall geben. Foto: Daniel Karmann (dpa)

    Demonstrativ stellte sich Bundestrainer Werner Schuster vor seinen Schützling. Bevor Severin Freund seinen wohl schwierigsten Gang durch das Labyrinth der Journalisten gehen musste, spielte Schuster den Beschützer. Er klopfte ihm auf die Schulter, flüsterte ihm Trost zu und versuchte ihn anschließend mit einem lockeren Spruch aufzuheitern. Doch Severin – abgeleitet vom altrömischen Severus, dem Ernsten – konnte oder wollte nicht aufgeheitert werden.

    Im Mannschaftsspringen soll nun die Medaille her

    „Ein vierter Platz ist immer bitter, gerade bei einem Großereignis“, versuchte der 25-jährige Oberbayer seine Enttäuschung erst gar nicht zu verleugnen. Aber vermutlich hatte er doch noch Schusters warme Worte im Ohr, was ihn sogleich sagen ließ: „Aber es war trotzdem ein gutes Ergebnis, ein guter Wettkampf von mir.“ Er sei eben nur das kleine Bisschen zu schwach gewesen, um auf dem Podest dabei zu sein.

    Olympische Spiele: Entscheidungen am Montag, 17. Februar

    Bob: Zweier, Lauf 3 und 4 (Herren): 15:30 - 18:00 Uhr

    Biathlon: Massenstart (Damen) 16:00 - 17:20 Uhr

    Eiskunstlauf: Eistanz, Kür 16:00 - 19:35 Uhr

    Skispringen: Großschanze, Teamwettbewerb (Herren) 18:15 - 20:10 Uhr

    Freestyle-Ski: Aerials (Herren) 18:30 - 19:35 Uhr

    An seiner Leistung im ersten Durchgang gab es nichts auszusetzen. Freund landete nach 138 Metern und war in Reichweite zu Edelmetall. Nur der Japaner Noriaki Kasai und Kamil Stoch, der schon auf der Normalschanze triumphiert hatte, sprangen einen Meter weiter. Die wechselnden Winde an der Russki-Gorki-Schanze hatten zahlreiche prominente Springer vom russischen Himmel geholt: Tournee-Sieger Thomas Diethart, sein rot-weiß-roter Teamkollege Thomas Morgenstern und auch Andreas Wellinger verpassten Durchgang zwei. Einer, der den zweiten Sprung und seinen über 20-minütigen Aufenthalt in der Box des Führenden am meisten genoss, war der junge Olympia-Debütant Marinus Kraus. „Das war ein Wahnsinnsgefühl. Da hab ich einfach noch ein bisschen vor mich hingeträumt“, so der 23-jährige Oberaudorfer. Mit einem Satz auf 140 Metern katapultierte er sich von Rang 24 auf sechs – und unterstrich damit seine Ambitionen für den heutigen Teamwettkampf.

    Dann nahte die Medaillenentscheidung: Der Slowene Peter Prevc legte mit 131 Metern vor, Freund scheute – vielleicht auch wegen seines Sturzes auf der Kleinschanze – das letzte Risiko, landete zu kurz bei 129,5 Metern und versteckte – nachdem er bei noch zwei ausstehenden Springern die „2“ auf der Anzeigentafel aufleuchten sah – seinen Kopf tief hinter seinen in den Schnee gerammten Ski. Freund ahnte, dass sich Kasai und Stoch keine Blöße mehr geben würden. Wieder Vierter. Wieder Blech. Wieder nur Bester aller Verlierer.

    Aufmerksamkeit galt Noriaki Kasai

    Freund wurde schon bei der WM 2013 in Val di Fiemme und der Skiflug-WM 2012 in Vikersund Vierter. Lange grämen wollte er sich aber nicht: „Ich werde mir heute die Zeit nehmen, dass ich mich ärger’ und meinen Frust rauslassen.“ Aber er widersetzte sich der Rolle des Verlierers und Unglücksraben, die ihm Werner Schuster zuteilwerden ließ: „Irgendwann steh’ ich da schon auch ganz oben“, gab sich Freund kämpferisch. Und Werner Schuster wurde dann doch noch dünnhäutig. Auf die Frage, wie er seinen Jungs denn nun noch die Portion Kaltschnäuzigkeit einimpfen wolle, reagierte Schuster gereizt: „Alle Medaillengewinner sind toll, alle anderen sind Deppen – ich kann damit nicht viel anfangen.“

    Neben dem Polen Kamil Stoch, der die Ammann’sche Geschichte vom Doppelolympiasieger fortführte, galt alle Aufmerksamkeit dem japanischen Skisprung-Opa Noriaki Kasai. Andere bekommen mit 41 silberne Haare, Kasai bei seiner siebten Olympia-Teilnahme das zweite Mal eine Silbermedaille – 20 Jahre nach Lillehammer 1994. Ans Aufhören denkt Kasai nicht: „Bei den nächsten Spielen wäre ich 45 und 49. Aber ich möchte auch dort dabei sein.“ So gesehen hat Severin Freund ja auch noch Zeit ...

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