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Tennis: Wie Holger Rune seine perfekte Woche erlebt

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Wie Holger Rune seine perfekte Woche erlebt

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    Holger Rune ist ein sehr emotionaler Tennisspieler. Das war auch im Finale der BMW Open zu sehen.
    Holger Rune ist ein sehr emotionaler Tennisspieler. Das war auch im Finale der BMW Open zu sehen. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Am Ende hatte Holger Rune nur ein Problem: Wie dieses schicke Auto weg aus München bringen? Rune ist erst vor wenigen Tagen 19 Jahre alt geworden, einen Führerschein hat der Däne noch nicht. Als Tennisspieler ist er viel unterwegs, da bleibt die Zeit oft auf der Strecke. Rune war auch nicht unbedingt mit der Erwartung nach München gekommen, am Ende Besitzer eines neuen Autos zu werden. Er hatte für die BMW Open eine Wildcard bekommen, was ihn nicht gerade zu einem Favoriten auf den Turniersieg und dem damit verbundenen Neuwagen machte.

    Zumal die Auslosung das für ihn denkbar schwerste Spiel gleich im Achtelfinale vorsah: auf dem Center Court gegen den großen Favoriten Alexander Zverev. Der Hamburger hatte sich sehr auf das Turnier in München gefreut, vor allem darauf, in Deutschland endlich wieder vor vielen Fans spielen zu können. Aber genau daran scheiterte der 25-Jährige letztlich. Sehr nervös sei er gewesen, sagte er hinterher, als „bodenlos“ schätzte er seine Leistung ein. Zverev hatte Tränen in den Augen, er entschuldigte sich bei Fans und den Turnierverantwortlichen. Er hatte sich wohl zu sehr unter Druck gesetzt. Weil er die Zuschauerinnen und Zuschauer daheim begeistern wollte. Aber auch weil er sich ein gutes Gefühl für die kommenden Wochen holen wollte, wenn als Höhepunkt der Sandplatzsaison die French Open anstehen. Für Rune dagegen war der klare Sieg gegen Deutschlands Nummer eins der Beginn einer aufregenden Woche, die alles andere als gewöhnlich endete. Mit seinem ersten großen Turniersieg, den er sich allerdings nicht allein wegen seiner starken Leistung erspielt hatte.

    Van de Zandschulp muss im Finale der BMW Open aufgeben

    Der 19-Jährige profitierte davon, dass sein Gegner Botic van de Zandschulp aufgeben musste. 4:3 lag der Niederländer im ersten Satz vorne, als er den Turnierarzt auf den Platz rufen ließ. Er hatte Probleme beim Atmen, fasste sich immer wieder an die Brust und bekam keine Luft mehr. Van de Zandschulp verschwand in der Kabine, es folgte eine längere Unterbrechung. Der 26-Jährige kehrte zwar auf den Platz zurück, einem kurzen Einspielen folgte der Versuch, die Partie wieder aufnehmen zu können. Nach nur vier Punkten aber signalisierte van de Zandschulp, dass er nicht mehr weiterspielen könne. Mit dem Handtuch um den Schultern schlich er traurig zurück in die Kabine. Zwei Sanitäter begleiteten ihn. Kurze Zeit später meldeten die Turnierverantwortlichen eine „akute Erkrankung“ als Grund der Aufgabe. „Ich wünsche ihm gute Besserung und hoffe, dass er schnell wieder fit ist“, sagte Rune.

    Holger Rune steht die Lederhose gut

    Sein neues Auto war schnell auf den Platz gefahren worden, mit einem so frühen Ende des Finals hatte keiner gerechnet. Der Däne setzte sich zunächst auf den Beifahrersitz. Eine Lederhose bekam er auch noch rasch übergezogen, ganz wie es sich für ein Turnier in Bayern gehört. Den Pokal überreichte ihm der bayerische Ministerpräsident Markus Söder. All das war letztlich nettes Beiwerk für den 19-Jährigen, dem natürlich der erste große Erfolg auf der ATP-Tour am wichtigsten war. „Ich habe unfassbares Tennis gespielt. Mein erster ATP-Titel vor so einer tollen Kulisse. Ich könnte gerade nicht glücklicher sein“, sagte er. Zverev hatte er im Achtelfinale mit seinen präzisen Stopp-Bällen entnervt, gegen van de Zandschulp war er häufig durch die kurzen Bälle seines Gegners gefordert. Es schien sich eine enge Partie auf dem nahezu ausverkauften Center Court zu entwickeln – bis der Niederländer gesundheitliche Probleme bekam.

    Auf dem Weg ins Endspiel hatte sich Rune im Halbfinale mit 6:4, 6:4 gegen Oscar Otte durchgesetzt. Der 28-jährige Kölner war überraschend die deutsche Hoffnung auf den Turniersieg geworden. Am Samstag aber bremsten ihn sowohl Rune als auch Magenprobleme. Rune dagegen stellte sich nichts in den Weg. Auch weil er mental sehr stark agierte. „Ich habe daran gearbeitet, in wichtigen Momenten ruhig zu bleiben“, sagte er. Das hat ihn nun auf Rang 70 der Weltrangliste geführt, in den vergangenen zwölf Monaten hat er sich um 200 Plätze verbessert. Und ein neues Auto gehört ihm nun auch. Fehlt nur noch der Führerschein.

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