Den Toni will ein jeder als Haberer haben. Sein Schmäh – einfach leiwand. Während seine Teamkollegen vom 1. FC Köln sich akribisch vor dem Spiel aufwärmten, kam Polster irgendwann aufreizend lässig aus den Katakomben spaziert. Warf Kusshändchen ins Publikum und busselte dann seinen Gegenspieler und Landsmann Andi Herzog vom FC Bayern ab. Das genügte. Polster ließ das penibelst vom Fitnesscoach ausgearbeitete Aufwärmprogramm Aufwärmprogramm sein. Er ließ es trotzdem polstern. Beim Effzeh liebten sie den Halodri aus Wien. 79 Tore schoss er für die Kölner. Und da er gerne zweimal traf, verpassten die Kölner ihm den Spitznamen "Toni Doppelpack".
Neben dem Spielfeld hatte der Österreicher mindestens so viel Talente wie auf der Wiese. Weil Fußball und Sangeskunst zusammengehören wie Franz Beckenbauer und gute Freunde, startete der Mittelstürmer eine zweite Karriere mit dem Mikrofon. Beim Karnevalsverein 1. FC Köln wird das Liedgut besonders liebevoll gepflegt. Vor Jahren forderten Polster und "Die fabulösen Thekenschlampen": Toni lass es polstern.
Bei der Statistik kennt Polster keinen Spaß
Das Liedchen klingt noch im Ohr, geblieben ist sein Image als Gaudibursch. Aber wenn es um seine Statistik geht, da hat der Spaß beim Toni ein Loch. In diesen Tagen kämpft der ehemalige Austria-Nationalspieler um die Anerkennung von drei Länderspieltoren. Toni lässt es wieder polstern, und zwar mit Anwälten. Vor dem Landesgericht für Zivilrechtssachen in Wien wird der Fall Polster gegen den Österreichischen Fußball Bund verhandelt. Der einstige Toptorjäger der Alpenrepublik will drei weitere Tore seiner Länderspielbilanz hinzufügen. In der "Ewigen Torschützenliste des ÖFB" käme Polster dann auf 47 statt bisher 44 Treffer. Es handelt sich um Tore aus den Spielen in den 80er-Jahren gegen Liechtenstein und Tunesien. Der von einem Rechtsanwalt vertretene Verband argumentiert, es habe sich um "inoffizielle Länderspiele" gehandelt.
Verdauungsschnapserl in Pension geschickt
Um den 60-Jährigen, der im Dezember nach einem Magendurchbruch in Lebensgefahr schwebte, ist es stiller geworden. Die Verdauungschnapserl habe er in Pension geschickt. Ausschweifende Partys feiert der Trainer des Regionalligisten Viktoria aus Wien-Meidling nicht mehr. Polster will sich nicht aufpudeln, und nichts geschenkt, sondern nur "das, was ich geleistet habe". Am 17. Mai tritt Toni Polster vor dem Landgericht wieder an.