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Foto: Nariman El-Mofty, AP/dpa
Foto: Nariman El-Mofty, AP/dpa

Die Fussball-WM 2022 findet in Katar statt.

WM 2022 in Katar
14.11.2022

Was ist Sportswashing?

Von Svenja Moller

Im Rahmen der WM 2022 gerät Katar immer mehr in die Kritik. Dem Emirat wird vorgeworfen, Sportswashing zu betreiben. Doch was bedeutet das?

Spätestens seit klar ist, dass die Fußball-WM 2022 in Katar stattfinden wird, wird dem Emirat immer wieder Sportswashing vorgeworfen. Was das genau bedeutet und wie Katar vorgeht, um sein Image zu verbessern, lesen Sie hier.

Das bedeutet Sportswashing

Der Begriff Sportswashing setzt sich aus Sport und Whitewashing zusammen. Beim Sportswashing versucht ein Land, das eigene Ansehen und die Reputation durch die Veranstaltung von großen Sportevents zu verbessern. Der Fokus soll auf den Sport gelenkt werden, um über Diskriminierung, geringe Menschen- und Frauenrechte und andere Missstände hinwegzutäuschen. Insbesondere arabische und asiatische Länder kaufen aus diesem Grund auch Sportvereine auf der ganzen Welt.

WM 2022: Katar in der Kritik

"Weltoffenheit, Modernität, Jugendlichkeit und seinen Körper bisweilen auch minimal bekleidet zu zeigen" – dafür steht Sport, aber nicht Katar, laut der Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Insbesondere Homosexuelle haben es in dem Wüstenstaat schwer, denn homosexuelle Handlungen unterliegen nach katarischem Recht strafrechtlicher Verfolgung – wie auch jede Form von nichtehelichem Geschlechtsverkehr.

Auch die Ausbeutung von Arbeitskräften in Katar ist immer wieder Thema, wenn es um die Menschenrechte im Land geht. Laut Amnesty International verdienen insgesamt 2,3 Millionen Arbeitsmigrantinnen und -migranten ihren Lebensunterhalt in Katar. Damit stellen sie 95 Prozent der Arbeitskräfte im Land. Etwa 20.000 davon hätten auf den WM-Baustellen gearbeitet. Bei Recherchen der Menschenrechtsorganisation kam heraus, dass die Migranten in Katar gezwungen werden, bis zur völligen Erschöpfung zu arbeiten. Oft seien Gehälter nicht ausbezahlt worden. Statistiken der katarischen Behörden zeigen, dass zwischen 2010 und 2019 mehr als 15.000 Personen nicht-katarischer Staatsangehörigkeit gestorben sind.

In Katar ist es Arbeitgebern immer noch erlaubt, Hausangestellte nicht als Menschen, sondern als Besitz zu behandeln. Einige Frauen gaben an, Opfer schwerer Straftaten, darunter sexualisierte Gewalt, geworden zu sein. Doch für die meisten Frauen ist es keine Option, Anzeige zu erstatten.

Sportveranstaltungen in Katar in den vergangenen Jahren

Die WM 2022 wird mit Sicherheit das bedeutendste Sportevent, das bislang in Katar stattgefunden hat. Doch in den vergangenen 15 Jahren gab es bereits mehr als 500 internationale Sportveranstaltungen in dem Emirat – wahrscheinlich auch, um von den Missständen abzulenken. 2021 zum Beispiel fand erstmals ein Rennen der Formel 1 in Katar statt. Ab 2023 wird die Motorsport-Königsklasse regelmäßig dort Station machen. 2019 fand bereits die Leichtathletik-WM, 2015 die Handball-WM und 2019 und 2020 die Fifa-Klub-Weltmeisterschaft in Katar statt. Jetzt fehlen nur noch die Olympischen Spiele. Um diese hat sich Katar bereits zweimal vergeblich bemüht, doch 2036 könne es etwas werden.

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Sportswashing: Katar kauft sich in Sportvereine ein

Katar gehört durch "Qatar Sports Investments" der Fußballclub Paris St. Germain. Der Vorsitzende von "Qatar Sports Investments" und Präsident von PSG, Nasser Al-Khelaifi, ist auch Mitglied im Organisationskomitee der WM 2022 in Katar, Vorsitzender der European Club Association und Minister in Katar. Zudem sponsert das Emirat über die staatliche Fluggesellschaft Qatar Airways Vereine wie den FC Bayern und Boca Juniors in Argentinien.

Nationalmannschaft von Katar

Um selbst bei der WM mithalten zu können, hat Katar mit Félix Sánchez einen Trainer aus Spanien engagiert und sieben Spieler aus anderen Nationen eingebürgert. Trotzdem gilt die Nationalmannschaft von Katar als Underdog und wird in der Gruppe A vermutlich um den zweiten Platz kämpfen müssen.

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