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Trachten: Ein Zeichen der Tradition - Dirndl und Lederhosen

Trachten

Ein Zeichen der Tradition - Dirndl und Lederhosen

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    Der Trend geht zur Tracht. Immer öfter kleiden sich auch junge Leute traditionell.
    Der Trend geht zur Tracht. Immer öfter kleiden sich auch junge Leute traditionell. Foto: Andreas Gebert (dpa)

    Nicht-Bayern haben die Kleidungsstücke inzwischen zuhause für eventuelle Festivitäten bereitliegen. Doch wie war eine solche Entwicklung in den vergangenen Jahren überhaupt möglich? Und wieso ist die flächendeckende Ausbreitung dennoch zu diskutieren?

    Der richtige Look

    Tatsächlich gehört es inzwischen zum klassischen Besuch eines Volksfests dazu, dort in der passenden Tracht zu erscheinen. Nur wem es gelingt, diesen Schritt zu gehen, gilt als authentischer Besucher der großen Veranstaltungen. Viele renommierte Zelte, in denen ohnehin nur schwer ein Platz ergattert werden kann, bieten ohne die passende Tracht erst gar nicht die Möglichkeit, in den Innenraum zu gelangen. So entwickelte sich im Laufe der Zeit eine immer größere Beliebtheit der traditionellen Trachten, wie sie selbst in der Vergangenheit unbekannt war.

    Durch die große Nachfrage, die in den vergangenen Jahren entstand, dauerte es nicht lange, bis sich auch das Angebot erweiterte. Passende Trachten sind inzwischen in unterschiedlichen Formen und Varianten zu finden. Gleichsam ist es für die Suchenden nicht mehr notwendig, sich für diesen Zweck eigens in ein Geschäft im Großraum München zu begeben. Alternativ bietet stets das World Wide Web die Gelegenheit, passende Trachten in den Blick zu nehmen.

    Doch die Trachten, die heute in den großen Festzelten zu finden sind, dürfen durchaus als moderner Ausläufer der alten Annahmen betrachtet werden. So stellt inzwischen das Dirndl für Frauen nicht mehr die einzige Möglichkeit dar, um ins Schema der Volksfeste zu passen. Stattdessen weitete sich der Trend der Lederhosen längst auch auf das weibliche Geschlecht aus.

    Verbreitung über die Grenzen hinaus

    Doch wieso gibt es nun immer wieder so harsche Kritik an der Entwicklung der Tracht in den vergangenen Jahren? Auf der einen Seite mag dies der Verbreitung des Trends geschuldet sein. Der Blick in die Geschichte offenbart, dass das Tragen von Trachten stets auf einen kleinen regionalen Kreis beschränkt war. Mitunter wies bereits das Nachbardorf eine andere Tradition auf. Doch vielen Gemeinden gelang es im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte nicht, die eigenen Gepflogenheiten an die nächste Generation weiterzugeben. So kam es, dass sich die Auswahl unterschiedlicher Bräuche im Laufe der Zeit klar reduzierte. Inzwischen sind es Lederhosen und Dirndl, die als Essenz der bayrischen Tracht ausgemacht werden.

    Trachten waren regional beeinflusst

    Doch mit der weiten Verbreitung in Bayern war es noch nicht getan. Stattdessen erweiterte sich das traditionelle Feld zügig über die Grenze des Bundeslands hinaus. Inzwischen zeigt bereits der Blick auf das Stuttgarter Volksfest ein interessantes Bild. Denn auch auf dem Cannstatter Wasen, der unter geographischen Gesichtspunkten vielmehr den Traditionen Schwabens zugeordnet sein sollte, erstrahlt inzwischen im bekannten Karomuster. Auch dort wird die bayrische Tracht als Sinnbild der Tradition angesehen. So wandelte sie sich in den vergangenen Jahren zum allgemeinen Trend. Auch hier in Augsburg lässt sich ein solcher Trend beobachten. Sofern es die Lage der Quellen zulässt, ergibt sich ein ganz anderes Bild von den traditionellen Kleidern in der Region. Noch bis ins 20. Jahrhundert hinein hatte das Auftreten traditionsbewusster Augsburgerinnen und Augsburger aus diesem Grund wenig mit dem ur-bayrischen Stil zu tun, wie wir ihn in diesen Tagen so häufig beobachten können. Doch gerade die langen Gewänder der Frauen und die aufwändig gestalteten Westen der Männer eigneten sich wohl nicht dazu, um mit ihnen eine neue Bierzelt-Tradition zu begründen.

    Dass eine so rasche Verbreitung dieser Tradition überhaupt möglich war, hat stets mit unterschiedlichen Gründen zu tun. Auf der einen Seite scheint eine allgemeine Zuneigung gegenüber der bayrischen Tracht zu bestehen. Ansonsten wäre es für diese nicht möglich gewesen, sich zum Sinnbild des Volksfest-Besuchs zu entwickeln. Auf der anderen Seite wuchs die Begeisterung für klassische Volksfeste in den vergangenen Jahren stark. Dies belegen die Besucherzahlen deutlich, welche die großen Veranstaltungen Jahr für Jahr veröffentlichen. Dadurch war es wiederum für die Anbieter möglich, den Blick auf eine größere Zielgruppe zu lenken, in der in der Folge auch ein größeres wirtschaftliches Potenzial steckt.

    Die Kommerzialisierung der Vergangenheit

    Gleichsam ist nicht zu leugnen, dass hinter dem Blick in die Vergangenheit ein großes wirtschaftliches Potenzial steckt. Obwohl kritisch darüber diskutiert werden muss, inwiefern die Trachten der heutigen Tage tatsächlich noch den Standards der Vergangenheit entsprechen, so bleibt die wirtschaftliche Bedeutung nicht zu leugnen. Einerseits liegt dies an den etwas höheren Anschaffungspreisen der Festgewänder. Bereits vor hunderten Jahren wurden diese allein zu besonderen Anlässen getragen, was auch auf ihre enorme Kostbarkeit zurückzuführen war. Zwar schränkte sich dies aufgrund der völlig veränderten Bedingungen in unserer Zeit etwas ein. Doch noch immer wird für hochwertige Dirndl und Lederhosen mehr Geld auf den Tisch gelegt, wie beim Kauf der normalen Alltagskleidung.

    Neue Trends im alten Gewand

    Experten äußern sich in besonderer Weise kritisch zu den Trends, wie sie aktuell in der Welt der Trachtenmode ausgerufen werden. Inzwischen gibt es jährlich wechselnde Trends, die zum Beispiel ein bestimmtes Farbmuster betreffen. Auch die Art des Karos änderte sich bereits in den vergangenen Jahren. Einerseits steckt dahinter der Wunsch vieler Trachtenträger, sich noch stärker voneinander zu unterscheiden und mehr Vielfalt in diese Sparte der Mode zu bringen. Auf der anderen Seite spielt dabei jedoch das kommerzielle Interesse eine wichtige Rolle.

    Würde die Tracht am heutigen Markt nach den Grundsätzen der Vergangenheit angeboten werden, so hätte dies einen negativen Einfluss auf die Umsätze der Hersteller. Denn für die Menschen der damaligen Zeit bedeutete die Tracht ein Kleidungsstück, welches das ganze Leben begleitete. Aus diesem Grund wurde einerseits durch eine robuste Verarbeitung dafür gesorgt, dass eine solch lange Lebensdauer möglich war. Die meisten überlieferten Trachten des 18. und 19. Jahrhunderts weisen zudem zahlreiche professionell ausgeführte Reparaturen auf. Denn es war nicht genügend Kapital vorhanden, um eine neue Tracht zu erwerben. Weiterhin wurden die edlen Kleidungsstücke nur zu besonderen Anlässen aus dem Schrank geholt. Auch auf diese Weise konnte eine hohe Konstanz erreicht werden. Dem stehen die schnellen Änderungen und neuen Veröffentlichungen gerade gegensätzlich entgegen, wie wir sie in der heutigen Zeit am Markt erleben können.

    Statuten der Zukunft

    Doch wie ist nun in Zukunft mit dem Phänomen der Tracht umzugehen? Dabei überwiegen auf der Seite der Experten zunächst positive Eindrücke. Denn einerseits ist die Tracht dazu in der Lage, viele der aktuell so beliebten Volksfeste noch authentischer erscheinen zu lassen. Würde nicht allseits so viel Wert auf die entsprechende Kleidung der Gäste gelegt werden, so wäre es wohl kaum möglich, das besondere Flair zu erzeugen. Doch genau dieses ist immer wieder dafür verantwortlich, dass sich so viele Menschen für die Angebote vor Ort interessieren.

    Auf der anderen Seite bleibt es bedeutend, sich über die wahre Geschichte der Trachten in Bayern und in Deutschland bewusst zu sein. Keineswegs waren Dirndl, Lederhosen und ein rot kariertes Hemd die traditionelle Kleidung, die über Jahrhunderte in ganz Bayern oder gar in ganz Deutschland getragen wurde. Vielmehr handelt es sich nur um einen kleinen Ausschnitt von der damaligen Tradition, der aber an die heutigen Verhältnisse angepasst und vergrößert wurde. Wer sich dies hin und wieder vor Augen führt, wenn das wilde Treiben auf den großen Festen ein neues Mal beginnt, der wird von den heutigen Ausmaßen dieses Trends nicht mehr hinters Licht geführt. Stattdessen ist es möglich, sich die reale historische Situation vorzustellen und im Anschluss die teils gravierenden Unterschiede zu erkennen.

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