Geschwind über Stock und Stein: So ticken Gravelbikes
Gravelbikes sind derzeit das ganz heiße Ding. Sie transportieren die Idee vom Rennrad von der Straße ins Gelände. Worauf müssen Einsteiger beim Kauf achten?
Im Rahmen der allgemeinen Fahrrad-Euphorie und geschürt nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie, ist gerade auch das Gravelbike sehr angesagt. Bloß - was ist das überhaupt?
Rennrad mit breiteren Reifen
"Genau genommen ist ein Gravelbike nichts anderes als ein Rennrad mit breiteren Reifen", sagt Thomas Geisler. "Reifenbreiten von 35 Millimetern und mehr, die mit wenig Luftdruck gefahren werden, ermöglichen ein komfortables und schnelles Vorankommen auch auf losem Untergrund, auf Feld- und Waldwegen", sagt der Redakteur beim Pressedienst Fahrrad (pd-f).
Das erklärt dann auch den Namen dieses Bikes, denn Gravel bedeutet im Englischen Schotter. Und weil diese Räder nicht nur im Gelände, sondern auch auf Asphalt gut funktionieren - der Rollwiderstand ist kaum höher als beim klassischem Rennrad - spricht man auch vom All-Road-Bike oder vom Breitreifen-Rennrad.
Beim Gravelbike kommt es auf Sattel, Pedale und Lenkergriffe an
"Ein Gravelbike bietet aber nicht nur mehr Flexibilität als ein Rennrad, sondern ist dank der breiten Reifen auch komfortabler und durch die angepasste Geometrie oftmals intuitiver zu fahren", sagt Benjamin Topf. Er empfiehlt nicht nur Einsteigern, bei der Ausstattung vor allem an den drei Kontaktpunkten - Sattel, Pedale, Lenkergriffe - nicht zu sparen.
"Man sollte zum Beispiel darauf achten, dass die Lenkergriffe geriffelt sind, um bei Fahrten durch Schlamm oder Wasser einen sicheren Halt zu gewährleisten", so der Chefredakteur der Fahrrad-Magazine "Gran Fondo" und "Downtown". Und da die Reifen nun einmal der einzige Kontakt zum Untergrund seien, rät er auch hier zu hochwertigeren Modellen.
Auch der Experte vom pd-f ein rät zu einem gewissen Qualitätsniveau der einzelnen Komponenten. So gehören Scheibenbremsen und eine geländetauglich abgestimmte Übersetzung für ihn zur Grundausstattung. Anleihen aus dem Mountainbike-Bereich, wie zum Beispiel eine Federgabel, seien dagegen kein Muss, sondern vielmehr eine Geldfrage.
Finanzielle Frage: Rahmen aus Alu oder Carbon?
Auch die Wahl des Rahmenmaterials ist ein Stück weit Geschmackssache und damit ebenfalls eine Frage der Finanzen. "Der Markt verlangt nach Carbon, weil es das Hightech-Material ist", sagt Topf. "Ein Alu- oder sogar ein Stahl-Bike bieten aber auch viel Fahrspaß". Vor allem moderne Alurahmen seien nicht nur sehr hochwertig und qualitativ oft vergleichbar mit günstigen Carbon-Rahmen, sondern bringen meist sogar Gabeln aus Carbon mit. Geisler würde einen hochwertigen Alurahmen einem günstigen Rahmen aus Carbon ebenfalls vorzuziehen, zumal die hohe Empfindlichkeit von Carbon beziehungsweise Materialschäden, die bei Stürzen auftreten können, ein klarer Nachteil seien.
Allerdings rät auch er zur Carbon-Gabel. Der Grund: "Ein Aluminiumrahmen hat weniger Dämpfungseigenschaften, Dämpfung ist aber beim Graveln wichtig. Eine Gabel aus Carbon erhöht da den Fahrkomfort und damit auch den Fahrspaß." Die Highend-Lösung ist übrigens Titan, das ähnliche gute Dämpfungseigenschaften hat wie Stahl, im Gegensatz zu Stahl aber nicht rostet. Allerdings finden sich Titanrahmen nur bei sehr hochwertigen und damit auch sehr teuren Modellen.
Was kostet ein gutes Gravelbike?
Ein gutes Einsteigermodell bekomme man kaum unter 2000 Euro, sagt Topf, die Schmerzgrenze liege bei 1500 Euro. Geisler siedelt diese Grenze, jenseits der die Qualität rapide nachlässt, bei "rund 1000 Euro für ein ordentliches Alu-Gravelbike" an. Bei Carbonrädern liege der Einstiegspreis bei etwa 2000 Euro. Und ein E-Gravelbike - der allgemeine Trend zum E-Bike ist selbstverständlich längst auch im Segment der Gravelbikes angekommen - sei ab 2500 Euro zu haben. (tmn)
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