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Mercedes SLS AMG: Die Legende lebt

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Mercedes SLS AMG: Die Legende lebt

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Kein Retro-Modell

Zwar macht der neue Silberpfeil einen weiten Bogen ums Retro-Design und weist mit klaren Linien, geraden Strichen und einem futuristischen Heck erfreulich weit in die Zukunft. Doch wie das Original von 1954 ist die Neuauflage ein Traumwagen, der bei einem Preis von 177 310 Euro für viele wohl ein Wunschwagen bleiben wird.

Konstruiert wie ein Rennwagen

Eingefahren auf der Nordschleife des Nürburgrings, gibt der SLS den ambitionierten Spitzensportler. Locker könnte er es auch mit Ferrari & Co. aufnehmen. Der 4,64 Meter lange aber gerade einmal 1,26 Meter hohe Zweisitzer ist nicht nur stark und schnell, sondern auch überraschend agil und wendig. Dafür haben die Entwickler mit einer Aluminiumkonstruktion gegenüber einem konventionellen SL 63 rund 300 Kilogramm gespart und mit der sogenannten Transaxle-Bauweise für eine ausgeglichene Balance gesorgt.

Der Motor vor und das Getriebe hinter den Sitzen bringen den Wagen ins perfekte Gleichgewicht und machen ihn zusammen mit der feinfühligen Lenkung und einem gut abgestimmten Fahrwerk extrem präzise und berechenbar. Er schneidet scharf durch die Schikanen und lässt sich je nach justierter Toleranz der Stabilitätskontrolle bis in den Grenzbereich mit dem kleinen Finger mühelos im Zaum halten.

Ein Flügeltürer wird zum Tiefflieger

Quell der unbändigen Kraft ist eine weitere Evolutionsstufe des hauseigenen V8-Motors. Das 6,2-Liter-Aggregat legt noch einmal knapp zehn Prozent Leistung zu und kommt nun auf 420 kW/571 PS und bis zu 650 Nm Drehmoment.

Die Doppelkupplungsautomatik mit ihren drei Schaltprogrammen wechselt die sieben Gänge in Windeseile - so wird schnell aus dem tiefen Donnergrollen ein wütendes Kreischen. Wenn man richtig Gas gibt, mutiert der Flügeltürer zum Tiefflieger. In nur 3,8 Sekunden schnellt er auf Tempo 100, hat nach kaum zwölf Sekunden 200 Sachen auf der Uhr und schiebt selbst jenseits von 300 km/h noch so mächtig voran, dass die auf 317 km/h erfolgte Tempobegrenzung wie ein Akt der Willkür erscheint.

Im Innenraum gibt der SLS den Sportler im Smoking

Während man in anderen Rennwagen dieses Kalibers schwer arbeiten muss und sich oft in einem Fitness-Studio auf Rädern wähnt, bietet der SLS einigen Komfort. Statt enger Schalensitze hat er bequeme Ledersessel, zum Zierrat aus Karbon gibt es Klavierlack und edle Häute. Und auch wenn ihm ein paar Sicherheits- und Assistenzsysteme fehlen, ist er fast so üppig mit elektronischen Helfern bestückt wie eine E- oder S-Klasse.

Sogar das Platzangebot kann sich sehen lassen: Wer sich ohne Helm auf die Piste traut, sitzt selbst mit knapp zwei Metern lässig hinterm Lenkrad. Und der Kofferraum ist so groß, dass dort irgendwann einmal das Verdeck des fest eingeplanten SLS Roadsters hineinpassen wird.

Zwischen Boulevard und Boxengasse

Mit diesem Zuschnitt steht der SLS den perfekten Spagat zwischen Fighter und Gleiter. Eben noch ambitionierter Rennwagen auf der Rundstrecke wird er schon wenige Meter nach der Boxengasse zum galanten Gran Tourismo, in dem der Fahrer auch gelassen durch die Ortschaften zuckeln kann.

Doch bei aller Begeisterung bleibt auch der schönste und schärfste Mercedes der Neuzeit nicht frei von Kritik. Die Sitzauflagen dürften etwas länger sein, den Flügeltüren fehlt zum perfekten Showeffekt der elektrische Antrieb. Der V8-Motor hat noch keine Direkteinspritzung, obwohl diese schon vor 50 Jahren angeboten wurde. Sie steht im nächsten Sommer bei AMG zusammen mit einer Zylinderabschaltung auf dem Plan. Liegt der Durchschnittsverbrauch von 13,2 Litern (CO2-Ausstoß: 308 g/km) so allenfalls knapp unter Konkurrenzniveau, hätte der Flügeltürer seine Wettbewerber damit förmlich deplatzieren können. Doch die Schwaben haben auch so bereits ein Argument, das Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen soll: In rund zwei Jahren nämlich soll es den SLS auch als Elektroflitzer geben.

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