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Emotionales Vermächtnis: Den Kindern nach dem Tod eine Botschaft hinterlassen

Emotionales Vermächtnis

Den Kindern nach dem Tod eine Botschaft hinterlassen

Eltern sollten für ihre Kinder und den Fall eines plötzlichen, unerwarteten Todes ein emotionales Vermächtnis verfassen - am besten nach einem schönen Tag gemeinsam.
Eltern sollten für ihre Kinder und den Fall eines plötzlichen, unerwarteten Todes ein emotionales Vermächtnis verfassen - am besten nach einem schönen Tag gemeinsam. Foto: Daniel Ingold/Westend61/tmn

Der Tod von Vater oder Mutter ist vor allem für junge Menschen ein unbeschreiblicher Schmerz. Es ist ein Verlust, auf den oft lange Trauer und viele Fragen folgen, auf die es jedoch keine Antworten mehr gibt. Das kann sich auf das ganze Leben auswirken. Aus diesem Grund sollten Eltern über ein emotionales Vermächtnis nachdenken, rät die Diplom-Psychologin Thurid Holzrichter. Im Interview erklärt sie, wie man es schafft, ein Vermächtnis zu schreiben, und warum sich das am Ende positiv auf den Umgang mit seinen Liebsten auswirken kann.

Frau Holzrichter, was ist ein emotionales Vermächtnis?

Holzrichter: So ein Vermächtnis hat den Hintergrund, ähnlich wie ein Testament, einen letzten Wunsch an die Hinterbliebenen zu hinterlassen. Beim Testament ist es so, dass es eher um Güterverteilung geht. Beim emotionalen Vermächtnis geht es darum, Gefühle, Wünsche, vielleicht auch Bedürfnisse – all das, was denjenigen, der nun verstorben ist, bewegt hat – seinen Kindern oder anderen Angehörigen mitzugeben.

Warum ist es sinnvoll, so ein Vermächtnis zu hinterlassen?

Holzrichter: Das hilft Kindern zum Beispiel ganz entscheidend, mit dem Verlust ihres Elternteils zurechtzukommen. Wir erleben es in unserer Beratungspraxis häufig, dass über Jahrzehnte hinweg eine Trauer bleibt – und die Kinder, wenn ein Elternteil früh oder plötzlich gestorben ist, sich viele Fragen stellen. Etwa: Darf ich glücklich sein? Und so geht es natürlich darum, mit dem Vermächtnis Trauer zu heilen, aber auch Schuld abzunehmen und seinen Angehörigen, für die man das schreibt, einen Kompass, also eine Orientierung, aber auch Liebe mitzugeben.

Sollten Eltern schon frühzeitig darüber nachdenken, ein Vermächtnis zu schreiben?

Holzrichter: Eltern, auch werdende, sollten sich meiner Meinung nach, Gedanken darüber machen, wie es nach ihrem Tod weitergehen soll. Sollte ein Elternteil sterben, bevor ein Kind etwa fünf Jahre alt ist, wird dieses sich später kaum erinnern können und es bleiben viele Fragen. Auch älteren Kindern gibt es ihr gesamtes Leben über Sicherheit und Frieden, zu wissen, was ein Elternteil sich für sie gewünscht hätte – nämlich, nicht in Trauer zu verzweifeln, sondern irgendwann wieder glücklich zu sein.

Ist es auch sinnvoll, wenn Omas und Opas über ein Vermächtnis für ihre Enkel nachdenken?

Holzrichter: Natürlich ist es für jedes Großelternteil, das eine Beziehung zu seinen Enkeln pflegt, für jeden, der einen Partner hinterlässt, für jeden Freund, für jeden guten Nachbarn, zu dem es eine enge Beziehung gibt, toll, wenn man sich zu Lebzeiten, wenn es einem gut geht, um so ein Thema kümmert. Und dann etwas für den anderen hinterlässt, was ein Akt der Liebe ist, aber auch Orientierung und Sicherheit gibt.

Interview: Tom Nebe, tmn

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