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Leben + Arbeiten in Karlshuld: Moosmetropole Karlshuld

Leben + Arbeiten in Karlshuld

Moosmetropole Karlshuld

Der Bewegungspark neben der Mehrzweckhalle ist ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt.
Der Bewegungspark neben der Mehrzweckhalle ist ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt. Foto: hama

Die Moosmetropole hat sich viel vorgenommen. Kaum ist das Haus für Kinder fertig, das mit 8,5 Millionen Euro bis dato teuerste Projekt, das Karlshuld je gestemmt hat, peilt Bürgermeister Michael Lederer einen neuen Rekord an. Diesmal dürfte ein zweistelliger Millionenbetrag fällig werden. Grüner Wasserstoff aus dem Donaumoos, das klingt erst einmal ziemlich futuristisch. Doch die Verantwortlichen der rund 6000 Einwohner zählenden Moosmetropole gehen das ehrgeizige Projekt an. Dessen Ziele sind Energiewende, Umweltschutz, regionale Wertschöpfung und Moorschutz. Über eine mit weiteren Gesellschaftern noch zu gründende Invest- und Betreibergesellschaft will die Kommune zum Anbieter von Wärme, Strom und dem Treibstoff Wasserstoff werden. Um das zu verwirklichen, soll eine große Freiflächen-Photovoltaikanlage gebaut werden, die sowohl Strom für gemeindeeigene Liegenschaften liefert und in einen Nahwärmespeicher einspeist, als auch einen Elektrolyseur antreibt. Der produziert ebenfalls Wärme, wenn er Wasser spaltet. Dabei entsteht Sauerstoff, der in der Industrie genutzt werden kann, und Wasserstoff, der als Energiespeicher dient und unabhängig vom Sonnenlicht dann verwertet werden kann, wenn er gebraucht wird. Später könnten Wasserstofftankstellen zur Energieversorgung von Fahrzeugen hinzukommen. An das Nahwärmenetz sollen zunächst Rathaus, Schule, Mehrzweckhalle und Kindertagesstätten angeschlossen werden, bei Interesse, wenn die Energie reicht und die Entfernung zu überbrücken ist, auch Wohnhäuser. Rein rechnerisch könnten die rund 2400 Haushalte in Karlshuld mit CO2-emissionsfreier Wärme versorgt werden. Da aber Solarstrom nicht rund ums Jahr verfügbar ist, kann an den Nahwärmespeicher zusätzlich eine Hackschnitzelheizung angeschlossen werden, die bei Bedarf anspringt. Was das Projekt kosten wird, steht noch in den Sternen. „Eine zweistellige Millionenhöhe“, soviel lässt sich Lederer entlocken. Zunächst aber ist ein Pilotprojekt geplant, das auf 2,5 Millionen Euro veranschlagt ist und vom Bund mit 750.000 Euro bezuschusst wird. Der „Photovoltaik-Schulgarten“ soll von der Schule fußläufig erreichbar auf rund zwei Hektar Fläche entstehen und verfolgt neben den bereits genannten Zielen des Großprojektes noch einen Bildungsauftrag. Dazu soll eine Freiflächenanlage neben der Anlage unmittelbaren Anschauungsunterricht ermöglichen. Als Idealfall empfände Lederer einen begehbaren Photovoltaik-Schulgarten. Er will den Nachwuchs nicht nur über Umwelt- und Klimaschutz informieren, sondern ihn dafür richtig begeistern.

So neu die Photovoltaik-Wasserstoffvision ist, so traditionsverhaftet ist die Idee eines Ortszentrums, das Bürgermeister und Gemeinderat zusammen mit den Karlshulder Bürgern entwickeln wollen. Schon Lederers Vorgänger Karl Seitle hätte gern einen Ortskern gehabt, der der florierenden Gemeinde im Donaumoos zum Markt-Status verholfen hätte. Doch der wurde abgelehnt, weil Karlshuld als typisches Moos-Straßendorf eben kein richtiges Zentrum hat. Dem Manko soll nun mithilfe von ISEK (Integratives Städtebauliches Entwicklungskonzept) abgeholfen werden. Zum neuen Zentrum werden könnte das Areal um das ehemalige Moorversuchsgut, die Saatgutreinigungsanlage - aktuell noch Museumsdepot - Volksfestplatz und die frisch sanierte Klosterwirtschaft. Das Musemsdepot muss weichen, die alte Saatgutreinigungsanlage ist ohnehin kein idealer Standort für die rund 10.000 Exponate. Dieter Distl vom Kulturhistorischen Verein und Museumsleiter Fritz Koch von der Stiftung Donaumoos sind auf der Suche nach einem Standort. Angedacht wird ein Neubau im Umfeld der Umweltbildungsstätte Haus im Moos und des Freilichtmuseums. Sobald das Depot geräumt ist, könnte die Gemeinde Karlshuld daran gehen, in dem historischen Gebäude Veranstaltungsräume unterzubringen. Denn die fehlen sehr, seit das Gasthaus Greppmair seinen Saal geschlossen hat. Auf jeden Fall verbesserungswürdig ist der Karlshulder Volksfestplatz, der momentan aus einer völlig schmucklosen Asphaltwüste besteht, die zum Ärger der Karlshulder häufig von Lastwagen zugeparkt wird. Ideen, wie er freundlicher, abwechslungsreicher und schmucker gestaltet werden könnte, sollen bei einer Bürgerbeteiligung gesammelt werden. Dafür ist am Samstag, 18. September, ein Ideentag vor Ort geplant, der zum Austausch der Bürger untereinander und mit den Verantwortlichen dienen soll. Am Ende zählt natürlich nicht nur das Optische, sondern der Platz muss auch weiterhin funktional bleiben, als Volksfestplatz, Parkplatz bei Großveranstaltungen, für Skate-Night oder Veranstaltungen des Vereins Gesundes Karlshuld nutzbar sein. Idealerweise sollen nach Lederers Vorstellung Platz und historisches Ensemble der Putzerei auf der anderen Seite der Hauptstraße eine optische Einheit bilden.

Knapp 60 Vereine ermöglichen es den aktuell 6025 Karlshuldern, sich ehrenamtlich zu engagieren oder ihren sportlichen, musischen, sozialen oder sonstigen Interessen nachzugehen. Jüngstes Kind im Reigen der Vereine ist der kürzlich gegründete Partnerschaftsverein Karlshuld, der die bestehenden Partnerschaften mit der serbischen Gemeinde Beka sowie Schwetzingen zusammenführen und gegebenenfalls weitere betreuen soll.

Wer sich sportlich betätigen, aber nicht an einen Verein binden will, findet ein breit gefächertes Kursangebot beim Gesunden Karlshuld, das jedermann offensteht. Noch niederschwelliger lässt sich im Bewegungspark für Jung und Alt trainieren, der neben der Mehrzweckhalle zu finden ist und bei gutem Wetter ein gerne genutzter Treffpunkt ist.

Text: hama

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