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Michael Rummenigge Fußballschule in Gundelfingen: „Wir brauchen mehr Straßenfußballer in Deutschland“

Michael Rummenigge Fußballschule in Gundelfingen

„Wir brauchen mehr Straßenfußballer in Deutschland“

Michael Rummenigge kommt am Pfingstwochenende mit seiner Fußballschule nach Gundelfingen.
Michael Rummenigge kommt am Pfingstwochenende mit seiner Fußballschule nach Gundelfingen. Foto: Karl Aumiller

Hallo Herr Rummenigge, in den letzten Wochen ist im deutschen Fußball viel passiert. Was sagen Sie beispielsweise zum Ausscheiden der Bayern gegen Liverpool?

Rummenigge: Erst einmal muss man sagen, dass alle deutsch-englischen Duelle eindeutig ausgingen. Bayern war nach dem Hinspiel die einzige Hoffnung. Mir hat aber der absolute Wille gefehlt nach vorne zu spielen. Wenn man in 180 Minuten nur zweimal ernsthaft aufs Tor schießt, ist das zu wenig.

Haben Sie mit Ihrem Bruder, der ja Vorstandsvorsitzender beim FC Bayern ist, schon über das Aus der Königsklasse geredet?

Rummenigge: Natürlich ist der Kalle sehr enttäuscht über das Ausscheiden. Für einen Weltklub, wie es der FC Bayern ist, ist das natürlich nicht befriedigend. Aber er nimmt es sportlich.

International vertritt nur noch Eintracht Frankfurt den deutschen Fußball. Müssen wir uns Sorgen machen?

Rummenigge: Wir müssen uns bereits seit der WM 2018 Sorgen machen. Nach dem Weltmeistertitel in Brasilien sind sehr viele Fehler gemacht worden. Es kann nicht sein, dass wir – mal ausgenommen von Kai Havertz und Julian Brandt – keine guten jungen deutschen Spieler in der Bundesliga haben. Wenn ich da nach England, Frankreich oder Spanien sehe, ist die Bundesliga weit hinterher.

Warum ist das so?

Rummenigge: Warum gehen wir denn ins Stadion? Weil wir Spieler sehen wollen, die ins Dribbling gehen und im Eins gegen Eins etwas riskieren. Wir müssen viel mehr auf Individualisierung setzen und die Fußballer wieder Fußballer sein lassen.

Gibt es Ihnen zu wenige Straßenfußballer in der Bundesliga?

Rummenigge: Ja genau. Es gibt viel zu wenige Spieler wie Thomas Müller, die auch mal etwas unberechenbares machen. Ich habe nichts gegen junge Trainer, aber wir brauchen keine Laptoptrainer mehr. Mein Appell: Lasst die Fußballer, Fußball spielen! In unserer Fußballschule machen wir das seit 23 Jahren. Mit meiner Firma Trendsport Rummenigge wollen wir Minispielfelder wieder in die Vereine bringen, sodass die 8 bis 14-jährigen wieder öfters 4 gegen 4 oder 5 gegen 5 auf engstem Raum spielen.

Wenn man Bundesliga schaut, kommt es einem so vor, dass alle zehn Minuten die Taktik geändert wird. Ist das Ihnen zu viel Rasenschach?

Rummenigge: Stellen Sie sich vor, Pep Guardiola würde Schalke 04 trainieren. Das könnte er nicht so, wie er das bei Bayern oder in Barcelona gemacht hat, weil er die Qualität an Spielern nicht zur Verfügung hat. Das ist ja das Problem in der Bundesliga. Wir haben ein Vierklassensystem, das sieht man, wenn man die Tabelle ansieht.

Ich meine, wenn Vereine wie Nürnberg und Hannover nach 26 Spieltagen nur 13 beziehungsweise 14 Punkte auf dem Konto haben, dann stimmt etwas nicht. Der Qualitätsunterschied innerhalb der Liga ist einfach viel zu groß. Das hätte es früher, als Ich noch aktiv war, nicht gegeben.

Wie könnte die Deutsche Fußball-Liga (DFL) dem entgegenwirken?

Rummenigge: In dem wir endlich die 50+1 Regel aufheben. Gute Spieler kosten Geld und dafür braucht man Investoren. Natürlich muss vorher ganz klar geregelt werden, welchen Einfluss die Geldgeber auf den Verein haben dürfen.

Was sagen Sie zur Ausbootung von Thomas Müller, Jérôme Boateng und Mats Hummels aus der Nationalmannschaft?

Rummenigge: Dieses Überfallkommando, dass da nach München kam und mit den drei Spielern jeweils drei Minuten und mit meinem Bruder zehn Minuten gesprochen hat, war schon sehr fragwürdig. Die Art und Weise passt einfach nicht und die jungen Spieler müssen erst einmal beweisen ob sie so gut sind.

Die Bundesliga ist spannend wie nie. Sie haben für Bayern und Dortmund gespielt. Wem drücken Sie im Meisterschaftsrennen die Daumen. Rummenigge: Ich bin stolz für beide Klubs gespielt zu haben. Ich denke die Vorentscheidung fällt am 6. April in München. Aktuell sehe Ich die Bayern im Vorteil, würde mich aber freuen, wenn es der BVB schafft.

Sie kriegen dafür keinen Ärger mit Ihrem Bruder?

Rummenigge: Nein, nein. Wir frotzeln uns deswegen öfters miteinander und haben unseren Spaß.

Kommen wir zu Ihrer Fußballschule. Sie waren bereits zweimal zu Gast in Gundelfingen. Wie sind Ihre Erinnerungen?

Rummenigge: Wir hatten sehr gute Bedingungen. Das Stadion ist toll und der Rasen ist wirklich Bundesligareif. Wir hoffen auch in diesem Jahr wieder 35 bis 55 Kinder zusammen zu bekommen. Wir kommen gerne, denn es hat in den vergangenen Jahren sehr viel Spaß gemacht!

Auf welche Neuheiten dürfen sich die Kids vom 7. bis 9. Juni in Gundelfingen freuen?

Rummenigge: Wir haben in diesem Jahr „Smartgoals“ dabei. Das muss man sich vorstellen wie Nintendo auf dem Feld. Die Spieler absolvieren verschiedene Hindernisse auf Zeit und haben sehr viel Spaß dabei.

Sind aus dem Camp schon junge Talente in Bundesliga-Vereine vermittelt worden?

Rummenigge: Wir vermitteln keine Spieler direkt. Aber wenn uns beispielsweise in Gundelfingen ein talentierter Spieler auffällt, kann es schon sein, dass ich meinen Freund Stefan Reuter in Augsburg anrufe und das weitergebe. Es ist tatsächlich schon vorgekommen, dass Spieler, die bei uns im Camp waren, jetzt bei größeren Vereinen im Jugendbereich spielen. Aber das ist nur die Spitze des Eisberges. Uns freut es genauso, wenn wir die breite Maße ansprechen und die Kids wieder zu uns kommen.

Sie sind mit Ihrer Fußballschule weltweit unterwegs. Sie waren beispielsweise in Dubai, demnächst geht es nach Thailand...

Rummenigge: Ja, das ist richtig. Das Camp in Dubai war klasse. 35 Kinder aus 17 Nationen haben teilgenommen und es war einfach toll zu sehen, wie Syrer zusammen mit Indern, und Juden zusammen mit Moslems gekickt haben. Da fragt man sich schon, warum es in der Welt so viele Konflikte gibt.

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