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Tiergestützte Therapie: So wird Bello zum Therapiebegleithund

Tiergestützte Therapie

So wird Bello zum Therapiebegleithund

Als Therapiehund eignet sich im Prinzip jede Rasse.
Als Therapiehund eignet sich im Prinzip jede Rasse. Foto: Hundeschule in Augsburg

„Die so genannte tiergestützte Therapie steckt bei uns im Gegensatz zu den USA allerdings noch immer in den Kinderschuhen“, bedauert Achim Korths. Der Augsburger, Jahrgang 1964, betreibt unter anderem eine Hundeschule, trainiert aber eigentlich Menschen. Doch der Reihe nach.

Der studierte Diplom-Sozialpädagoge unterstützte vor vielen Jahren verhaltensauffällige Jugendliche auf ihrem Weg zum Schulabschluss. Weil er keine Betreuung für seinen damaligen Hund hatte, nahm er ihn kurzerhand mit zur Arbeit.

Tiere wirken beruhigend auf Schüler

Dabei bemerkte er, wie beruhigend dieser sich auf die Schüler auswirkte. Sie liebten den Vierbeiner – vielleicht weil er den Unterricht und auch den Lehrer menschlicher machte. Fakt jedenfalls war: Die Abschlüsse der jungen Leute fielen überwiegend gut aus, die Jugendlichen hatten auch mehr Selbstvertrauen.

So entstand bei Korths die Idee, diese Erfahrung in ein festes Konzept einfließen zu lassen – als selbstständiger Trainer. Er absolvierte deshalb eine Ausbildung zum Systemischen Therapeut und Organisationsberater. Die Systemische Therapie ist ein Verfahren aus der Psychotherapie und bezieht das soziale Umfeld bei psychischen Störungen schwerpunktmäßig ein, insbesondere die Interaktionen zwischen Mitgliedern der Familie und deren sozialer Umwelt.

Training und Beratung für Hundehalter

Außerdem lässt er sich zum Fachberater für tiergestützte Therapie ausbilden und arbeitet fortan mit Hunden und Menschen. Weil es für ihn ein schlüssiges Konzept war, das zu seinen bisherigen Ausbildungsbausteinen passte, absolvierte er eine weitere Fortbildung und wurde „Ich schaff's“-Trainer, ein pädagogisches Programm, das auf der Systemlehre beruht.

Bereits 2006 gründete er das Encouragement Institut und die Teamtraining Hundeschule in Augsburg. Hier bietet er als freiberuflicher Trainer und Berater systemische Einzel-, Paar- und Familientherapie, Training und Beratung für Menschen mit Hunden sowie Tiergestützte Intervention (TGI) an.

Hund und Halter werden ausgebildet

Ein Baustein seines Angebots ist dabei eine zweimal jährlich statt findende Ausbildung von Therapiebegleithunden, in die Hund und Halter einbezogen werden.

Warum Hund und Halter, wo doch der Hund eine neue Aufgabe haben soll? „Weil ein Therapiehund kein Therapeut ist, sondern eher eine Art Medium, das Menschen Impulse zur Veränderung gibt und nicht alleine arbeiten kann“, erklärt Korths. „Hund und Halter bilden ein Mensch-Hunde-Team und stellen ein System dar. Hier würde es nichts nützen, dem Tier allein irgendwelche Befehle oder ein erwünschtes Verhalten beizubringen. Auch der Hundehalter muss dazu lernen und sein Verhalten überprüfen, damit die Beziehung zueinander funktioniert. Nur dann können sie beide gemeinsam therapieren helfen.“

Als Therapiehund eignet sich im Prinzip jede Rasse.
Als Therapiehund eignet sich im Prinzip jede Rasse. Foto: Hundeschule in Augsburg

Fähigkeiten lernen, Probleme lösen

Dieser Systemgedanke ist für Korths übrigens die Basis bei jeder Hund-Mensch-Beziehung: Es gilt immer, Fähigkeiten zu lernen und nicht nur einzelne Probleme zu lösen.

Die Teilnehmer einer Therapiebegleithunde-Ausbildung kommen dabei überwiegend aus dem pädagogischen oder medizinischen Bereich, sind Lehrer, Ärzte, Heilpädagogen, Physio- oder Psychotherapeuten. „Sie erkennen das Potenzial von Tieren für ihre Schüler oder Patienten“, sagt Korths, „denn Tiere, insbesondere Hunde, sind unvoreingenommen. Sie leben im Hier und Jetzt, lieben bedingungslos und bewerten einen Menschen nicht.“

Jeder Hund ist zum Therapiebegleithund geeignet

Zum Therapiebegleithund ausbilden lässt sich Korths Meinung nach im Prinzip jeder Hund – sogar so genannte Listenhunde. Allerdings muss das Tier mindestens 15 Monate alt sein, um den Wesenstest ablegen zu können.

„Entscheidend ist: Wie gut kann der Hund mit verschiedenen Situationen und Menschen umgehen. Lässt er sich von jedem streicheln oder verunsichern ihn Verhaltensauffälligkeiten oder körperliche Beeinträchtigungen.“

Während andere Begleithunde, wie Blinden- oder Polizeihunde eine Gehorsamsprüfung ablegen müssen, zählt bei Therapiebegleithunden deshalb in erster Linie ihr Charakter vor körperlichen Fähigkeiten. Solche Hunde müssen sich für therapeutische und pädagogische Settings eignen.

Anforderung an Halter von Therapiehunden

Dazu sollten sie kontaktfreudig aber gleichzeitig vorsichtig und nicht zu stürmisch sein. Weil ihr Gegenüber oft psychisch instabil ist, sei es umso wichtiger, dass ihr fester Bezugspartner, der Halter, stabil ist, so Korths weiter. So müsse dieser auch rechtzeitig erkennen, wenn es dem Tier zu viel wird, es sich unwohl fühlt oder mit einer Situation nicht umgehen kann.

Während der Ausbildung, die auch mal nur in einem Spaziergang mit Spielübungen bestehen kann, setzt Korths auf das Instrument der positiven Verstärkung.

Wie lange ein Hund zum Lernen braucht, ist unterschiedlich, deshalb gibt es auch keine feste Ausbildungsdauer. Die Abnahme der Prüfung erfolgt durch die Hundeschule und wird jährlich wiederholt, weil sich der Hund im Lauf seines Lebens physisch und psychisch verändert.

Nachweise über Wesensprüfung und tierärztliche Kontrollen

Dafür erhalten die Teilnehmer jedoch den Nachweis, dass sie und ihre Hunde für die therapeutische Arbeit befähigt sind. Neben diesen Wesensprüfungen müssen Therapiebegleithunde außerdem häufiger als andere tierärztlich auf Parasiten und Krankheiten untersucht werden. Auch das ist eine Verpflichtung für den Tierhalter, der darüber ein Nachweisbuch führen muss.

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