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Tiere: Lebensgefährliches Fressen: Pica-Syndrom bei Katzen

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Lebensgefährliches Fressen: Pica-Syndrom bei Katzen

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    Lebensgefährliches Fressen: Pica-Syndrom bei Katzen
    Lebensgefährliches Fressen: Pica-Syndrom bei Katzen

    Dass Katzen Spuren auf der Couch oder dem Arm hinterlassen, wissen ihre Halter. Wenn das Haustier aber am Lieblingspulli knabbert, am Teppich nagt oder Teile des Bettlakens frisst, sollte das Anlass zur Sorge sein. Denn Unverdauliches zu fressen, kann bei Katzen lebensbedrohliche Magen- und Darmverschlüsse verursachen.

    Pica-Syndrom heißt das Phänomen in der Fachsprache. Abgeleitet wird es vom lateinischen Begriff für die so ziemlich alles aufsammelnde Elster. Unklar ist die Ursache für das Verhalten. Vornehmlich sind orientalische Rassen wie Siam- und Burmakatzen betroffen, wie Astrid Behr vom Bundesverband Praktizierender Tierärzte (bpt) in Frankfurt sagt. Deshalb werde angenommen, dass die Zwangsstörung vererbt wird. Denkbar sei auch, dass Stress die Verhaltensstörung hervorrufe, etwa bei einem Umzug, infolge eines Halterwechsels oder bei Besuch.

    Schuld könne aber auch das Gegenteil sein: Langeweile - ähnlich wie bei kleinen Kindern. "Manche Katzen machen das, um Aufmerksamkeit zu bekommen", erklärt Verhaltensforscherin Franziska Kuhne vom veterinärmedizinischen Klinikum der Universität Gießen.

    Als weitere mögliche Ursache wird Kuhne zufolge zu frühzeitiges Abstillen diskutiert. "Auf Katzenwelpen haben Saugen und Schlucken einen beruhigenden Effekt", sagt die Expertin. "Der Reflex ist nicht weg, wenn die Katzen zu früh oder abrupt abgesetzt wurden." Nach etwa sieben Wochen würden Katzenmütter in der Regel ihren Jungen das Stillen nach und nach verweigern. Wenn die Katzenbabys wegen neuer Besitzer oder einem entzündeten Gesäuge eher aufs Säugen verzichten müssen, behalten sie den Reflex bei.

    Wenn die Katze unverdauliche Fremdkörper verschluckt, helfe oft nur eine Operation. "Das muss nach Größe und Beschaffenheit von Fall zu Fall abgewägt werden", erklärt die Tiermedizinerin Tina Hölscher von der Organisation aktion tier.

    Katzenhalter sollten allerdings nicht in Panik geraten, wenn sich ihr Liebling alle paar Tage erbricht. "Beim Fellwechsel, wenn die Katzen viele Haare schlucken, kann das alle zwei bis drei Tage und nicht nur einmal in der Woche passieren", sagt Kuhne. Und Unverdauliches wie Wolle sei in den Resten meist gut zu erkennen.

    Werden Fremdkörper entdeckt oder riecht das Erbrochene nach Kot, solle der Halter seinen Vierbeiner schnell zu einem Tierarzt bringen, rät Behr. Der überprüft mögliche Grunderkrankungen wie Blutarmut, Leber- und Nierenschäden, die ebenfalls ein Grund sein können, warum die Katze ungewöhnliche Dinge frisst.

    In Fällen ohne andere Krankheit empfiehlt Behr, das Futter stärker auf Rohfasern umzustellen und etwas zu füttern, bei dem "Fressen anspruchsvoller wird". So sollten Portionen verfüttert werden, die Mahlzeiten in der freien Natur entsprechen - etwa Fleischbrocken in der Größe einer Maus. "Oder Hühnerhälse, bei denen die Katzen mehr zu kauen und zu knacken haben."

    Generell raten die Experten, mehr Zeit mit den am Pica-Syndrom leidenden Katzen zu verbringen und sie häufiger zu beschäftigen. Zudem gebe es - wie auch für Menschen - Psychopharmaka, mit denen Zwangsstörungen behandelt werden, erläutert Behr.

    Von Strafmaßnahmen, wie sie in einigen Internetforen debattiert werden, halten die Fachleute hingegen nichts. "Das ist ja eigentlich ein Verhalten, bei dem sich die Katze wohlfühlt", sagt Kuhne. "Sie dafür zu bestrafen, ist grundlegend falsch." (dpa)

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