André Ortolf ist 25 Jahre alt, lebt in Augsburg-Lechhausen und arbeitet im Familienbetrieb, einer Recycling-Firma. Soweit, so normal. Aber in seiner Freizeit geht der gelernte Außenhandelskaufmann einem eher ungewöhnlichen Hobby nach: Er jagt Rekorde. Ob Wackelpudding mit Essstäbchen essen, in Clogs rennen oder so viel Senf wie möglich essen: Keine Wette ist vor ihm sicher. Wie er zu diesem Hobby kam und warum die „100“ eine große Rolle dabei spielt, verriet er Nicola Kübler.
Wann kamen Sie auf die Idee, Rekorde zu sammeln? Gab es ein Schlüsselerlebnis?
André Ortolf: Ich war im Leichtathletikverein, Rekorde haben mich prinzipiell schon immer interessiert. Die Wette mit den 100 Metern in Clogs habe ich durch Zufall im Guinnessbuch der Rekorde gefunden, als ich in der Sparte Leichtathletik gestöbert habe. Ich wusste ja, wie schnell ich bin auf 100 Metern, da habe ich das einfach mal ausprobiert und es hat gleich geklappt. Da ging’s dann los und ich konnte nicht mehr aufhören.
Wie viele Rekorde sind es insgesamt bisher?
Ortolf: Ich habe manche Rekorde schon drei, vier Mal gebrochen, weil sie zwischendurch von jemand anderem überboten wurden. Aktuell sind es 80 Stück.
Warum sollen es genau 100 Rekorde sein?
Ortolf: Das ist eine gewisse Schallmauer. Ich wäre der erste Deutsche, der das schafft. Die 100 ist in naher Zukunft möglich. Bei 1000 ist es eher unwahrscheinlich, dass ich das schaffe. Aktuell sind noch einige Rekorde, die beglaubigt werden müssen. Das dauert oft sechs Monate. Aber ich müsste bald nahe an der 100 sein.
Was war der verrückteste Rekord, den Sie aufgestellt haben?
Ortolf: Ich habe vor ein paar Wochen eine brennende Fackel im Mund gehalten, mit verbundenen Augen. Die Herausforderung ist es, dass es nicht zu heiß wird. Ich habe es sieben Minuten lang geschafft. Zuvor lag der Rekord bei zwei Minuten.
Was macht Ihnen eigentlich am meisten Spaß bei der Jagd auf Rekorde?
Ortolf: Neue Herausforderungen, neue Aufgaben. Der Weg dorthin, dass es anfangs unmöglich scheint und man übt und es dann schafft man es doch. Außerdem öffnet das Hobby viele Türen. Im Januar bin ich nach Saudi-Arabien mit Guinness geflogen, um ein paar Rekorde aufzustellen. Da würde ich sonst nicht hinkommen.
Haben Sie es schon mal nicht geschafft, eine neue Bestmarke aufzustellen?
Ortolf: Ja, selbstverständlich. Bei manchen überschätzt man sich, oder man hat die falsche Strategie gewählt. Dann scheitert man erst mal. Aber ich bin ehrgeizig, denke immer wieder darüber nach. Und irgendwann fällt mir ein, was ich besser oder anders machen könnte, damit es klappen könnte. Und dann probiere ich es noch mal.
Welche Rekorde möchten Sie in nächster Zeit noch brechen?
Ortolf: Das sind zwei Stück. Der eine ist, Gurken mit den Händen auseinanderzureißen. Der andere heißt „Die schnellsten 100 Meter im Einkaufswagen im Team.“ Letzteres ist ein Rekord, für den ich einen Partner brauche. Da frage ich dann immer jemanden aus meinem Freundeskreis.
Wie vereinbaren Sie Ihr Hobby mit Ihrem Beruf?
Ortolf: Ich arbeite im Familienbetrieb und bin zeitlich flexibel, das kommt meinem Hobby sehr entgegen.
Wie lange wollen Sie Ihr Hobby noch ausüben?
Ortolf: Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, die 100 will ich aber auf jeden Fall schaffen. Ansonsten habe ich kein bestimmtes Ziel. Solange es Spaß macht, mache ich auf jeden Fall weiter mit der Jagd nach Rekorden.
Dieser Artikel stammt aus unserer Beilage "2020 - Was in der Region zählt." Hier finden Sie weitere spannende Texte zum Thema Zahlen.