
Lüneburger Henkersführung mit schwarzem Humor

Das wird ein Mordsspaß. Scharfrichter Meister Hans, im richtigen Berufsleben Schauspieler, berichtet über das Rechtssystem des Mittelalters.
Meister Hans ist der wohl ungewöhnlichste Stadtführer im Norden. Seine schwere Axt "Franziska" schwingend und mit Wollust in der Stimme führt der Scharfrichter in einer dicken braunen Kutte durch die Altstadtgassen von Lüneburg.
Und erschrickt so manchen Touristen mit gruseligen Geschichten aus dem Mittelalter. Besonders übel ging es am sieben Meter hohen Pranger der Hansestadt zu, an dem die Angebundenen als vogelfrei galten. Schlagen konnte sie, wer wollte. "Manchem wurde auch das Stadtwappen ins Gesicht gebrannt - heute zahlen Menschen für so ein Branding Geld", erzählt der 41-Jährige mit schwarzem Humor.
Brutale Bestrafungsmethoden im Mittelalter
Die Nasenspitzen wurden ab- und die Zungen eingeschnitten - die Scheußlichkeiten aus der Zeit des 13. bis 16. Jahrhunderts kommen Leif Scheele locker von den Lippen: "So eine Maske macht frei." Bei der patrouillierenden Polizei ist das Unikum mit der furchteinflößenden schwarzen Haube gut bekannt. Es wird gelächelt, wenn die kleine Menschentraube vorbeizieht.
Jeder Lüneburger war im Mittelalter verpflichtet, einmal im Leben einer Hinrichtung beizuwohnen. Zur Abschreckung, um die Kriminalitätsrate niedrig zu halten. Etliche Fässer Freibier lockten zu den vierteljährlichen Events. Nach jeder Enthauptung konnte der Henker seine Familie drei Wochen gut ernähren, erzählt Scheele.
Auch gefoltert wurde ohne Hemmungen: Die Ausschmückungen von Daumenschrauben, Streckbänken und Zahnziehen lassen besonders die Touristinnen bei dem eineinhalbstündigen Vortrag aufstöhnen. Nicht zimperlich ist Meister Hans - auch nicht mit sich, wenn er mit forschem Schritt in seinen schweren Lederstiefeln übers Kopfsteinpflaster fegt. "Im August kann es 'ne heiße Kiste werden, aber Adrenalin löst viele Probleme", sagt der ausgebildete Schauspieler, der freitags und samstags auf der Bühne steht und sonntags seine Gruselgeschichten unters Volk bringt.
Humorvoller Umgang mit dem Thema Tod
Vor der Pandemie buchten ihn meist 25 Leute - zwei Durchgänge am Abend, derzeit läuft die Touristensaison etwas ruhiger an. "Aber was ist schon Corona? Zu meiner Zeit hatten wir die Pest, da haben wir jeden dritten Europäer verloren", sagt er und wechselt mühelos wieder in seine Rolle. Es ist ihm aber ernst mit dem Thema Tod. Lebenszeit sei knapp bemessen, betont Scheele nach dem langjährigen Studium einschlägiger Lektüre aus der Vergangenheit und auch der derzeit immer noch vollzogenen Todesstrafe in vielen Staaten weltweit. "Drum sauft, tanzt und liebt euch", gibt Meister Hans zum Abschluss des humorvollen Gangs durch seine Heimatstadt mit auf den Weg.
Ebenso lebenslustig ist Francois Infray. Mit charmantem Akzent und Anekdoten führt der Franzose durch die historische Altstadt. Der ausgebildete Clown aus Paris, der seit 25 Jahren im Norden lebt, spielt auch den Roten Narr. Liebhabern der Gaukelei zeigt er bei der Motto-Führung die dunkelsten Hinterhöfe. "Das macht richtig Spaß, kostet aber auch Anstrengung, ständig Kontakt mit den Leuten zu halten", erzählt er.
Großes Interesse an Drehorten der "Roten Rosen"
In der Pandemie-Pause fiel sein zweites Standbein aus, als Clown im Zirkus und an Schulen aufzutreten. "Das Jahr habe ich in der Beziehung abgehakt", sagt der 58 Jahre alte Freiberufler. Für Stadtbesichtigungen ist er derzeit etwa zweimal täglich gebucht, in der Hauptsaison zur Heideblüte im August werden es vier bis fünf Termine sein. "Das ist dann richtig Sport", sagt Infray.
Sieben Monate mussten die Gästeführer pausieren. Inzwischen strömen die Menschen wieder in die kleine Stadt an der Ilmenau. Der Renner sind seit Jahren die Extra-Touren zu den Drehorten der "Roten Rosen". "Es geht schon ziemlich heftig wieder los", sagt Julia Steinberg-Böthig von der Lüneburg Marketing GmbH. Ein Großteil der eine Million Besucher jährlich wird durch die ARD-Nachmittagsserie angelockt. (tmn)

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