Selten genutzt: Weiterbildung während Kurzarbeit
Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Kurzarbeit ist in vielen Betrieben wegen der Wirtschaftskrise Alltag. Nach einem Beschluss der Bundesregierung von Ende November können Unternehmen Kurzarbeitergeld auch 2010 noch in Anspruch nehmen.
Außerdem fördert die Regierung Weiterbildungen während der Kurzarbeit. Davon machen Unternehmen bisher allerdings nur zögerlich Gebrauch. Die Deutschen bilden sich im internationalen Vergleich ohnehin wenig weiter. Jeder absolviert während seiner Karriere laut einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im Schnitt 398 Weiterbildungsstunden. In Frankreich (713) oder Dänemark (943) sind es deutlich mehr.
Die Wirtschaft klagt andererseits über einen Fachkräftemangel: "Deswegen appellieren wir an die Arbeitgeber, die Zeit der Kurzarbeit für Qualifizierung zu nutzen", sagt Adriana Galunic, Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg.
Die Bundesregierung hat es den Unternehmen noch leichter gemacht, ihre Mitarbeiter während der Kurzarbeit weiterzubilden: Die verbesserten Förderungen wurden angesichts der drohenden Rezession schon Ende 2008 beschlossen. Dabei gibt es nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit grundsätzlich zwei Fördermöglichkeiten: Eine für gering Qualifizierte ohne Berufsabschluss sowie für Mitarbeiter, die in einem Beruf tätig sind, für den sie keine Ausbildung haben, und eine weitere für alle anderen Arbeitnehmer.
Für die gering Qualifizierten erstattet die Arbeitsagentur die vollen Lehrgangskosten sowie einen Zuschuss zu Fahrt- und Kinderbetreuungskosten. Für alle anderen werden 25 bis 80 Prozent der Weiterbildungskosten bezahlt. Abhängig ist die Höhe dieses Zuschusses von der Art der Qualifizierung, der Betriebsgröße und vom Arbeitnehmer. Von Januar bis September haben aber nur 67 000 Menschen eine subventionierte Qualifizierung während der Kurzarbeit absolviert.
"Das ist gemessen an der Zahl der Kurzarbeiter verschwindend gering", kritisiert Klaus Heimann, Bildungsexperte der Gewerkschaft IG Metall in Frankfurt. Allerdings räumt der Gewerkschafter ein, dass es für die Arbeitgeber nicht ganz leicht sei, die Qualifizierung in der Kurzarbeit zu organisieren. Sie sei beispielsweise für kleinere Unternehmen die Förderung recht unübersichtlich und kompliziert, ergänzt Torsten Petrak, Arbeitsmarkt-Experte der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) in Berlin. Für Großunternehmen sei es oft ein nicht leistbarer organisatorischer Aufwand, für eine große Zahl von Mitarbeitern kurzfristig geeignete und sinnvolle Weiterbildungsmaßnahmen einzurichten.
Weil das Interesse an den Fördergeldern bislang so gering war, ist der Topf noch reich gefüllt. Insgesamt stehen gut 166 Millionen Euro zur Verfügung, die teilweise aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) stammen. Bis Ende September war nur ein sehr kleiner Teil davon abgerufen worden: 21 Millionen gab die Bundesagentur für Arbeit bislang für gering Qualifizierte aus, nur 11 Millionen waren es bei den übrigen Beschäftigten. IG Metall-Bildungsexperte Klaus Heimann appelliert an die Firmen, sich um die Fördergelder zu bemühen und ihre Mitarbeiter durch eine Qualifizierung fit für die Zukunft zu machen. "Das Thema ist auch im Jahr 2010 noch nicht durch."
Informationen: Das Bundesarbeitsministerium hat eine Telefon-Hotline zum Thema Kurzarbeit eingerichtet. Sie ist unter 01805/67 67 12 (14 Cent pro Minute) zu erreichen.
Infos zum Thema Kurzarbeit: www.einsatz-fuer-arbeit.de
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