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Wir bilden aus 2021: Von Chef-Duzern und Langschläfern

Wir bilden aus 2021

Von Chef-Duzern und Langschläfern

Die Ferien sind vorbei – jetzt beginnt für viele Azubis der Ernst des Lebens. Da heißt es früh aufstehen, pünktlich sein und so manchem Fettnapf im neuen Betrieb aus dem Weg gehen.
Die Ferien sind vorbei – jetzt beginnt für viele Azubis der Ernst des Lebens. Da heißt es früh aufstehen, pünktlich sein und so manchem Fettnapf im neuen Betrieb aus dem Weg gehen. Foto: Foto: Mediaparts, stock.adobe.com/oH

Die Ausbildung hat gerade begonnen, der Tatendrang ist groß. Doch gerade auf den ersten Metern der Azubi-Laufbahn lauern zahlreiche Fettnäpfchen und Fallstricke. Die sollten Neu-Lehrlinge möglichst umgehen. Allerdings ist nicht jeder Stolperer zu Beginn der Ausbildung auch Schuld des Auszubildenden. Typische Fehler und Probleme von Azubis im Überblick:

Zu spät im Betrieb: „Das ist der Klassiker unter den Fehlstarts“, sagt Ausbildungsberaterin Claudia Rossel-Meyer von der Handwerkskammer (HWK) für Schwaben: „Ich sollte abklären, wie lange der Weg zur Arbeit dauert, und entsprechend planen.“ Pünktlichkeit gilt natürlich nicht nur in den ersten Wochen der Ausbildung, sondern ist grundsätzlich eine Tugend - speziell im Berufsleben.

Falsche Anrede: Jeder Betrieb ist anders - und damit auch der Tonfall unter Kollegen und gegenüber dem Azubi. „Im Handwerk zum Beispiel duzen sich oft alle, in großen Unternehmen kann das aber ganz anders aussehen“, sagt Rossel-Meyer. Hier sollten Neulinge also erst einmal zurückhaltend sein und genau hinhören, statt beherzt den Geschäftsführer anzukumpeln. Blöde Sprüche und Beleidigungen können sich Azubis aber natürlich verbitten. Und einen festen Ansprechpartner für Fragen und Probleme dürfen sie auch einfordern.

Ungeduld und Übereifer: Großem Tatendrang folgt manchmal noch größere Ernüchterung - weil man sich alles ganz anders vorgestellt hat. „Man fängt wirklich von vorne an und darf nicht erwarten, dass man im Friseursalon zum Beispiel sofort Kunden die Haare schneiden darf“, so die Expertin. Deshalb gilt gerade am Anfang: Erstmal zuhören, auch wenn es um scheinbar banale oder langweilige Dinge geht. Sicherheitseinweisungen zum Beispiel sind in vielen Jobs am Anfang Pflicht. Wer da gleich Desinteresse demonstriert, hinterlässt nicht den besten ersten Eindruck.

Ausbeuten lassen: „Es gibt Arbeitgeber, die mustergültig ausbilden“, sagt Simon Habermaaß, Bundesjugendsekretär bei Verdi. „Und genauso gibt es leider auch Betriebe, in denen Azubis eher billige Arbeitskräfte sind.“ Ein guter Indikator dafür: Wer über Wochen immer den gleichen, langweiligen Routine-Job macht und gar nichts Neues lernt, sollte sich beschweren oder Alarm schlagen. Ansprechpartner bei solchen Problemen sind etwa die Ausbildungs- und Mitarbeitervertretung im Betrieb, die zuständige Gewerkschaft oder die jeweiligen Kammern.

Den Druck unterschätzen: Eine Ausbildung ist etwas anderes als der Schulbesuch. Das macht sich gerade am Anfang bemerkbar: „Die erste Woche ist anstrengend, abends sind die Azubis meistens platt“, sagt Rossel-Meyer - und das nicht nur in Jobs, in denen körperlich gearbeitet wird. „Deshalb sollte man sich zu Beginn auch privat nicht zu viel vornehmen, sondern sich wirklich ganz auf den Ausbildungsstart konzentrieren.“

Rechte nicht kennen: Überstunden sollten für Azubis eigentlich die absolute Ausnahme sein. Laut dem Ausbildungsreport des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) für 2017 sind sie in mehr als einem Drittel der Fälle aber eher Alltag. „Azubis dürfen nicht dazu ausgenutzt werden, um falsche Personalplanung aufzufangen“, sagt Habermaaß. Außerdem haben Lehrlinge ein Recht darauf, ihren Ausbildungsplan zu sehen. Auch der fehle aber leider in allzu vielen Ausbildungsbetrieben.

Fehler vertuschen: Kleine Fehler passieren - und große manchmal auch. Das ist auch okay so, gerade für Auszubildende. „Aber man muss dazu stehen.“ Wer Mist baut, sollte sich entschuldigen, den Fehler erklären und versprechen, das es nicht wieder vorkommt. „Die Schuld bei anderen zu suchen oder etwas zu vertuschen, ist gerade im Handwerk und in kleinen Teams fatal.“

Text: Tobias Hanraths/oH

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