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Daniel Springer: Wie ein Augsburger Stahlbildhauer fürs Handwerk wirbt

Daniel Springer

Wie ein Augsburger Stahlbildhauer fürs Handwerk wirbt

Als Daniel Springer 1981 seine Lehre als Gas-Wasser-Installateur beginnt, ahnt er nicht, wohin ihn sein Handwerk einmal führen wird. Über 40 Jahre später füllt er demnächst große Werbeflächen in London. Denn eines seiner Werke ist das Herzstück der PR-Kampagne für die kommende Affordable Art Fair, eine berühmte Kunstmesse in Englands Hauptstadt. „Das ist verrückt“, sagt Springer.

Daniel Springer: "Das Handwerk hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin"

Nun ja, dass er selbst ein wenig verrückt ist, gibt der heutige Stahlbildhauer sogar zu. „Fragen Sie mal meine Frau“, sagt er mit einem Schmunzeln. Andere wiederum würden den waschechten Augsburger aus dem Stadtteil Lechhausen als wissbegierig und mutig beschreiben. Immer an seiner Seite: das Handwerk. „Es hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin“, betont Springer, der zu Lehrbeginn vollmundig ankündigte, mit 55 das Arbeiten aufzuhören.

Geschafft hat er dieses Ziel bereits mit 50. Wie das geht? „Ich glaube daran, dass jeder eine Lebensaufgabe hat. Meine war es, Erfahrungen zu sammeln“. Er saugt alles auf, was er gezeigt kriegt. Schon mit zehn Jahren hält er das Schweißgerät des Vaters in der Hand. Der ist es auch, der ihm vieles über Autos beibringt. „So habe ich mir mein erstes Geld dazu verdient, indem ich alte Fahrzeuge aufgepäppelt und dann teurer weiterverkauft habe“, erzählt der 58-Jährige.

Handwerker sind Multi-Tasker

Weiter geht es mit dem ersten Haus, das er erwirbt. Es soll nicht das letzte bleiben. „Das war eine Bude, die keiner kaufen wollte“, lacht er. Springer schlägt trotzdem zu. Damals ist er 23, seine heutige Frau gerade 19. Sie schüttelt aufgrund des Wagnis nicht nur einmal mit dem Kopf. „Ich wusste aber: Ich kann das“, sagt Springer. Und hält Wort, indem er alles selbst renoviert und anschließend vermietet. Zu Gute kommen ihm Fähigkeiten, die er sich zeitlebens aneignet. Ob in der Lehre, in der Bundeswehr-Zeit oder – nach erfolgreich absolvierter Techniker- und Meisterschule – in der Selbstständigkeit. Was er nicht kann, bringt er sich bei.

Nach 15 Jahren verkauft er seinen eigenen Sanitärbetrieb, damals ist er 50. Sein Glück findet er in der Kunst – und hat seitdem eine Lebensaufgabe. Nun möchte er Erfahrungen weitergeben und aufrütteln. „Das Handwerk hat nicht den Ruf, den es verdient“, findet er.

Daniel Springer will mit seiner Kunst die Menschen zum Nachdenken anregen

Mit seinem aktuellen Kunstwerk „Tower“ provoziert er bewusst. „Nur so kann ich zum Nachdenken anregen“, erklärt er. Geschaffen hat er einen Wolkenkratzer, der nicht nur durch seine Höhe von über drei Metern und das Gewicht von rund 90 Kilogramm, sondern auch durch die Verwendung von poliertem, glänzenden Edelstahl ins Auge sticht. Bei genauerem Hinsehen entdeckt man eine tiefe Kerbe am Fuß des Gebäudes. Eigentlich müsste der Turm nun kippen, doch die Edelstahlfigur eines Handwerkers sichert das Kunstwerk mit einem Seil.

 „Die Figur steht symbolisch für das Handwerk und seine Schlüsselrolle, die es für den Aufbau und Erhalt unserer Gesellschaft spielt“, verdeutlicht Springer sein Ansinnen. „Den Handwerker braucht jeder, geschätzt wird er aber nicht von allen. Ich möchte dazu beitragen, dass sich das ändert und alte Denkmuster aufgebrochen werden – ob bei Eltern, die ihre Kinder lieber zum Studieren schicken. Oder bei den Nachwuchskräften, die das Handwerk – ohne genauer darüber nachzudenken – als unattraktiv empfinden.“

Springer will mit seiner eigenen Lebensgeschichte verdeutlichen, was alles möglich ist. Als er zur Lehrzeit gefragt wurde, was er arbeite, habe er selbst noch geantwortet: „Gas-Wasser-Scheiße“. „Das ist doch Quatsch. Das Handwerk ist so viel mehr wert. Und ich würde mich freuen, wenn wieder mehr Leute erfahren würden, wie fantastisch es ist, mit den eigenen Händen etwas zu schaffen.“

Zur Person Daniel Springer

Daniel Springer wurde 1965 in Augsburg geboren. Nach einer Berufskarriere im Handwerk, verkaufte der Installateur- und Heizungsbaumeister seinen Betrieb in seiner Heimatstadt und hat seitdem als Stahlbildhauer sein Glück gefunden. Ausgestellt hat er bereits auf Messen und in Galerien im In- und Ausland.

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