
Zwischen Augsburg und Sambia: Fairer Fußball als Vision

ZamBam Sports produziert in Sambia nachhaltige Schienbeinschoner aus Bambus. Studentin und Mitgründerin Luisa Bliesze verrät, was hinter dem Augsburger Start-up steckt.
Das Augsburger Studierenden-Start-up ZamBam Sports will die Fußballwelt nachhaltiger gestalten. Der erste Schritt dazu: Schienbeinschoner aus Bambus – nachhaltig und CO2-frei produziert unter fairen Arbeitsbedingungen in Sambia. Mitgründerin Luisa Bliesze spricht im Interview über die Hintergründe und Ziele des Projekts.
Luisa, von Schienbeinschonern aus Bambus dürften in unserer Region bislang die wenigsten gehört haben. Was steckt denn hinter der Idee und wie seid ihr darauf gekommen?
Luisa: Entstanden ist die Idee, als mein Mitgründer Frederik während seines Sportfreiwilligendienstes in Sambia war. Dort hat er Fußballtraining für Jugendliche gegeben. Da fiel ihm auf, dass es an Ausrüstung und vielem mehr gefehlt hat.
Wie ging es dann weiter?
Luisa: Freddy hat nach etwas gesucht, mit dem sowohl die Wirtschaft vor Ort als auch konkret der Sport unterstützt werden kann. Zunächst hatte er an die Herstellung von Fußbällen oder Toren gedacht.
ZamBam Sports aus Augsburg schafft nachhaltige Arbeitsplätze in Sambia
Schlussendlich sind es die Schienbeinschoner geworden. Warum?
Luisa: Für Bälle oder Tore wären viel mehr Ressourcen und auch ein höheres Startkapital nötig gewesen. Zudem wäre die Fertigung in Sambia zu kompliziert geworden. Schienbeinschoner aus Bambus haben für die Spieler den Vorteil, dass sie Schutz vor Verletzungen bieten. Und für die Natur, dass die Pflanze vor Ort wächst. Zudem ist die Produktion mit wenig Maschineneinsatz möglich. Unterm Strich entstehen Arbeitsplätze unter nachhaltigen Gesichtspunkten.

Von der Idee bis zum Produkt ist es ein weiter Weg. Hier ist sicherlich auch etwas Tüfteln nötig, oder?
Luisa: Freddy hat gemeinsam mit Kollegen und Freunden in Sambia an diversen Prototypen gebastelt. Mit einigen Ideen ist Freddy dann nach Deutschland zurückgekehrt und hat dort im Rahmen der Initiative Enactus das Projekt gegründet. Am Ende hat sich herausgestellt, dass die Fertigung aus einem großen Teil am besten klappt, wenn man die Gesichtspunkte Dämpfung, Schlagsicherheit und Verletzungsminimierung miteinbezieht.
Kannst du uns erklären, was Enactus ist?
Luisa: Enactus ist eine weltweite Organisation, die genau solche Projekte wie unseres unterstützt. Das heißt, studentische nachhaltige Initiativen, die nicht primär auf Profit aus sind. Die Unterstützung ist nicht finanzieller Natur, dafür hilft uns Enactus aber mit einem großen Netzwerk. Dazu zählen auch Coachings oder Programme, die beispielsweise beim Schreiben des Business Plans sehr wichtig sind.
Als Studenten ein Start-up aufzubauen, ist sicher nicht einfach. Wie seid ihr, neben der Unterstützung von Enactus, weiter vorgegangen?
Luisa: Wir haben uns Stück für Stück selbst ein Netzwerk aufgebaut, unter anderem über Messen und andere Veranstaltungen. Zudem haben wir von sogenannten Business Advisors profitiert, die schon im Sportbereich tätig sind – wie beispielsweise die BadBoyz Ballfabrik, die nachhaltige Fußbälle herstellt. Aber auch sportfremde Sparringspartner aus der Wirtschaft waren sehr hilfreich.
Kürzlich hat eure Crowdfunding-Kampagne geendet. Wie ist es denn gelaufen?
Luisa: Insgesamt haben wir rund 5000 Euro eingenommen, was für ein Start-up eine ordentliche Summe ist. Viel wichtiger waren aber die Kontakte und der Aufmerksamkeitsschub, der mit der Kampagne einherging. Es haben sich Privatleute wie auch Unternehmen gemeldet, von denen wir noch nie gehört hatten, die jetzt aber mit uns zusammenarbeiten möchten.
Wie setzt ihr das Geld konkret ein?
Luisa: Das Wichtigste ist, unsere Produktionsstätte in Sambia fertigzustellen. Zudem werden die Arbeitsverträge unterschrieben und weitere Bambusfelder erschlossen, damit die Produktion so richtig losgehen kann.
Das große Ziel von ZamBam Sports: Nachhaltig und fair produzierte Sportartikel
Hinter ZamBam steckt ja nicht nur die Vision von nachhaltigen Schienbeinschonern. Wie sieht denn euer großes Ziel aus?
Luisa: Später möchten wir verschiedene nachhaltige sowie fair produzierte Sportartikel anbieten. Auch außerhalb des Fußballs und nicht nur an das Produkt Bambus gebunden, denn hier kommt man schnell an Grenzen.
Was könnte das sein?
Luisa: Vorstellbar wären beispielsweise Fußballtore. Dazu sind wir schon im Austausch mit re:net, die nachhaltige Netze herstellen. So könnten die Pfosten von uns, die Netze von einem Kooperationspartner kommen.
Die zurückliegende Fußball-WM war alles andere als nachhaltig. Hand aufs Herz: Hat das ZamBam-Team die Spiele in Katar verfolgt?
Luisa: Zu dieser Art der Veranstaltung hatten wir schon eine große Distanz, da sie in großen Teilen unseren Werten widerspricht. Ich kann natürlich nicht in die Wohnzimmer meiner Teamkolleginnen und -kollegen schauen (lacht). Aber ich weiß, dass sich Freddy zum Beispiel in einer Augsburger Initiative engagiert hat, die auf Missstände in Katar aufmerksam gemacht hat. Persönlich habe ich kein Spiel geguckt, weil ich derzeit für ein Auslandssemester in Kolumbien bin und zu der Zeit in Mexiko Urlaub gemacht habe. Was mir aber aufgefallen ist: Die Menschen in Deutschland sind viel kritischer mit der Thematik umgegangen als in Lateinamerika.
Du sprichst es an: Das Thema Nachhaltigkeit scheint in Deutschland verankerter zu sein als in manch anderem Teil der Welt. Kannst du das auch im Fußball festmachen?
Luisa: Positiv ist auf jeden Fall, dass viele Bundesliga-Vereine eigene Nachhaltigkeitskonzepte entwickeln und das Thema so präsent machen. Da ist es für uns wichtig, von Beginn an dabei zu sein – vor allem weil hier noch keine über Jahre gewachsenen Strukturen aufgebrochen werden müssen. Den großen Problemen des Fußballs wie unter anderem Korruption ist da schon weitaus schwieriger beizukommen.
Gibt es schon größere Zusammenschlüsse, um das Thema Nachhaltigkeit mehr zu pushen?
Luisa: Wir beteiligen uns unter anderem bei Initiativen wie „Sports For Future“ oder „Sport handelt Fair“, die einfach schon eine größere Reichweite als wir haben. Man merkt, dass sich etwas bewegt. So waren wir im vergangenen Jahr beim Nachhaltigkeitstag von Bundesligist Hertha BSC dabei, die vor dem Olympiastadion zahlreichen Nachhaltigkeitsorganisationen eine Plattform gegeben haben.
Nachhaltige Schienbeinschoner aus Bambus auch bald in Deutschland
Blicken wir mal in die Zukunft. Wo möchtet ihr mit ZamBam Sports in fünf Jahren stehen?
Luisa: Aktuell steht im Fokus, für eine stabile Produktion und ausgereifte Lieferketten in Sambia zu sorgen. Dann streben wir die Unternehmensgründung in Deutschland an, um auch hierzulande leichter Verkaufskanäle aufbauen zu können. Zudem läuft aktuell die TÜV-Zertifizierung der Schoner, die hoffentlich bis Mitte des Jahres abgeschlossen ist.
Und dann können Interessierte euer Produkt auch in Deutschland kaufen?
Luisa: Das hoffen wir. Deshalb gehen wir bereis jetzt auf Vereine, Fußballschulen und andere Einrichtungen zu, um beim Start möglichst schnell größere Mengen absetzen zu können und so auch die Bekanntheit zu erhöhen. Denn nur mit Einzelverkäufen über einen Webshop wird das schwer. Parallel suchen wir weitere Partner in anderen afrikanischen Ländern, um uns auch dort zu vergrößern. Aber zurück zur Ausgangsfrage: Klar ist es unser Traum, in fünf Jahren ein stabiles, florierendes Unternehmen zu haben.
Das ist ZamBam Sports
Das Kernteam des Start-ups besteht derzeit aus sechs Studierenden sowie drei Partnern in Sambia, die das dortige Mitarbeiterteam anleiten und dafür sorgen, dass die fairen, nachhaltigen Standards von ZamBam Sports eingehalten werden. Die Schienbeinschoner entstehen aus 100 Prozent reinem Bambus in der Produktionsstätte in Simonga, Livingstone. Neben der sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit gibt es zukünftig mit dem Buy-1-Sponsor-1-Modell einen weiteren wichtigen Geschäftssinn: Mit jedem in Deutschland gekauften Paar wird ein Paar für Jugendliche in Sambia mitfinanziert.
Alles Infos zum Augsburger Start-up und nachhaltigen Schienbeinschonern aus Bambus
Hintergründe zu Enactus
Enactus (Entrepreneurial Action for us all) ist eine weltweite Organisation in 37 Ländern. Rund 75.500 Studierende versuchen dabei, mit der Entwicklung und Durchführung sozialer und nachhaltiger Projekte die Welt durch ihre nachhaltige Innovationen langfristig zu verbessern.
Dieser Beitrag stammt aus unserer Verlagsbeilage "Regional genial".

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